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Ein gescheitertes Informatikprojekt kostet die Aargauer Kantonsverwaltung 3,5 Millionen Franken. Ziel wäre es gewesen, die elektronischen Daten des Kantons Aargau langfristig zu archivieren.
Die Aargauer Kantonsverwaltung hat wegen eines abgebrochenen Informatikprojektes 3,5 Millionen Franken in den Sand gesetzt. Das stellt die kantonale Finanzkontrolle in ihrem Jahres-bericht fest, wie die Nachrichtenagentur SDA meldet. Ziel des Projektes war es, die elektronischen Daten des Kantons langfristig zu archivieren.
Das System wurde vom Informatikboard unter Leitung des Staatsschreibers 2013 unter Vorbehalt abgenommen, im gleichen Jahr aber abgebrochen. Der Grosse Rat hatte für das Vorhaben insgesamt 4,52 Millionen Franken bewilligt. Bis zum Abbruch des Projektes wurden 3,5 Millionen Franken davon ausgegeben.
Betriebskosten von 1,5 Millionen
Regierungssprecher Peter Buri sagt auf Nachfrage der Aargauer Zeitung: «Einer der Hauptgründe für den Stopp des Projekts waren die sehr hohen jährlichen Betriebs- und Unterhaltskosten von rund 1,5 Millionen Franken.» Tatsächlich habe das kantonale Informatikboard das evaluierte System im Januar 2013 nur mit Vorbehalt abgenommen.
Die definitive Einführung sei aber mit weiteren Abklärungen verknüpft worden. Aufgrund dieser Abklärungen habe sich das Informatikboard später aus strategischen, finanziellen und technischen Gründen für den Verzicht auf die Einführung des Systems ausgesprochen. Der Regierungsrat sei diesem Antrag schliesslich gefolgt.
Peter Buri betont: «Damit konnte die Bremse noch rechtzeitig gezogen werden - Betrieb und Unterhalt des Systems wären deutlich teurer zu stehen gekommen als ursprünglich angenommen.» Deshalb sei die Übung abgebrochen worden, «bevor dem Kanton nicht tragbare Kosten entstanden sind».
Abbruch wegen interner Mängel
Die Finanzkontrolle bezeichnet dies in ihrem Bericht weniger positiv als «gänzliche Verfehlung des Projektziels». Die von einem externen Beratungsunternehmen durchgeführte Evaluation habe zehn Ursachen für den Projektabbruch aufgezeigt.
Die überwiegende Mehrheit davon sind laut der Finanzkontrolle interne und organisatorische Probleme. So habe es Mängel bei Projektabwicklung und Kommunikation gegeben, zudem seien die finanziellen Folgen der flächendeckenden Einführung unterschätzt worden.
Peter Buri hält dazu fest, dass diese Analyse durch den Regierungsrat und das Informatikboard bereits 2013 nach dem Entscheid zum Projektverzicht in Auftrag gegeben worden sei.
Ausgewählt hat das System, das am Ende doch nicht eingeführt wurde, eine Projektgruppe mit Vertretern mehrerer Departemente. Federführend bei der Evaluation war laut Buri das Departement Bildung, Kultur und Sport. «Für die Wahl des Systems wurde eine Ausschreibung durchgeführt», sagt er.
Idee wird nicht weiterverfolgt
Laut der Nachrichtenagentur SDA sind die gesetzlichen Vorgaben für die Archivierung auch ohne Record Mana- gement System erfüllt. Weshalb wurde das nun gescheiterte Informatikprojekt denn überhaupt in Angriff genommen? Buri erläutert: «Es wurde angestrebt, eine einheitliche Lösung für die ganze Kantonsverwaltung zu entwickeln und einzuführen.» Heute ist das kein Thema mehr. «Die Idee eines kantonsweiten Archivierungssystems wird im Moment nicht weiter verfolgt», sagt Buri.
Und welche Lehren hat der Kanton aus dem gescheiterten Millionenprojekt gezogen? Peter Buri hält fest, inzwischen habe das Informatikboard eine Analyse durchgeführt und das Controlling für Informatik-Grossprojekte ausgebaut, «um in künftigen Fällen noch früher regieren zu können».