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Eine Frau hat den gestrigen Tag besonders genossen: Ruth Leuthard, die Mutter der frisch gewählten Bundespräsidentin.
Die erste Bundespräsidentenfeier ihrer Tochter hat die 84-jährige Ruth Leuthard-Köchli noch zusammen mit ihrem Mann Leonz erleben dürfen. Er ist im Januar im Alter von 90 Jahren verstorben und war gestern nur noch in Gedanken dabei. Eigentlich wollte die Mutter der neuen Bundespräsidentin nur das Fest in Merenschwand mitmachen.
Schliesslich ging sie doch nach Aarau. Und hat es genossen: «Es war wirklich super. Ich habe es gar nicht bereut, dass ich schon dort dabei gewesen bin», sagt sie begeistert und schwärmt von den vielen bekannten Leuten, die sie dort getroffen hat: «Gäll, da sind halt alles echli älteri Lüüt gsii, aber es händ mi ganz vell könnt.» Man spürt die Freude der Mutter, wie sie von den «schönen Reden erzählt» und der guten Organisation in Aarau. «Momol, es wär schad gsii, wenn i ned gange wär.» Auch in Muri sei es eine würdige Feier gewesen mit viel Prominenz und noch mehr «normalen» Leuten.
In Merenschwand trifft sie noch deutlich mehr bekannte Gesichter, vor allem solche aus dem Oberfreiamt. Händedruck da, Händedruck dort und nicht selten auch ein Küsschen. «Wunderbar, fast alle Gemeindeammänner sind hier und viele Gemeinderäte. Das freut mich für Doris.» Gelegentlich stellt sie Irene Hofstetter, der Freundin von Doris Leuthard, die sie oft an Anlässen begleitet und betreut, die Leute vor: «Weisst du, der kommt auch von Sarmenstorf, wie ich. Mit seinem Vater habe ich früher oft getanzt. Er tanzte wie ich gerne offen.» Ruth Leuthard erinnert sich dabei an früher, an die Zeit, als sie zusammen mit ihrer Schwester im «Wilden Mann» gewirtet hat und dieser wegen der fröhlichen Wirtinnen kurzerhand in «Wilde Frauen» umbenannt worden war.
Auf dem Schulhausplatz tanzt nicht Ruth Leuthard, sondern eine Gruppe von Kindern zu den Klängen der Musikgesellschaft. Sie klatscht begeistert in die Hände. «Magst du noch oder sollen wir uns an einen wärmeren Platz verschieben», fragt Irene Hofstetter. «Momol», versichert Mutter Leuthard. Und schiebt nach, als sich eine Alphornbläsergruppe bereit macht: «Es esch scho e chli früsch do, aber es god scho no, wenn die jetzt ned zlang guugid.»
Jetzt spricht die Tochter. Die Mutter applaudiert und sagt: «Sie kann frei reden, ohne Manuskript. Und sie kann fast alle Leute beim Namen nennen. Nicht wie ich, die immer studieren muss, wie sie heissen». Ruth Leuthard verhehlt nicht, dass sie stolz ist auf ihre Tochter. «Nicht, dass du dann die Letzte bist, die nach Hause geht heute Abend», scherzt jemand. «Warum nicht», sagt Ruth Leuthard, «ich kann ja daheim noch Kaffee machen, wenn es hier nichts mehr gibt.»