Aargau
Je mehr altersgerechte Wohnungen, desto weniger Kosten für Gemeinden

Die Menschen werden älter, das Bedürfnis nach altersgerechten Wohnungen nimmt zu. Wenn in Gemeinden solche Wohnbauten entstehen, entlastet das auch ihr Budget: Denn ein Pflegeplatz zu bauen, kostet 350'000 Franken.

Peter Schütz
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Auf dem Boden der katholischen Kirchgemeinde ist der Bau von 14 altersgerechten Wohnungen geplant (im Hintergrund Oberschneisingen mit Kirche) (Symbolbild).

Auf dem Boden der katholischen Kirchgemeinde ist der Bau von 14 altersgerechten Wohnungen geplant (im Hintergrund Oberschneisingen mit Kirche) (Symbolbild).

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In den nächsten Jahren gibt es immer mehr ältere und alte Menschen. Prognosen zufolge dürfte in der Schweiz allein die Zahl der über 90-Jährigen bis 2030 um das Doppelte – auf 127'000 Personen – ansteigen.

Möglichst lange Selbstständigkeit

Altersgerechtes Renovieren und Bauen rückt deshalb vermehrt in den Fokus der Gesellschaft. Denn die Senioren und Seniorinnen von heute möchten möglichst lange selbstständig zu Hause wohnen bleiben.

«Immer mehr Investoren, Hausbesitzer und Architekten haben dies erkannt», berichtete Andre Rotzetter, Geschäftsführer des Vereins für Altersbetreuung im oberen Fricktal (VAOF), zu Beginn eines Erfahrungsaustausches für Architekten im Alterszentrum Klostermatte in Laufenburg.

Laut Rotzetter kostet ein Pflegeplatz «auf der grünen Wiese» rund 350'000 Franken. Deshalb gilt für ihn: «Ambulant vor stationär.» Rotzetter weiter: «Je mehr altersgerechte Wohnungen es gibt, desto mehr fällt der Druck zum Bauen von Alterszentren weg.» Als wichtige Voraussetzung nannte er Hindernisfreiheit. Konkret: «Stolperfallen entfernen, besseres Licht, altersgerecht Regale und Schränke füllen.»

«Möglichst hindernisfrei bauen»

Felix Bohn, Architekt und Fachbereichsleiter bei der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen, ging in seinem Referat detaillierter auf das Thema ein. Altersgerechte Wohnbauten erachtet er als eine «Investition in die Zukunft». Als Ziel nannte er: «Möglichst flächendeckend hindernisfrei bauen – also nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch auf öffentlichen Plätzen, um die Sturzgefahr einzuschränken. Dabei gilt es, viele Details zu beachten, wie zum Beispiel stufenlose Ebenen, Handläufe bei Treppen, ausreichende Durchgangsbreiten bei Türen sowie ausreichende Bewegungsflächen.»

Ergonomie und Rutschfestigkeit

Ergonomische Küchen und rutschsichere Bodenbeläge seien ebenfalls unerlässlich. «Das bauliche Umfeld hat einen Einfluss auf das Selbstvertrauen der älteren Menschen», hielt der Referent weiter fest. Der Erreichbarkeit öffentlicher Gebäude, etwa von Einkaufshäusern, räumte er einen besonders hohen Stellenwert ein. Dabei brachte es Bohn so auf den Punkt: «Altersgerechtes Bauen ist lebensgerechtes Bauen.» Einfache Strukturen würden zu einer besseren Orientierung führen. Bohn stellte klar: «Das Prinzip der Nachhaltigkeit gilt nicht nur bei Energiefragen.»

Das zweite Referat von Norbert Walker, Geschäftsführer Walker Architekten AG in Brugg, befasste sich quasi als technischer Abriss mit aktuellen Baumassnahmen im Alterszentrum Klostermatte. Der Erfahrungsaustausch kam bei den Gästen gut an. Andre Rotzetter stellte eine Wiederholung, eventuell mit einem Gang durch das Alterszentrum, in Aussicht.