Bottenwil
Grüne Wiesen statt Aargauer Winterparadiese: «Der Schneefall wird zum Skifahren nicht genügen»

Kein Schnee weit und breit: Anders als zu dieser Jahreszeit gewohnt, sind Schuhe mit guten Sohlen viel eher gefragt als gut gewachste Ski.

Larissa Hunziker und Katrin Petkovic
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Grüne Wiesen statt Winterparadiese

Grüne Wiesen statt Winterparadiese

ran (29.12.2014) Bild: kpe

Für eine ideale Skipiste müssen laut Bottenwils Skiclubpräsident Ruedi Zingg zirka 30 Zentimeter Neuschnee fallen. Damit könnten die Freiwilligen mit dem vereinseigenen Schneemobil innerhalb eines halben Tags eine Piste von maximal zehn Zentimeter Dicke schaffen, was für den Betrieb bereits reichen würde. So, wie der Skilift zurzeit steht, braucht es neben dem Planieren nur noch das Befestigen der Bügel und die Bereitstellung der Wirtschaft in der Hütte.

Doch die kurzfristigen Wetterprognosen stimmen Zingg nicht optimistisch: «Vielleicht reicht der Schneefall für das Auge, zum Skifahren wird es nicht genügen.» Es wäre nicht das erste Mal, dass sich der Winter erst spät von seiner guten Seite zeigt.

Im Jahr 2008 kam es am 25. und in der Nacht auf den 26. März zu heftigen Schneefällen. Lustig haben es die Vorstandsmitglieder des Skiclubs auch ohne Schnee. «Neun Monate im Jahr haben wir praktisch nichts miteinander zu tun und wenn es dann funktionieren muss, funktioniert es auch», so der 54-Jährige. «Wenn Not am Mann ist, dann erhalten wir von überall her Hilfe.»

Vier Ehrenamtliche brauche es, um den dritthöchsten von sieben Skiliften des Kantons (600 bis 630 m ü. M.) zu betreiben. Jemand hilft beim Anbügeln, jemand bewacht den Notknopf, jemand betreibt die Beiz und der Letzte verkauft die Tageskarten.

Breit abgestützte finanzielle Unterstützung

Die Skipiste in Bottenwil hat eine lange Tradition. 1986 wurde eine Genossenschaft gegründet, um der Familie Wüthrich den zum Verkauf stehenden Skilift abzukaufen. Man konnte Anteilscheine im Wert von 100 Franken kaufen. Im Jahr 1996 wurde der Verein gegründet, der finanziell nach wie vor gut aufgestellt ist. «Vor allem Eltern mit kleinen Kindern schätzen den Skilift sehr», so Zingg. Er ist sich sicher: «Wenn wir plötzlich doch Geld bräuchten, wäre es schnell da.»

Ausserdem beteilige sich auch die Gemeinde Bottenwil mit einem Betrag, der ungefähr die Fixkosten decke. Mit einem einmaligen Mitgliederbeitrag von 100 Franken ist es möglich, dem Skiclub beizutreten. Dementsprechend ginge einer allfälligen Schliessung des Skilifts kein finanzielles Problem voraus, sondern viel eher ein personelles. «Wenn wir schliessen müssten, dann nur, weil wir keine Freiwilligen mehr finden könnten», so Ruedi Zingg. Doch an Ehrenamtlichen mangle es dem Skiclub zurzeit überhaupt nicht.

Auch Langläufer haben noch grüne «Loipe»

Auch die Mitglieder des Langlaufvereins (LLV) Kalthof-Wiliberg hatten in dieser Saison wegen des mangelnden Schnees noch kaum Arbeit, abgesehen vom Ausstecken der Routen, das sie schon Anfang Winter erledigt haben. «Wir wären also parat», sagt Bernhard Aeschbach.

Aeschbach ist zusammen mit Präsident Beat Buchwalder für den operativen Betrieb der sieben Kilometer langen Skating- und Klassisch-Loipe zuständig. Seit dem zweiten Vereinsjahr ist der 70-Jährige dabei, amtete lange im Vorstand und als Präsident. In dieser Zeit hat Aeschbach durchaus schon Saisons ganz ohne Schnee erlebt. «Wir hatten mal drei Jahre hintereinander, in denen wir nie Betrieb hatten», sagt er. «Es ist aber schon so, dass in meiner Jugend die Winter viel intensiver und schneereicher waren.»

In der jüngsten Vergangenheit war es die Saison 2013/14, in der wegen zu wenig Schnee kein Loipenbetrieb erfolgen konnte. Im nachfolgenden Winter wurde mit 37 Betriebstagen aber ein sehr hoher Wert erreicht. Sogar ein Langlaufrennen konnte am 15. Februar 2015 durchgeführt werden. Letzte Saison war die Loipe an 23 Tagen geöffnet, was ebenfalls ein guter Wert ist.

Es bräuchte Schnee und Kälte für eine gute Saison

Um eine Loipe präparieren zu können, wären laut Aeschbach rund 18 Zentimeter Schnee nötig. «Gut wäre es, wenn es dazu auch kalt wäre, damit der Schnee nicht sofort wieder schmilzt.» Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Loipe diesen Winter noch in Betrieb sein wird. Umso mehr freuen würde es Aeschbach, weil die Loipe auf diese Saison hin wegen einer Baustelle eine Änderung erfahren hat.

Neu gibt es eine kleine Abfahrt auf der Strecke. «Es wäre toll, wenn wir diesen neuen Abschnitt ausprobieren könnten», sagt Aeschbach. Wenn die Loipe nicht offen ist, hat das zudem finanzielle Einbussen für den Verein zur Folge. «Wir werden vom Swisslos- Fonds Aargau unterstützt, aber nur, wenn wir Betriebstage vorweisen können», sagt Aeschbach. Keine Betriebstage bedeuten also auch kein Geld.

Den Betrieb irgendwann einzustellen, steht laut Aeschbach nicht zur Diskussion. Der Verein will in ein neues Spurgerät investieren. An der GV im November soll der Antrag präsentiert werden. Auch aus diesem Grund hofft Aeschbach, dass Frau Holle doch noch ihre Laken schütteln und für eine weisse Pracht auf dem Kalt sorgen wird.