SVP-Ständeratskandidat
Hanfbrot aus der Mühle: Wie Hansjörg Knecht die Besucher in seinem Betrieb überrascht

Hansjörg Knecht, der Ständeratskandidat aus Leibstadt, führt durch seinen Betrieb und überrascht die Besucher.

Jörg Meier
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Hansjörg Knecht führt durch die Knecht Mühle.
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Verschiedene Mehlsorten: Die Knecht Mühle tüftelt immer wieder an neuen Brotkreationen.
Hier entstehen die neusten Produkte.
Die neuste Kreation ist das hauseigene Hanfbrot.
Hansjörg Knecht in seiner Mühle in Leibstadt.
Blick in die Kommandozentrale: Hier wird die Mühle gesteuert.
Über Rohre werden die verschiedenen Getreide in Silos transportiert.
Hansjörg Knech (rechts) zeigt den Teilnehmern einer Erlebnisfahrt von Aargau Tourismus seine Mühle in Leibstadt.
Impressionen aus der Knecht Mühle.
Impressionen aus der Knecht Mühle.
Impressionen aus der Knecht Mühle.
Hansjörg Knecht im Labor der Knecht Mühle.
Impressionen aus der Knecht Mühle.
Impressionen aus der Knecht Mühle.
Impressionen aus der Knecht Mühle.

Hansjörg Knecht führt durch die Knecht Mühle.

Foto: Colin Frei / Aargauer Zeit

Leibstadt liegt zwischen Schwaderloch und Full-Reuenthal. Das Dorf zählt gut 1 300 Einwohner. Politische Parteien gibt es nicht. Leibstadt hat drei markante Gebäude: das Kernkraftwerk, die Getreidesammelstelle und die Mühle. Der bekannteste Leibstädter ist Nationalrat Hansjörg Knecht. Knecht kandidiert für die SVP als Ständerat. Seiner Familie gehören sowohl die Mühle als auch die Getreidesammelstelle. Auch zum dritten markanten Leibstädter Gebäude hat er eine tiefe Beziehung: Das Kernkraftwerk ist der grösste Arbeitgeber in der Region und der beste Steuerzahler der Gemeinde. Zudem ist Hansjörg Knecht vehementer Befürworter der Atomenergie; seiner Meinung nach führt die radikale Energiewende in die Sackgasse. Trotzdem hat er auf seinem Hausdach eine Solaranlage installiert.

Seit 132 Jahren führt die Familie Knecht die Mühle in Leibstadt; Hansjörg Knecht, 59, ist Müller in der vierten Generation. Er tut das erfolgreich: Die Knecht-Mühle gehört zu den sieben grossen Mühlen in der Schweiz. Politisch gilt Knecht als stiller Schaffer; er ist kein «Polteri» wie so viele seine Parteikollegen.

Er sei ein Hinterbänkler, werfen ihm Kritiker vor und zudem kein grosser Redner vor dem Herrn. Er sei ein Milizpolitiker, kontert Knecht, anders als Berufspolitiker bewege er sich als aktiver Unternehmer täglich am Puls der Wirtschaft, des Gewerbes und der Landwirtschaft. Also im wirklichen Leben. Und mit Bodenhaftung. Da bleibt nur wenig Zeit für provozierende rhetorische Feuerwerke.

Mehl für 400'000 Menschen

Es ist Freitagnachmittag. Hansjörg Knecht empfängt eine Besuchergruppe in seiner Mühle. Sie sitzen in der ehemaligen Stube des Wohnhauses Knecht, um das herum im Laufe der letzten 100 Jahre nach und nach die Mühle gebaut und immer wieder verändert wurde. Knecht steht hemdsärmlig vor seinen Besucherinnen und Besuchern und erzählt locker und mit trockenem Humor, wie sich der Betrieb entwickelt hat. Knecht, jetzt ganz Müller, sagt stolz, dass die Knecht-Mühle heute weltweit zu den modernsten Betrieben gehöre. Gemahlen wird rund um die Uhr, das ganze Jahr. Die Anlagen sind voll automatisiert; Knecht zeigt sein Handy, mit dem er bei Bedarf die ganze Mühle kontrollieren und steuern kann.

Unterwegs mit...

IN der Serie «Unterwegs mit...» stellt die AZ in loser Folge Ständeratskandidatinnen und -kandidaten abseits des üblichen Wahlkampfs vor. Den Anfang macht Nationalrat Hansjörg Knecht (SVP) aus Leibstadt. Er führt eine Besuchergruppe durch seine Mühle.

Bisher sind Fachleute aus über 40 Ländern nach Leibstadt gepilgert, um zu sehen, «wie der Knecht das macht». Die Knecht-Mühlen stellen Mehl für über 400'000 Menschen her. 300 Bauern aus der Region liefern jährlich rund 21'000 Tonnen Getreide in die Sammelstelle. «Sie werden sofort entschädigt», sagt Knecht, was von den Bauern geschätzt werde.

Pro Tag werden hier rund 60 Tonnen Getreide verarbeitet. 300 verschiedene Sorten von Mehlen sind im Sortiment. Zum Kundenstamm gehören über 200 Bäckereien und industrielle Betriebe. Viele seiner Kunden kennt Knecht persönlich. Die Kontaktpflege ist im Familienbetrieb zentral. Man achte auf Nachhaltigkeit, sagt Knecht. Also viel Bio, alte Getreidesorten, keine gentechnisch veränderten Organismen, praktisch nur regionale Produzenten, eine möglichst emissionsarme Produktion. «Aber letztlich können wir nur das machen, was auch wirtschaftlich ist», relativiert Unternehmer Knecht. Denn die Konkurrenz ist gross, vor allem die ausländische, und der Preisdruck hoch.

«Keinerlei berauschende Wirkung»

Dann führt Knecht die Besucher in die betriebseigene Versuchsbäckerei. Da liegt ofenfrisches Hanfbrot. Eine Neuentwicklung. «Keine Sorge», kontert Knecht die fragenden Blicke, «das Brot hat keinerlei berauschende Wirkung.»

Das Hanfmehl gebe dem Brot ein besonderes Aroma und die schöne Färbung, erklärt Daniel Moeschlin, der das Brot entwickelt hat. Und der Hanfsamen in der Kruste sorge für einen knackigen Überraschungseffekt beim Biss. Die Besucher testen das neue Brot ausgiebig und bestätigen den «knackigen Biss» und die «nussige Note im Geschmack». Hansjörg Knecht freut sich über das neue Brot aus seiner Mühle. Er selber mag allerdings lieber traditionelles Schwarzbrot. Ob sich das Hanfbrot aus Leibstadt im umkämpften Brotmarkt etablieren kann, wird sich zeigen; die Hanfmehl-Mischung dazu samt detaillierter Beschreibung ist ab sofort lieferbar.

Hansjörg Knecht - Karriere in Bildern:

Hansjörg Knecht, wohnhaft in Leibstadt, blickt auf eine fast 30-jährige politische Karriere zurück.
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Von 1990 bis 1997 sass er im Gemeinderat von Leibstadt. Von März 1996 bis Januar 2012 vertrat er die SVP im Grossen Rat.
2011 schafft der Müllereiunternehmer im ersten Anlauf den Sprung nach Bern.
5. Dezember 2011 – ein grosser Tag für Hansjörg Knecht und seine Gattin Rita: Er wird im Bundeshaus in Bern als Nationalrat vereidigt.
Nur vier Jahre später kandidiert Knecht für den Ständerat.
Fairer Verlierer bei der letzten Ständeratswahl 2015: SVP-Kandidat Hansjörg Knecht gratuliert Philipp Müller (FDP) zur Wahl. Im ersten Wahlgang war bereits Pascale Bruderer gewählt worden.
Hansjörg Knecht ist Geschäftsführer und Mitinhaber der Knecht Mühle AG in Leibstadt.
Das Familienunternehmen Knecht Mühle im AKW-Dorf Leibstadt besteht seit 1887. Heute beschäftigt es 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Seit 2010 präsidiert er zudem den Aargauer Hauseigentümer Verband.
Hansjörg Knecht will für die SVP in den Ständerat
Neuer Anlauf: Die Aargauer SVP nominiert Knecht erneut als Ständeratskandidaten. Kann er 2019 einen der freiwerdenden Sitze von Philipp Müller oder Pascale Bruderer erobern?

Hansjörg Knecht, wohnhaft in Leibstadt, blickt auf eine fast 30-jährige politische Karriere zurück.

Werner Rolli

Wo früher die Küche des Wohnhauses war, befindet sich heute das Labor der Mühle. Die gesetzlichen Ansprüche an die Kontrollen sind gestiegen. Um die Anforderungen erfüllen zu können, braucht es in der Mühle nicht nur das mit modernsten Apparaturen ausgestattete Labor, es braucht auch einen Lebensmitteltechnologen, der Tests und Kontrollen fachgerecht durchführen kann. Die zunehmende Bürokratie erschwere das effiziente Arbeiten, stellt Unternehmer Knecht fest. Er zeigt, wie umfangreich jedes einzelne Mehl dokumentiert werden muss – die Besucher nicken verständnisvoll.

Fast gespenstisch dann die Szenerie im schallgeschützten Kommandoraum: Da befinden sich nur eine Reihe von Bildschirmen, hinter der Glaswand mahlen die Vermahlungsmaschinen in Höchstgeschwindigkeit vor sich hin, die mehrfach gereinigten Körner werden den Maschinen durch ein kompliziertes Rohrsystem zugeführt. Wenn es läuft, kann die Präsenz des Menschen auf ein Minimum reduziert werden. Die Automatisierung macht es möglich, dass Knecht mit 20 Angestellten auskommt, Auslieferung des Mehls an die Kunden inbegriffen.

Der Milizpolitiker

Die Besucher sind beeindruckt und erfreut über die Ankedoten, die Knecht erzählt. Eine Stunde sollte die Führung dauern; bis alle wieder draussen sind und glücklich ihren Zopf in Händen halten, sind mehr als anderthalb Stunden vorbei. Knecht verabschiedet die Besucher persönlich, scheint entspannt und zufrieden. Dann wird er wieder zum Ständeratskandidaten. In einer Stunde wird er in Baden erwartet: Wahlkampfveranstaltung.