Startseite
Aargau
Kanton Aargau
Ausgerechnet der Aargauische Gewerbeverband hat seinen Gästen bei der kantonalen Berufsschau in Wettingen Wein kredenzt, der nicht aus dem Aargau, sondern aus Österreich stammt. Das sei eine Ausnahme gewesen, heisst es beim Verband.
Manche Gäste des Ausstellerabends an der kantonalen Berufsschau in Wettingen trauten ihren Augen nicht, als ihnen beim Essen Wein aus Österreich kredenzt wurde. Denn zum Anlass eingeladen hatte der Aargauische Gewerbeverband. Jene Institution also, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich für das aargauische Gewerbe und dessen Produkte auf allen Ebenen einzusetzen.
Und nun das: Am eigenen Anlass gibt es nicht etwa Rebensaft aus dem Rebbaukanton Aargau; nein, der Wein für die vielen geladenen Gäste wird aus Österreich importiert. Dabei ist Vizepräsidentin und SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger doch eigentlich eine engagierte Kämpferin für alle einheimischen Betriebe und Produkte. Und sie hat sich als scharfe Kritikerin des Einkaufstourismus profiliert. Ist es also so, dass man beim Gewerbeverband Wasser predigt und Wein trinkt? Und erst noch österreichischen?
Ein Auge zugedrückt
Selbstverständlich achte man beim Aargauischen Gewerbeverband weiterhin sehr genau darauf, dass Produkte und Unternehmen aus dem Kanton gefördert werden, erklärt Geschäftsleiter Peter Fröhlich. «Was wir am Ausstellerabend gemacht haben, geht normalerweise nicht.
Aber beim österreichischen Wein haben wir für einmal ein Auge zugedrückt.» Denn das Motto des Abends, zu dem alle eingeladen waren, die mit einem Stand an der Berufsschau vertreten waren, hiess «Österreich». Es gab ein österreichisches Essen, österreichische Musik, der Wirt war ein Österreicher – und eben auch der Wein. «Das war eine Ausnahme», erklärt Fröhlich. «Im Normalfall achten wir darauf, dass wir an unseren Anlässen nur Aargauer Weine ausschenken.»
«Höchst unsensibel»
Auf Anfrage erklärte Meier, er finde das Vorgehen des Gewerbeverbandes in dieser Angelegenheit als «höchst unsensibel». Meier, der für die CVP für den Nationalrat kandidiert, erwähnte, dass innert eines Jahres die privaten Importe aus den Nachbarländern um 41 Prozent zugenommen hätten, was die Situation für die grenznahen Betriebe schwierig mache.
Den Ausstellerabend der Berufsschau unter ein Ländermotto zu stellen, habe sich bewährt und sei gut angekommen, sagt Peter Fröhlich. Man könne sich durchaus vorstellen, beim nächsten Mal ein anderes Land als Thema zu nehmen. Dabei aber dürfte jetzt schon klar sein: Egal, welches Land an die Reihe kommt – der richtige Wein kann nur aus einem Kanton kommen.