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Kanton Aargau
Viele Aargauerinnen und Aargauer warten auf eine Quarantäneverfügung des Kantons. Dieser ist im Rückstand und holt sich nun Unterstützung von einem externen Dienstleister. Bis Ende Jahr alle ausstehenden Verfügungen verschickt werden, verspricht das Gesundheitsdepartement.
Fast täglich erhält die AZ Mails von Aargauerinnen und Aargauern, die das Contact-Tracing kritisieren. Ein Mann wurde am 21. Oktober über das positive Testresultat informiert. Kurz darauf reichte er über das Meldeformular auf der Website des Kantons die Liste seiner engen Kontaktpersonen ein. «Es wäre einfach, die so vorliegenden Daten zur Erstellung von Verfügungen in Form von Serienbriefen zu verwenden», schreibt er. Aber die Quarantäneverfügungen seien erst am 11. Dezember eingetroffen. «Verfügungen nota bene, die eine Quarantäne in der zweiten Hälfte Oktober anordnen», hält er fest.
Sein Fall ist kein Einzelfall. «Was für ein furchtbarer Brief!», schreibt zum Beispiel Andreas Schweizer auf Twitter und teilt das Bild einer Quarantäneverfügung vom 9. Dezember, in der eine Quarantäne vom 14. bis 24. Oktober angeordnet wird.
Was für ein furchtbarer Brief!
— Andreas Schweizer (@SchweizerA) December 12, 2020
Mein Vertrauen erschüttert!
Das geschieht mit meinen Steuern! pic.twitter.com/0c6mnYsO8p
Auch der Sohn von Cristin Bugmann aus Wettingen hat lange auf die Verfügung gewartet. Nach einem positiven Test in seinem Unihockey-Team und der Meldung durch den betroffenen Spieler begaben sich die Trainingskollegen in Quarantäne. Der Verein habe vorbildlich reagiert und alle Spieler umgehend informiert, sagt Bugmann. Aber vom Contact-Tracing seien sie im Oktober und November nie kontaktiert worden. Der Brief, in dem eine Quarantäne vom 27. Oktober bis 6. November angeordnet wurde, traf am 15. Dezember ein.
Der Fall erinnert an jenen eines Handballspielers, der am 21. Oktober positiv getestet wurde. Auch hier haben die Trainer sofort alle Kontakte informiert, in Quarantäne geschickt und dem Contact-Tracing die Kontaktlisten geschickt. Eine Verfügung haben sie bis heute nicht erhalten. Und auch der positiv getestete Handballer hat seine erst am 19. November – also fast einen Monat verspätet – erhalten.
Gestern nun teilte das Gesundheitsdepartement mit, dass alle ausstehenden Quarantäneverfügungen bis Ende Jahr verschickt würden. Der Kanton zählt dabei auf die Unterstützung eines externen Dienstleisters. Den Namen dieses Dienstleisters gibt das Gesundheitsdepartement nicht bekannt.
Nachträglich verschickte Quarantäneverfügungen helfen nicht, die Pandemie einzudämmen. Aber Arbeitgeber sind auf die Verfügungen angewiesen, damit sie EO-Leistungen erhalten, wenn Mitarbeitende wegen Quarantäne ausfallen.
Treffen die Verfügungen viel zu spät ein, kann das für Arbeitnehmende unangenehm sein. Ein Mann schreibt der AZ: «Der Arbeitgeber meiner Frau weigerte sich, ihren Lohn auszuzahlen, obwohl er meinen positiven Laborentscheid kannte.»
Um das Contact-Tracing trotz anhaltend hoher Zahlen sicherzustellen, wird es bis Weihnachten erneut ausgebaut. Von heute 70 auf 110 Mitarbeitende, wie das Gesundheitsdepartement weiter schreibt. Ziel des Ausbaus sei die Sicherstellung des Contact-Tracing trotz steigender Fallzahlen sowie die Wiederaufnahme des Dienstleistungsangebots auf Kontaktpersonen.
Bis die Kontaktpersonen von Infizierten aber wieder zuverlässig kontaktiert werden können, dürfte es noch dauern. Das Gesundheitsdepartement schreibt: «Kontaktpersonen werden voraussichtlich erst wieder zuverlässig kontaktiert und informiert werden können, wenn es zu einem nachhaltigen Rückgang der Fallzahlen kommt.»