Startseite
Aargau
Kanton Aargau
Letzte Woche ist das Urteil gefallen: Martina und Beni Hess, Grossmutter und Vater von «Anna», machten sich der mehrfachen Entführung schuldig. Jetzt sprachen sie bei Tele M1 darüber, wie die 14-Jährige das Urteil aufgenommen hat, ob sie ihre Mutter sehen darf und was die beiden politisch verändern wollen.
Für «Anna» ist die Sache gelaufen, schon lange. Das sagte ihr Vater in der Sendung «TalkTäglich» am Dienstagabend: «Für sie ist das schon seit anderthalb Jahren vorbei, seit das Bundesgericht entschieden hat, dass sie bleiben darf.»
Es gehe ihr aktuell gut. «Sie ist ein Teenager, hat Ups und Downs, aber sie ist eine wahnsinnig resiliente Person. Sie weiss, wohin sie gehört und sie ist dort, wo sie sein will.» Nun sei sie einfach froh, ist alles vorbei, so Beni Hess.
Für ihn und seine Mutter Martina Hess geht es noch weiter. Die beiden sind am letzten Donnerstag vor dem Bezirksgericht Baden wegen mehrfacher Entführung verurteilt worden – zu bedingten Freiheitsstrafen, Bussen, Schadenersatz und Genugtuung.
Vorausgegangen ist dem Prozess ein jahrelanges Hin und Her um die Tochter von Beni Hess, hier «Anna» genannt. Stets ging es darum, ob Anna bei der Mutter in Mexiko oder beim Vater in der Schweiz leben darf. Kurz: Der Vater nahm seine Tochter für einen Ferienaufenthalt in die Schweiz und behielt sie bei sich, obwohl die Obhut der Mutter zugesprochen worden war – um eine Rückführung zu vereiteln, tauchte die Grossmutter schliesslich mit der Enkelin in Frankreich unter. Anna selbst soll im Rahmen der Verhandlungen immer wieder gesagt haben, dass sie nicht zurück nach Mexiko will.
Die Verurteilung und der damit verbundene «Tolggen im Reinheft», wie es Moderator Adrian Remund formuliert, nimmt Beni Hess gelassen. «Ich bin im Moment Hausmann, meine Partnerin arbeitet und sorgt für das Einkommen.»
Die Mutter von Anna äusserte am vergangenen Donnerstag ihren Unmut. Sie war für den Prozess nach Baden gereist und sagte nach dem Urteil gegenüber Tele M1: «Kein Kind soll leiden, wie es meine Tochter musste und immer noch tut. Sie hat nicht das Recht mich zu sehen und ich habe auch nicht das Recht, sie zu sehen.»
Diese Aussage lässt Beni Hess nur den Kopf schütteln: «Anna würde ihre Mutter gern in Mexiko besuchen und würde sich auch freuen, ihre Mutter würde sie öfter in der Schweiz besuchen. Wir sind einem Kontakt nie im Wege gestanden, aber sie kommt nur für den Prozess, nicht um ihre Tochter zu sehen.» Dass sie mit dem Geschehenen nicht abschliessen könne, finde er «schlimm» für sie. «Sie tut mir wahnsinnig leid.»
Derzeit gelte Anna in Mexiko als vermisst. «Sie könnte diese Anzeige zurückziehen, dann kann Anna selbstverständlich auch nach Mexiko reisen», sagt Beni Hess. Er gibt aber auch zu: «Im Moment fehlt mir etwas das Vertrauen.»
Ob sich die beiden weiter gegen das Urteil wehren werden, ist offen. «Ich warte auf die detaillierte Urteilsbegründung», sagt Martina Hess. Beni Hess wehrt bei dieser Frage eher ab. Er will sich lieber auf politischer Ebene engagieren und sagt: «Es gibt noch viel Arbeit.» Denn: «Es darf nicht wahr sein, dass ein 14-jähriger Teenager überhaupt keinen Einfluss auf seine Bestimmung hat.» (smo)
Sehen Sie hier die Sendung TalkTäglich mit Martina und Beni Hess in voller Länge: