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Kanton Aargau
Sinkende Behandlungsqualität, Überdiagnostik, Verteuerung – beim Aargauer Gesundheitswesen liegt einiges im Argen. Der Kanton will nun, dass Ärzte, Spitäler und Apotheker besser zusammenarbeiten.
Das Departement für Gesundheit und Soziales (DGS) schlägt Alarm: Im Aargauer Gesundheitswesen ist der Wurm drin. In einem Communiqué zählt es die Missstände auf: Von sinkender Behandlungsqualität, Überdiagnostik und einer Verteuerung des Systems ist die Rede.
Nun will das DGS mit dem Gesundheitswesen aufräumen – mithilfe des sogenannten Masterplans integrierte Versorgung. Er soll das Zusammenspiel von Ärzten, Apothekern, Spitälern und medizinischen Institutionen vorantreiben.
800 000 Franken für Masterplan
Die Quelle des Problems sieht der Kanton bei der enormen Spezialisierung. Denn damit wird die Gesundheitsversorgung zersplittert; jeder Spezialist ist nur für seinen Teil der Behandlung zuständig.
«Ein grosser Schwachpunkt im heutigen System sind die Schnittstellen zwischen den Leistungserbringern», sagt DGS-Mediensprecher Balz Bruder. «Oft weiss die eine Fachperson nur lückenhaft oder gar nicht, was die letzte gemacht hat.»
Die Folge: Gewisse Patienten werden mehrfach behandelt, obwohl das gar nicht nötig wäre. «Solche Fehlbehandlungen sind doppelt kostentreibend», beklagt das DGS.
Nun soll Schluss damit sein. Der Kanton investiert 800 000 Franken in den Masterplan, der auf vier Jahre befristet ist. Der Auftrag ist klar: Die Kommunikation, die Zusammenarbeit und die Koordination zwischen den Fachstellen soll verbessert werden.
Insbesondere bei der Vernetzung der einzelnen medizinischen Fachstellen sollen moderne Kommunikationsmittel zum Einsatz kommen. Am Schluss soll der Patient davon profitieren – denn die Betreuung werde effizienter, und es entstünden keine unnötigen Mehrkosten.
Alle müssen sich beteiligen
Damit dieses Unterfangen nicht einfach versandet, hat der Kanton eine Projektstelle geschaffen: Der Gesundheitswissenschafter Urs Zanoni (55) wird diese vom 1. Januar 2014 an übernehmen. «Mit dem Masterplan sollen neue Ideen initiiert, mit der Projektstelle innovative Vorhaben aktiviert werden», so Mediensprecher Bruder.
Welche Gebiete des Gesundheitswesens Projektleiter Zanoni genau in Angriff nehmen wird, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Kenntnis zu bringen.
Bruder betont jedoch, dass Zanoni den Takt nicht im Alleingang vorgeben werde. «Die integrierte Versorgung ist ein Gemeinschaftswerk – es lebt davon, dass sich alle Beteiligten einbringen.» Sowohl die Ärzte als auch die Apotheker haben ihre Bereitschaft dazu signalisiert – trotz des verbitterten Abstimmungskampfes, den sie um die Medikamenten-Initiativen geführt hatten.
Sie werden – ebenso wie die Spitäler – Vertreter stellen, die gemeinsam Projekte entwerfen und schliesslich auch durchführen. Die Kosten davon müssen die Ärzte, Apotheker und Spitäler selbst tragen – die Projektstelle hat hierbei lediglich eine beratende Funktion.