Diskussionsbeitrag
«Gewissen Exponenten fehlt der Anstand»: SVP-Bezirkspräsidentin kritisiert Glarners Stil und Kurs

Bisher übte von den wichtigen SVP-Funktionsträgern niemand Kritik am Provokateur. Jetzt tut sie es: Barbara Borer-Mathys greift Stil und Kurs von Andreas Glarner an: «Gewissen Exponenten fehlt der Anstand.»

Urs Helbling
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Für Borer-Mathys ist klar: «Wir müssen aufhören, uns auf alte Strategien zu verlassen.»

Für Borer-Mathys ist klar: «Wir müssen aufhören, uns auf alte Strategien zu verlassen.»

Quelle: AZ/Keystone, Montage: mwa

«Arschlan», Mohrenkopf-Plakat, keine Doppelbürger im Nationalrat: SVP-Kantonalparteipräsident und Nationalrat Andreas Glarner (Oberwil-Lieli) hat in den letzten Wochen immer wieder provoziert – und damit selbst in den eigenen Reihen für Verärgerung gesorgt. In zehn Tagen wird im Aargau gewählt, bei der SVP hat man Angst vor Verlusten, und viele ihrer Kandidaten bangen um ihre Wahlchancen.

Von den wichtigen SVP-Funktionsträgern übte bisher niemand Kritik am Provokateur. Jetzt tut es Barbara Bohrer-Mathys, die Tochter des früheren SVP-Aargau-Präsidenten und Nationalrats Hans Ulrich Mathys. Ohne den Namen Glarner zu nennen, aber so deutlich, dass klar ist, wen sie meint. Rechtsanwältin Bohrer-Mathys ist Präsidentin der SVP des Bezirks Kulm.

Sie schreibt in einem Diskussionsbeitrag über die SVP: «Gewissen Exponenten fehlt der Anstand.» Und: «Wir politisieren offensichtlich teilweise am Volk vorbei.» Für Borer-Mathys ist klar: «Wir müssen aufhören, uns auf alte Strategien zu verlassen. Sie helfen uns heute kaum noch.»

«Nicht immer nur Nein sagen»

Immer nur Nein zu sagen, treibe die Wähler in die Arme der Gegner. Für die Grossratskandidatin steht fest:«Wir müssen lernen, ein verlässlicher Partner zu sein. Hart in der Sache, anständig im Ton, mit dem Willen zum Kompromiss – wenn auch nicht um jeden Preis.» Borer-Mathys (37) ist dreifache Mutter und wohnt in Holziken. Sie sagt von sich, sie sei Realistin genug, um zu merken, «dass wir im SVP-Getriebe wohl gewisse angerostete, ausgeleierte und überflüssige Teile auswechseln müssen». Für die Präsidentin jener Bezirkspartei, die 2016 mit 42 Prozent kantonsweit den höchsten Wähleranteil erreichte, ist klar: «Die SVP hat eine gehörige Revision nötig.»