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Kanton Aargau
Das Komitee, welches 2011 den Widerstand gegen die Zentralspital-Vorlage der Regierung angeführt hat, sieht sich durch ein Gutachten von Gesundheitsökonom Willy Oggier vollumfänglich bestätigt.
Der Grosse Rat hat im letzten Dezember eine Vorlage zurückgewiesen, die Varianten für ein Zentralspital im Aargau aufzeigte und eine Empfehlung zugunsten eines vereinten Spitals mit zwei Standorten aussprach.
Nachdem die Kommission die Vorlage noch fast einstimmig durchgewinkt hatte, trat das Komitee «Wettbewerb statt Planwirtschaft in der Aargauer Spitallandschaft» auf den Plan und erreichte innert kurzer Zeit einen Stimmungsumschwung. Dieses Komitee hat beim unabhängigen Gesundheitsökonomen Willy Oggier ein Gutachten in Auftrag gegeben, das gestern in Aarau präsentiert wurde und die Haltung der «Widerständler» vollumfänglich stützt.
Zum Komitee zählt etwa auch der Facharzt und ehemalige Grossrat Rainer Klöti aus Auenstein. Doch die Mehrheit der Mitglieder stammt aus der Region Baden, weshalb dem Komitee auch schon Lobbyismus für das Kantonsspital Baden (KSB) unterschoben wurde. Das sei falsch, betonte Andreas Binder, Hochschulprofessor und ehemaliger Grossrat, an der Medienkonferenz. Man habe nie «Aarau» im Visier gehabt. Man habe bei einer Analyse der Regierungsvorlage vielmehr festgestellt, dass diese erhebliche Mängel aufweise und eine Variante «Weiterentwicklung des Status quo mit zwei selbstständigen Spitälern» gar nicht untersucht habe.
Empfohlene Variante untauglich
Die beiden anderen von der Regierung präsentierten Varianten sahen ein einziges Zentralspital vor, in welchem entweder die beiden Kantonsspitäler oder auch noch gleich alle Regionalspitäler zusammengefasst würden. Willy Oggiers Notenblatt lautete für alle drei Varianten auf «ungenügend». Am schlechtesten aber schnitt die empfohlene Variante «mit konsequenter organisatorischer Aufteilung der Leistungen» ab. Das heisst: In der spezialisierten Versorgung würde vieles nur noch an einem Standort angeboten.
Willy Oggier lehnt das Modell aus folgenden Gründen ab:
• Im Aargau wird die Anzahl der Pflegetage bis 2020 nochmals um 11% steigen. Schon heute wohnt fast jeder zehnte Schweizer im Aargau. Ein Kantonsspital Aargau würde zum kaum mehr führbaren Moloch.
• Entsprechend der Alterung der Gesellschaft werden vor allem Patienten mit nicht immer auf Anhieb erkennbarer Mehrfachdiagnose zunehmen. Wenn gewisse Leistungen nur noch an einem Ort angeboten werden: Muss man dann Patienten durch den Kanton karren? Oder Ärzte?
• Können die Kantonsspitäler gewisse Leistungen nicht mehr erbringen, werden sie für Patienten unattraktiver. Weil heute Patienten auch in der Grundversicherung jedes öffentliche oder private Spital in der ganzen Schweiz wählen können, werden sie in eine attraktivere ausserkantonale Klinik ausweichen. Der Kanton muss für jeden ausserkantonal behandelten Patienten einen Beitrag entrichten.
• Einem «unvollständigen» Spital kehren auch Ärzte den Rücken, dummerweise meistens die besten.
• Wird einem Spitalstandort die Anschaffung eines Gerätes verweigert, taucht es in einer Privatklinik der Region auf. Ergebnis wiederum: Patientenabfluss. Oggier: «Die Regierung hat nur die Kostenseite angeschaut. Dass Leistungsabbau ertragsmindernd wirkt, hat sie übersehen.»
Alle diese Überlegungen gelten für die spezialisierte Medizin. Dass die hoch spezialisierte und die Spitzenmedizin stark konzentriert werden müssen, bestreitet niemand. Aufgrund des Gutachtens Oggier wird das Komitee weiter für die Variante «Weiterentwicklung des Status quo» kämpfen. Zudem empfiehlt es der Regierung, den Kantonsspitälern möglichst rasch grünes Licht für Investitionen zu geben, «sonst werden wir von den umliegenden Kantonen und Spitälern endgültig abgehängt».