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Kanton Aargau
Ausgerechnet die CVP, die im Aargau mehr als 120 Kandidaten nominiert, hat im Kanton Bern mit einer Strategie mit mehreren Unterlisten Sitzverluste eingefahren.
CVPLA – Miteinander. Für die Land- und Ernährungswirtschaft. CVPE – Miteinander. Für Städte und Gemeinden. CVPAZ – Miteinander. Für Aarau und Zofingen. CVPBZ – Miteinander. Für Baden und Zurzach. CVP#1 – Miteinander. Für Brugg, Kulm, Lenzburg. CVPFA – Miteinander. Für das Freiamt. CVPFT – Miteinander. Für das Fricktal. CVPCS – Miteinander. Für die Christlichsozialen. Diese acht Unterlisten präsentiert die CVP Aargau der Wählerschaft neben ihrer Hauptliste. Die Partei will so ihre breite Abstützung im Kanton zeigen, die Kandidierenden der Unterlisten sollen Listenstimmen für jene auf den Spitzenplätzen bringen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die CVP auf diese Strategie setzt. In geringerem Mass versuchte die Partei auch schon im Kanton Bern, mit möglichst vielen Kandidierenden zum Erfolg zu kommen. 2003 holte die CVP in Bern mit einer Liste einen Sitz im Nationalrat. 2007 trat sie mit den Listen «Zentrum-CVP» und «Zentrum-Liberal-Soziale» an – es blieb bei einem Sitz. 2011 gab es wieder zwei Listen: «Mitte: CVP» und «Mitte: Die Liberalsozialen». Der Erfolg blieb aus, der bisherige CVP-Nationalrat Norbert Hochreutener wurde abgewählt. 2015 trat die CVP in Bern mit zwei Listen an, der «Mitte-CVP» und der «Mitte-Arbeits-gemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft». Die Rückeroberung des verlorenen Sitzes gelang allerdings nicht.
Auch auf kantonaler Ebene brachte die Strategie mit mehreren Listen der CVP keinen Erfolg. 2006 holte die Partei mit einer Liste im Wahlkreis Stadt Bern einen Sitz im Kantonsparlament, 2010 verteidigte sie diesen mit zwei Listen. 2014 gab es in der Stadt Bern drei CVP-Listen mit Kandidierenden für das Kantonsparlament – doch die Partei verlor ihren einzigen Sitz.
Auch bei anderen Parteien im Aargau gibt es dieses Jahr mehrere Unterlisten. Die SP stellte neben der Hauptliste eine Seniorenliste und die queer-feministische Liste der SP-Frauen auf. Bei der EVP gibt es im Herbst ebenfalls eine Seniorenliste (die AZ berichtete). Seit mehreren Jahren stellen auch die Jungparteien eigene Listen auf, die mit den Hauptlisten der Mutterpartei verbunden sind. «Wir haben keine Senioren- und keine Jungparteiliste, sondern ältere und jüngere Kandidierende auf unseren Listen», sagt CVP-Präsidentin Marianne Binder. Sie ist überzeugt, dass die Strategie mit vielen Unterlisten zum Erfolg führt.
Thomas Burgherr, SVP-Aargau-Präsident und damit Vorsitzender der zweiten Partei mit dem «V» für «Volk» im Namen, sieht dies völlig anders. «Aus meiner Sicht führt eine solche Masse von Kandidaten auf derart vielen Unterlisten nur zu Verwirrung bei den Wählern.» Bei der SVP gab es früher auch Unterlisten, im Jahr 2011 zum Beispiel eine mit Auslandschweizern. «Wir haben das Thema in der Parteileitung diskutiert und sind zum Schuss gekommen, ausser der Liste der Jungen SVP keine weiteren Unterlisten zu bilden», sagt Burgherr.
Er kritisiert, die mehr als 100 Kandidaten auf den CVP-Unterlisten seien im Endeffekt nur Wasserträger für die Spitzenleute auf der Hauptliste. «Ich glaube nicht, dass die Wählerschaft das goutiert, wenn man völlig chancenlose Personen in grosser Zahl für die Wahlen nominiert», sagt Burgherr.
Erfolgsversprechender als eine solche Übung, wie sie die CVP nun versuche, wäre aus seiner Sicht eine wahltaktisch geschickte Listenverbindung. «Wir würden gerne wieder mit der FDP und der CVP zusammenspannen, unser Angebot für eine grosse bürgerliche Verbindung steht», sagt er.