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Der Aargauer Sicherheitsdirektor Urs Hofmann nimmt erstmals ausführlich Stellung zum Polizeieinsatz vom letzten Samstag gegen Fussballfans. Er bedauert, dass Unbeteiligte festgenommen wurden – setzt der persönlichen Freiheit aber auch Grenzen.
Urs Hofmann: Nein, wir hatten in Aarau vor meiner Zeit als Regierungsrat zwar auch Polizeieinsätze. Aber die waren zum Schutz des Umzuges vor Neonazis oder bei Störungen durch Autonome. Die Polizei hat das immer sehr gut gemacht.
Die Polizei hatte den Auftrag, Gewalttaten zu verhindern. Das grösste Risiko lag beim Bahnhof durch unkontrolliert anreisende Fans. Zur Kontrolle musste die Polizei potenzielle Krawallmacher mitnehmen und kontrollieren. Ich bedauere es ausserordentlich, wenn es auch Unbeteiligte traf. Die Kantonspolizei entschuldigt sich dafür. Ich will aber zu bedenken geben: Diesen Unbeteiligten hätte viel Schlimmeres passieren können, wenn es zu Ausschreitungen gekommen wäre. Verletzungen durch Knallkörper, Splitterflaschen oder Gummischrot. Aber nochmals: Ich bedaure es für jeden einzelnen, der zu Unrecht festgenommen wurde.
Man muss ihn, wenn immer möglich, vermeiden. Ziel muss sein, dass keine Unschuldigen involviert werden. Aber offenbar ist das hier in Einzelfällen trotzdem passiert.
Aufgrund der Anzahl von Personen war das nicht machbar. Es waren Szenenkenner und Datenbanken für die Abklärungen nötig. Aber wir werden die Abläufe anschauen und prüfen, ob man das besser machen kann.
Das steht ihnen selbstverständlich frei. Sie können sich bei der Polizei oder bei mir melden.
Wir gehen davon aus, dass die Polizei die Personenkontrollen korrekt durchgeführt hat.
Das Ziel wurde erreicht: Es gab keine Sachschäden und keine Verletzten. Nochmals: Ich bedaure, dass vereinzelt Unbeteiligte betroffen waren. Das sollte man vermeiden. Aber mit Sicherheit ausschliessen lässt sich dies bei einem solchen Einsatz wohl nicht.
Wie gesagt: Eine absolute Garantie gibt es wohl nicht. Genauso wenig wie, dass bei Ausschreitungen auch Unbeteiligte zu Schaden kommen.
Gerade bei einem Stadion wie dem Brügglifeld mitten in einem Quartier ist für mich klar: Der Schutz der Bevölkerung hat den höheren Stellenwert als die Freiheit von einzelnen, die Sau rauszulassen.
Da habe ich kein Verständnis. Sie sind gekommen, obwohl die Polizei und der FC Zürich sie aufgefordert hatten, es zu unterlassen.
Es ging nicht darum, ein Zeichen zu setzen. Es ging um eine Risikoeinschätzung. Aufgrund der Vorfälle im Vorfeld war es aus Risikogründen nicht vertretbar, das Spiel im Brügglifeld normal durchzuführen.
Das ist noch offen. Es war ein ausserordentlicher Fall. Es stellt sich deshalb die Frage einer gewissen Anpassung des Kostenteilers zugunsten des FC Aarau.
Das ist die gesetzliche Regelung. Der FC Aarau als Veranstalter haftet. Wenn man eine andere Regelung will, muss das der Fussballverband tun.
Ein unkompliziertes Vorgehen in Richtung Ordnungsbussen, wie wir sie aus dem Verkehr kennen, ist prüfenswert. Heute sind Ordnungsbussen nicht möglich.
Das Hooligan-Konkordat ist ein Mittel zum Zweck, aber keine Patentlösung. Polizeieinsätze lösen nie gesellschaftliche Probleme. Die Polizei hat für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen.
Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen. Weil man gesehen hat: Irgendwann geht es nicht mehr, man muss handeln.
Wir ziehen aus jedem Einsatz Konsequenzen und schauen, was wir besser machen können. Dafür ist es jetzt aber zu früh.
Ja, im Extremfall ist das möglich.
Über das Dispositiv der Polizei geben wir im Vorfeld keine Auskunft.
Stand jetzt nicht. Wir schätzen das Spiel im Rahmen wie andere ein, aber auch mit einem erheblichen Polizeieinsatz.
In den Fankreisen, in denen ich verkehre, sind alle der Meinung, das Mass sei voll in Sachen Fangewalt.
Ja klar. Und am liebsten nur drei Stadtpolizisten pro Spiel. So wie früher.
Ja selbstverständlich!
Auch. Es muss möglich sein, dass ein Klub wie Aarau in der Super League spielen kann. Ich kann als Polizeivorsteher nicht hoffen, dass der sportliche Misserfolg das Sicherheitsproblem löst.
Das ist klar. Aber Ziel muss doch sein, dass wir eine vernünftige Fussballmeisterschaft durchführen können. Und zwar ohne dass es ständig ein immenses Polizeiaufgebot braucht.
Normalerweise ist das ja der Fall. Aber wenn es wieder so eine gravierende Situation gibt wie am letzten Samstag sind Einschränkungen der persönlichen Freiheit möglich. Sonst wäre die Konsequenz, solche Risikospiele gar nicht mehr durchzuführen und ganz zu verbieten. Das will niemand.