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Kanton Aargau
Die Wäsche der Kraftwerksarbeiter muss jetzt extern gewaschen werden. Der Plan war ein anderer, denn eigentlich sollten die mehr als 30 Jahre alten Waschmaschinen im AKW ersetzt werden.
Die bisherigen Waschmaschinen im Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) sind seit 1984, also seit der Eröffnung des Atomkraftwerks, im Einsatz. Im Normalbetrieb bewältigt die Wäscherei täglich an die 200 Kilogramm Schutzbekleidung und Schuhe in der kontrollierten Zone. Während der Hauptjahresrevision sind es bis zu 2,7 Tonnen Wäsche pro Tag. Normalerweise werde die Lebensdauer einer Waschmaschine mit zehn Jahren angegeben, sagt KKL-Mediensprecherin Jolanda van de Graaf. «Trägt man allerdings Sorge zur Einrichtung, kann die Lebensdauer auch mehr als 30 Jahre betragen, wie das Beispiel KKL zeigt.»
Trotzdem: So richtig im Schuss sind die Waschmaschinen nicht mehr. Sie würden «normale Abnutzungserscheinungen» zeigen, sagt van de Graaf. Keilriemen müssten regelmässig ausgetauscht werden, Lager geschmiert und Motoren ersetzt werden. Das KKL will deshalb aufrüsten auf Waschmaschinen mit «mehr Leistung bei weniger Energieverbrauch». Zudem soll der Waschprozess automatisiert werden. In Zukunft sollen auch die Waschmaschinen mit der inaktiven Wäsche automatisch beladen werden.
Der Plan war, bis zur diesjährigen Jahreshauptrevision neue Waschmaschinen zu haben. Gekommen ist es anders. Das KKL hat die ursprüngliche Ausschreibung im Amtsblatt vom Januar für die Erneuerung der Wäscherei abgebrochen und am 1. September erneut ausgeschrieben. In der ersten Ausschreibung habe sich das KKL auf den Maschinenpark und die Abläufe in der Wäscherei konzentriert, so van de Graaf. Es sei jedoch deutlich geworden, dass sich auch die Zuladung und der Antransport der Wäsche vereinfachen lassen. «Dies ist auf den neuen Plänen eingezeichnet.»
Am 18. September ist das KKL für die knapp sieben Wochen dauernde Jahreshauptrevision abgeschaltet worden. Wegen der alten Waschmaschinen sind nun gemäss van de Graaf etwa 10 Prozent mehr externe Mitarbeitende im Einsatz als während einer normalen Jahreshauptrevision. In Zahlen: Anstatt der 1400 externen Spezialisten rechnet das KKL dieses Jahr mit 1500 bis 1600 zusätzlichen Personen. «Das Kernthema ist aber die Kapazitätsgrenze der verschiedenen Maschinen», sagt van de Graaf. Diese könne nicht über zusätzliches Personal in der Wäscherei erweitert werden.
Deshalb werde aktuell ein Teil der Wäsche auswärts gewaschen: «Dabei handelt es sich um die sogenannte Inaktiv-Wäsche, also zum Beispiel Frottee-Wäsche», sagt van de Graaf. Die radioaktive Wäsche wird in der Wäscherei des Atomkraftwerks gewaschen. Damit werde sichergestellt, dass keine radioaktiven Stoffe aus der kontrollierten Zone hinausgetragen werden.
Die heutigen vier Waschmaschinen und vier Trockner haben ein Fassungsvermögen von je 30 Kilogramm. Während die Wäscherei im Normalbetrieb mit zwei Vollzeitstellen besetzt ist, seien während der Jahreshauptrevision noch 30 zusätzliche Helfer im Einsatz. Alle Mitarbeiter tragen laut van de Graaf zur Überwachung ein Dosimeter und teilweise eine Maske, weil es sich in der Wäscherei um eine Aufgabe mit «potenzieller Strahlenexposition» handle. Spezielle Waschmittel seien nicht nötig, so van de Graaf.
Die Waschmaschinen werden von einer Schmutz-Zone her geladen. Diese Zone ist getrennt von der Wäscherei. Die aktive Wäsche werde von dort in einem Rohr in die Waschmaschinen transportiert. «Nach dem Waschen wird die saubere Wäsche in der Wäscherei, in der Sauber-Zone, ausgeladen und getrocknet.» Weil Radioaktivität unsichtbar ist, wird am Schluss kontrolliert, ob die Wäsche nicht mehr strahlt. Das kontaminierte Waschwasser werde gereinigt, im Labor geprüft und erst dann in den Rhein freigegeben, heisst es in einer Broschüre zur technischen Beschreibung des KKL. Kontaminierte Rückstände würden «als schwachaktiver Abfall fachgerecht entsorgt».
Was, wenn mitten in der Hauptrevision eine altersschwache Maschine ausfällt? «In den letzten Jahren gab es bereits kürzere Ausfälle», sagt van de Graaf. Das KKL bietet dann einen Servicetechniker auf. Die fehlende Kapazität werde mit einem Lager für saubere Wäsche überbrückt, das etwa 48 Stunden reiche. «Sollte dieses Wäschelager einmal nicht ausreichen, würde der Bereich Strahlenschutz die Arbeiten stoppen lassen, für die Schutzkleidung nötig ist», sagt van de Graaf. Und zwar so lange, bis wieder saubere Kleider zur Verfügung stehen.