In den letzten Jahren organisierte Stefan Dietrich aus Bremgarten mehrfach Hilfstransporte für Flüchtlinge auf der Balkanroute. Nun unterstützt er mit «Help Now» eine humanitäre Aktion der Fahrschule Tommer aus Lengnau in Ungarn. Ein Konvoi mit gesammelten Hilfsgütern startet am Dienstag.
Im ganzen Kanton nehmen zahlreiche Privatinitiativen gespendete Hilfsgüter entgegen und transportieren sie an die ukrainische Grenze. Am Freitag und Samstag brachten Hunderte ihre Spenden zur Sammelstelle des Vereins «Volunteers for Humanity» beim Zeughaus Aarau, am Samstag fand in Lengnau eine grössere Sammelaktion in der Fahrschule Tommer statt.
Organisiert wurde sie von Anna Tommer und Nadine Weber, Mutter und Tochter. Anna Tommer hat bereits über viele Jahre Erfahrungen mit Hilfslieferungen in die Ukraine. Seit drei Jahren lebt sie in Ungarn. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war so überwältigend, dass nur in wenigen Stunden zwei Lagerräume mit Hilfsgütern gefüllt waren und die Aufnahme weiterer Spenden gestoppt werden musste.
Nadine Weber organisierte und koordinierte die Hilfsaktion in Lengnau, zahlreiche Helfer aus der Gemeinde und Region halfen aktiv mit und nahmen Hilfsgüter entgegen, sortierten sie und beluden erste Fahrzeuge.
Mit dabei waren Beatrice Portmann vom Verein Swiss Help Point, der im letzten Herbst einen Hilfskonvoi nach Moldawien durchgeführt hatte, und Stefan Dietrich von Help Now Switzerland aus Bremgarten, der schon mehrfach auf der Balkanroute half. Sie konnten mehrere Tonnen an Hilfsgütern und 3000 Franken an Spendengeldern aus der Bevölkerung entgegennehmen.
Anna Tommer kennt die Lage vor Ort und beschreibt im Austausch mit Stefan Dietrich die Lage im Moment «als überschaubar». Mehr als 120'000 Menschen wurden bislang in Ungarn aufgenommen. «Zwei Drittel der ankommenden Geflüchteten verlassen die Aufnahmestationen relativ zügig. Viele möchten nach Westen zu Verwandten oder Freunden, mehrheitlich nach Deutschland, Frankreich und andere sichere Staaten. Ein Drittel der Geflüchteten bleiben zu Zeit hier in Ungarn», so Anna Tommer.
In Ungarn geht man von etwa 1 Million Kriegsflüchtlingen aus, die letztlich im Land bleiben werden. «Es sind 90 Prozent Frauen und Kinder und wenige alleinerziehende Männer mit ihren Kindern.» Bekannte und Freunde aus der Schweiz übergaben am Samstag bereits 15 Tonnen an Hilfsgütern in Ungarn, wie Anna Tommer berichtet.
Im Laufe der Woche werden zwei Transporte nach Ostungarn durchgeführt, dort werden dann die sortierten Hilfsgüter wie Decken, Schlafsäcke, Kinder- und Erwachsenenkleidung, Hygieneartikel und Verbandsmaterial übergeben.
In den frühen Morgenstunden am kommenden Dienstag wird sich ein Konvoi mit 14 Personen, sieben Fahrzeugen und fünf Anhängern aus dem Aargau auf den Weg machen. Die Fahrt sollte etwa 15 Stunden dauern. Die Rückfahrt ist für Donnerstag geplant. Die Hilfsgüter werden an ukrainische Geflüchtete, die in Ungarn untergebracht werden, verteilt und je nach Bedarf direkt an die Grenze gefahren.
Nadine Weber wird am kommenden Mittwoch zwei Tonnen an dringend benötigten Hilfsgütern direkt in die Grenzregion um Kisvárda, zum Grenzübergang Záhony fahren. Es handelt sich hierbei um Einweghandschuhe, Masken, Desinfektionsmittel, Rollstühle und medizinisches Material. Die Aargauerinnen arbeiten in Ungarn bei der Verteilung mit dem Rotary Club Magyarország zusammen.
Während der Sammelaktion übergab Projektleiter Stefan Dietrich eine erste Spende in der Höhe von 5000 Franken an Nadine Weber. Gemeinsam mit dem Rotary Club wird Anna Tommer vor Ort mit diesem Betrag dringend benötige Hilfsgüter, vor allem fehlende Medikamente, aber auch Güter für geflüchtete Frauen und Kinder einkaufen und übergeben. Help Now sammelt auch weiterhin Spenden um Hilfe direkt vor Ort zu gewährleisten. Ein weiterer Hilfstransport nach Ungarn ist für Mitte April geplant.
Für weitere Transporte nach Ungarn werden dringend Fahrerinnen und Fahrer sowie Fahrzeuge gesucht. Wer sich engagieren möchte, kann sich bei Anna Tommer (E-Mail: anneliestommer@bluewin.ch) melden.
Spenden für die Hilfsaktionen sind möglich über Help Now: Verein Netzwerk Asyl Aargau, Help now, 5408 Ennetbaden, IBAN: CH79 0900 0000 6120 9530 2, Vermerk: Ukraine. Weitere Infos unter www.helpnowswitzerland.ch oder per Mail bei Stefan Dietrich unter helpnowch@gmail.com