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Kanton Aargau
Hunderte Freiwillige haben sich beim Roten Kreuz gemeldet, um zu helfen. Das sind viel mehr, als benötigt werden – froh ist man trotzdem.
Für ältere Menschen einkaufen. Oder mit deren Hunden Gassi gehen. Oder telefonieren, um zumindest auf Distanz etwas Gesellschaft leisten zu können. Hunderte Aargauer wollen in dieser Krisenzeit helfen. Dazu posten sie ihre Absicht in die sozialen Medien, hängen sie – auf Flyer gedruckt – an Hauseingänge oder kreieren sogar eigene Websites dafür. Trotzdem ist die Vermittlung von Helfenden und Hilfesuchenden nicht immer ganz einfach.
Deshalb ist hier das Rote Kreuz Kanton Aargau eingesprungen. Wer helfen will, kann auf der Website des Roten Kreuzes seine Kontaktdaten hinterlegen. Die Mitarbeiterinnen vermitteln dann. Das Aargauer Rote Kreuz ist zwar nicht die einzige Institution, die eine solche Vermittlung anbietet. Doch das Rote Kreuz hat einen Vorteil: Viele Beziehungen zu betagten Menschen sind bereits vorhanden. Etwa wegen dem Fahrdienst oder dem Besuchs- und Begleitdienst. Beide werden für ältere Menschen auch ausserhalb von Corona-Zeiten angeboten. Ein Vertrauensverhältnis ist vielleicht schon vorhanden und die Hürde, sich Hilfe zu holen, vielleicht etwas tiefer.
Vor rund zwei Wochen hat das Jugendrotkreuz diese Vermittlungsplattform lanciert. Und bereits 700 Freiwillige haben sich seither gemeldet. «Wir sind unglaublich beeindruckt davon, auf so viel Unterstützung zählen zu können», sagt Nina Vladovic, Leiterin des Aargauer Jugendrotkreuzes. So viele Helfer braucht es im Moment allerdings gar nicht. In derselben Zeit haben rund 50 Personen um Unterstützung gefragt. Nicht jeder Freiwillige, der sich meldet, kommt also tatsächlich auch zu einem Hilfseinsatz. Trotzdem ist man beim Aargauer Roten Kreuz froh um die grosse Unterstützung.
Denn je dichter das Netz der Freiwilligen, desto besser. Man möchte möglichst Nachbarschaftshilfe lancieren. Und wenn jemand aus einem abgelegenen Dorf nach Unterstützung fragt, hat das Rote Kreuz bestenfalls bereits jemanden im Pool, der aus derselben Gegend stammt.
Die vielen Anfragen haben für das Rote Kreuz noch einen weiteren Vorteil. Denn im Moment fehlen viele der gewohnten Freiwilligen. Diejenigen, die auch ausserhalb von Corona-Zeiten Unterstützung anbieten. Die allermeisten davon sind Senioren, und die sollten nun zu Hause bleiben.
Rund 90 Prozent aller Freiwilligen werden im Moment nicht eingesetzt, schätzt Vladovic. Zwar sind auch die Rotkreuz-Dienstleistungen – coronabedingt – eingeschränkt. Angeboten wird nur noch, was mit den aktuellen Auflagen möglich ist. Fahrdienste werden etwa nur in zwingenden Situationen durchgeführt, wenn jemand einen wichtigen Arzttermin hat, zum Beispiel. Und Besuchsdienste werden digital durchgeführt.
Trotzdem: Den Freiwilligen des Roten Kreuzes geht die Arbeit nicht aus. Um das reduzierte Angebot aufrechterhalten zu können, ist man deshalb auf Unterstützung angewiesen. Am Beispiel der Fahrdienste: Dort helfen aktuell die Fahrer von Nez Rouge aus. Gleichzeitig werden nun bei Bedarf auch die Freiwilligen, die sich wegen des Corona-Virus melden, gefragt, ob sie sich nicht auch vorstellen könnten, beim Fahrdienst zu helfen. Im Moment funktioniert das, sagt Vladovic.
Mit diesen zusätzlichen Freiwilligen hätte man genug Leute, um alle Dienste, die noch angeboten werden dürfen, auch tatsächlich anzubieten. Man wisse aber nie, wie sich die Situation entwickle, so Vladovic: «Wir sind deshalb froh darum, zu wissen, dass viele Leute in einer solchen Krisensituation bereit wären, zu helfen.»
Und vielleicht, hofft Vladovic, wird der eine oder andere Freiwillige auch langfristig dem Aargauer Roten Kreuz treu bleiben. Denn Arbeit gäbe es auch in normalen Zeiten genug.