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Fleisch, Milch und Eier haben im Januar bei einem Teil der Bevölkerung keinen Platz. Auch Aargauerinnen und Aargauer machen an der Veganuary-Kampagne mit. Drei von ihnen erzählen von ihren Erfahrungen.
Einen Monat komplett auf tierische Produkte verzichten – dazu will die Aktion Veganuary animieren. Mit dem Slogan «Houston, we have a solution!», ging das Projekt schweizweit Anfang Januar in die zweite Runde. Die Vegane Gesellschaft Schweiz wirbt im Internet und auf Werbeplakaten für den Veganuary. In einem täglichen Newsletter liefert sie Tipps und Tricks, um den Monat einfacher zu gestalten. Eines der per E-Mail versandten Rezepte ist für ein Kichererbsen-Kürbis-Curry – laut Webseite ein Liebling unter den Testpersonen. Ist einem die Lust am Kochen mal verleidet, ist das kein Problem, denn zahlreiche Restaurants, Take Aways und Mensen machen mit. Sie sind auf der Homepage der Initianten aufgelistet sowie mit Veganuary gekennzeichnet.
Auch die grossen Detailhändler Coop, Denner und Migros sind dabei. Im Migusto-Magazin der Migros erscheint ein Rezeptbooklet mit veganen Gerichten und Coop hat unter anderem einen digitalen Sammelpass lanciert. Auch Aldi und Lidl haben spezielle Veganuary-Angebote.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind schon bald in der Halbzeit angekommen – ob sich der neue Lifestyle durchgesetzt hat?
Die Aargauer Sängerin Corinne «Co» Gfeller verbringt den Januar zum zweiten Mal vegan. Die Sängerin von ZiBBZ, die 2018 am Eurovision Song Contest teilnahm, findet den Veganuary eine «geniale Sache». Auf das Projekt aufmerksam geworden ist die gebürtige Boswilerin ursprünglich durch den veganen Food Blog «Freistyle», den ihre Kollegin betreibt. Die Tipps und Rezepte, die sie dort holt, teilt sie auf ihrem Instagram-Account (@zibbz_official). Nun unterstützt Gfeller die Kampagne sogar als Botschafterin.
Der vegane Lebensstil hat sie schon immer interessiert. Auf Milchprodukte hat sie aufgrund einer Unverträglichkeit schon früher verzichtet. Die pflanzliche Ernährung hat sie jedoch erst im letzten Januar richtig durchgezogen. «Ich habe gemerkt, dass es machbar ist. Man muss nur offen sein, verschiedene Produkte auszuprobieren», erzählt Gfeller. Sie selbst habe zum Beispiel etwa zwanzig unterschiedliche pflanzliche Milchsorten ausprobiert, bis sie glücklich war.
Beim letzten Veganuary hätten auch ihr Mann und ihre Schwiegermutter mitgemacht. Genauso wie Gfeller waren auch sie positiv überrascht. Der vegane Lifestyle hat sich bei der Sängerin im letzten Jahr nach und nach durchgesetzt. «Ich habe die tierischen Produkte eines nach dem anderen weggelassen und ich muss sagen, mir fehlt eigentlich nichts mehr», erzählt sie. Auch ihren Sohn ernährt Gfeller so gut wie möglich pflanzlich. Zuvor habe sie sich darüber informiert, welche Nährstoffe für den Kleinen wichtig sind. «Es ist unglaublich, was man in Pflanzen alles findet.»
Gfeller will die Leute animieren, beim Veganuary mitzumachen: «Probiert verschiedene Sachen aus, gebt dem Ganzen eine Chance.» Man müsse nicht gleich radikal umstellen. Auch wenn man sich einmal wöchentlich vegan ernährt, habe das einen Einfluss auf die Umwelt und den eigenen Körper.
Mit dem Entscheid, erneut am Veganuary teilzunehmen, ist Gfeller zufrieden. Sie ergänzt: «Ich fühle mich fit. Es ist super für die Umwelt, die Tiere und auch für mich selbst.»
Für Manuela Müller aus Aarau ist der Veganuary Neuland. Schon Ende 2019 ist sie via Instagram darauf aufmerksam geworden. Mit dem Gedanken, ihre Ernährung umzustellen, spielt sie schon lange – jetzt hat sie sich, zumindest für einen Monat, dazu entschlossen. «Der Punkt kam, an dem ich sagte: Jetzt gibt es keine Ausreden mehr», sagt Müller lachend.
Fast in der Halbzeit angekommen, zeigt sich die Aarauerin positiv überrascht. Die Umstellung sei ihr nicht schwergefallen. Die Pandemie habe sicher einen Einfluss. «Coronabedingt fallen Restaurantbesuche sowie Einladungen zum Abendessen weg. Ich koche konsequent selber. Das macht die Umstellung natürlich einfacher», erklärt Müller.
Anfangs habe sie ihren täglichen Kaffee vermisst. Mittlerweile geniesst sie diesen mit Mandel- oder Hafermilch. Auch der Käse habe ihr gefehlt, bis sie ein veganes Ersatzprodukt fand. Die Aarauerin erzählt überzeugt: «Das Angebot ist riesig. Ich wusste auch nicht, dass viele Produkte, die ich vorher gekauft habe vegan sind.»
Die nächsten Wochen will Müller noch durchziehen, danach werde sie zumindest auf Fleisch verzichten. Ob sie sich weiterhin konsequent vegan ernähren wird, weiss Müller nicht. Vielleicht habe sie in einem Monat Lust auf Käse, vielleicht überwiegen die Gründe auf tierische Produkte ganz zu verzichten.
Auch Sybille Häusermann aus Beinwil am See hat den Veganuary schon einige Zeit im Hinterkopf. Doch als frischgebackene Mutter wollte sie letztes Jahr nicht mitmachen.
Seit zwei Wochen ernährt sich Häusermann nun vegan und ist «absolut begeistert». Die grosse Auswahl an Alternativen erstaunt auch sie. Sybille Häusermann erzählt, dass ihr die Umstellung leicht gefallen ist. Bis jetzt vermisse sie nichts. Wie erhofft habe sie mehr Energie. «Ich merke, ich bin fitter», fügt sie an.
Für Rezeptideen liest sie fleissig die täglichen E-Mails oder sucht Inspiration auf Instagram. In ein paar Wochen ist das Projekt vorbei, ans Aufhören denkt Sybille Häusermann noch nicht: «Ich überlege mir, nachher so weiterzuleben – mit ein paar Ausnahmen. Mir passt das gut so.»
In der Schweiz wird der Veganuary zum zweiten Mal durchgeführt. Lanciert wurde er vor sechs Jahren von einer britischen gemeinnützigen Organisation. Seither haben sich weltweit über eine Million Menschen der Herausforderung gestellt.
Eine Anmeldung zum Projekt ist während dem ganzen Jahr auf veganuary.com möglich. Die Teilnahme ist kostenlos und verspricht unter anderem vegane Rezepte und Tipps von Experten.