Mühleberg/Beznau
Jetzt wollen die Atomkraft-Gegner auch Beznau vom Netz haben

Das Atomkraftwerk Mühleberg soll im Jahr 2019 abgestellt werden. Geht es nach den Atomkraft-Gegnern, blüht dem Atomkraftwerk Beznau das gleiche Schicksal. Sie fordern die Axpo als Betreiberin zum Umdenken auf.

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Kritische Stimmen zu Beznau: Das Bild stammt von einer Demonstration gegen den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks vor dem Axpo-Hauptsitz in Baden im Februar 2012.

Kritische Stimmen zu Beznau: Das Bild stammt von einer Demonstration gegen den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks vor dem Axpo-Hauptsitz in Baden im Februar 2012.

ALEX SPICHALE

Bereits 2019 soll das Atomkraftwerk Mühleberg vom Netz genommen werden. Als Grund nennt die Betreiberin BKW AG betriebswirtschaftliche Überlegungen.

Die Regionalgruppe «Nie wieder Atomkraftwerke» (NWA) des Kantons Aargau nimmt diesen Entscheid «mit gemischten Gefühlen» zur Kenntnis. «Einerseits erscheint uns die Laufzeit angesichts der gravierenden Sicherheitsmängel immer noch zu lang. Andererseits steht nun erstmals ein konkretes Datum fest und die BKW hat begriffen, dass sich Investitionen in die alten Schrottreaktoren nicht mehr lohnen, sondern das Geld besser und wirtschaftlicher im Bereich der erneuerbaren Energien investiert wird», hält die Gruppe in einer Medienmitteilung fest.

Sie fordert deshalb auch die Axpo als Betreiberin des Atomkraftwerks Beznau zum Umdenken auf: Die Axpo verschleudere in den kommenden Jahren «unglaubliche» 700 Millionen Franken, um das älteste Atomkraftwerk der Welt weiterbetreiben zu können. «Das gefährliche Spiel mit der Lebensgrundlage von Hunderttausenden von Menschen muss beendet werden.»

Nie zu spät für Kehrtwende

Ähnlich tönt es bei den Grünen Aargau. «Auch Beznau braucht jetzt einen fixen Abschalttermin», lassen sie verlauten. Die Axpo wird in einem offenen Brief aufgerufen, «umgehend die vor kurzem erst beschlossene Vorwärtsstrategie zu stoppen».

Überdies bezeichnet es die Fraktionsspitze der Grünen als «inakzeptabel, dass das AKW Mühleberg ohne wesentliche Verbesserung der Sicherheit noch bis 2019 weiterlaufen soll». Ohne Nachrüstungen müsse es sofort vom Netz genommen werden.

Trotzdem: «Bemerkenswert aber bleibt, dass ein Abschalttermin festgelegt wurde. Erstmals gibt in der Schweiz ein Stromversorger zu, dass es auch aus unternehmerischer Sicht keinen Sinn macht, ein veraltetes AKW länger als nötig zu betreiben», so die Grünen. Anders gesagt: Es sei «auch für die Axpo nie zu spät für eine Kehrtwende – raus aus der AKW-fixierten Optik hinein in eine neue nachhaltige Energienutzung».

Mahnwachen finden weiterhin statt

Energieingenieur Heini Glauser, der seit März 2011 Mahnwachen vor dem Gebäude des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) in Brugg organisiert, bezeichnet die Mitteilung der BKW AG als «eine reine Information und Absichtserklärung, ohne zwingende Verbindlichkeit».

Für Brugg und Windisch sei Beznau die grösste Gefahrenquelle, stellt Glauser fest. In Sachen Hochwasser spielten die Betreiber auf Zeit. Denn obwohl Schwachstellen und Unklarheiten in den Hochwasserstudien zu Beznau bekannt seien, habe das Ensi nach wie vor noch nicht öffentlich bekannt gegeben, dass die Sicherheit der Alt-Anlagen gegenüber einem 10 000-jährigen Hochwasser nicht schlüssig hätten nachgewiesen werden können. «Die Fakten laufen sogar klar in die Gegenrichtung, das heisst, es muss mit wesentlich grösseren Hochwassern in Beznau gerechnet werden, als bisher angenommen», führt Glauser aus. Deshalb: «Die Mahnwachen sind weiterhin dringend notwendig.»

«Ohne jegliche Kompromisse»

Was sagt die Axpo? Beabsichtigt sei, das Atomkraftwerk Beznau so lange zu betreiben, wie es von der Aufsichtsbehörde als sicher bewertet werde, betont Mediensprecherin Daniela Biedermann. «Deshalb investieren wir 700 Millionen Franken in den Ausbau und die Erneuerung von Anlageteilen, die für einen weiterhin sicheren Betrieb wichtig sind.»

Gemäss heutiger Einschätzung habe Beznau damit ein Niveau, das es ermögliche, «die beiden Reaktoren bis deutlich über 2020 hinaus zu betreiben». Dies, so Biedermann, «ohne jegliche Kompromisse bei der Sicherheit». (mhu)