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«Wir haben viel investiert», sagt Verwaltungsrat Peter Woodtli, «doch das Szenario 2020 ist definitiv vom Tisch.»
Seit zehn Jahren ist bekannt, dass Oftringen ein Potenzial für geothermische Energiegewinnung hat. Die 2013 gegründete Erdwärme Oftringen AG, eine Tochtergesellschaft des Energieversorgers EW Oftringen, arbeitete sukzessive an der Idee eines Geothermie-Kraftwerks für die Fernwärmeversorgung in Oftringen und Umgebung – hat das Vorhaben nun aber zähneknirschend sistieren müssen. Bis zuletzt hofften die Verwaltungsräte der Erdwärme Oftringen AG, dass der Erdwärmespeicher in Zusammenarbeit mit der erzo Oftringen bis 2020 realisiert werden könnte. «Wir haben viel investiert», sagt Verwaltungsrat Peter Woodtli, «doch das Szenario 2020 ist definitiv vom Tisch.»
Der Verwaltungsrat der Erdwärme Oftringen AG, dem nebst Woodtli Peter Steiner und Anton Bucher als Präsident angehören, fällte den Sistierungsentscheid diesen Sommer. Gestern teilte das Unternehmen mit: «Nachdem im Frühjahr 2016 die Finanzierung des Erdwärmespeicherprojektes im Umfang von rund 12 Millionen Franken durch Bund, Kanton und zwei grossen Energieversorgern zusammen mit der Erdwärme Oftringen AG sichergestellt war, hat vor allem der fehlende lokalpolitische Rückhalt zum Rückzug der beiden grossen privaten Investoren geführt.» An der technischen Ausführbarkeit scheitert das Projekt – zumindest vorübergehend – gemäss Woodtli nicht. Eine Potenzialabklärung bestätigte die Machbarkeit bereits vor rund fünf Jahren. Das Wärmeabsatzpotenzial soll zudem laut Studie der Firma Gruner AG ein Mehrfaches der bereits bestehenden Fernwärmeversorgung der Elektra Birseck Münchenstein (EBM) ab der Kehrichtverbrennungsanlage betragen.
Dass die EBM zum Vergleich beigezogen wird, kommt nicht von ungefähr: Anstelle einer Zusammenarbeit mit der Erdwärme Oftringen AG entschied sich der erzo-Vorstand – Präsident ist Gemeindeammann Julius Fischer – vor einem Jahr für eine Verlängerung des Wärmeliefervertrags mit der EBM bis 2040 und der Erweiterung der Bezugsmenge. Eine Verlängerung, die auch an der erzo-Abgeordnetenversammlung zu Diskussionen geführt hatte. Die Erdwärme AG hätte gerne eine Konzession erhalten, blieb aber erfolglos, weil das Projekt den Entscheidungsträgern noch zu unkonkret ist. Dabei hatte das Bundesamt für Energie eine finanzielle Unterstützung von 4 Millionen Franken in Aussicht gestellt. Gegen 300 000 Franken haben das EW Oftringen, die privaten Investoren und der Kanton für Projektarbeiten aufgewendet. «Wir wurden links liegengelassen», sagt Woodtli.
Es bleiben aber auch Unklarheiten: Eine 3D-Seismik-Messung wurde aufgrund der hohen Kosten von rund einer Million bisher nicht vorgenommen. Geothermieprojekte sind zudem nicht unriskant. Das zeigten Beispiele wie das Geothermieprojekt St. Gallen vor vier Jahren, das ein Erdbeben auslöste.
Für Gemeindeammann Fischer kommt die Schuldzuweisung des fehlenden Rückhalts überraschend. «Ich bin sehr erstaunt», sagte er gestern Abend auf Nachfrage. Weitere Aussagen seien derzeit nicht möglich. Die Situation müsse erst analysiert werden.
In ihrer Mitteilung schreibt die Erdwärme AG, sie bedauere den Entscheid der Sistierung. Während die Investoren definitiv abgesprungen sind, könne das Projekt aber wieder aufgegriffen werden, so Peter Woodtli. Der Verwaltungsrat hoffe, dass das Erdwärme-Kraftwerk bei den laufenden Arbeiten an einer regionalen Energiestrategie des Verbands zofingenregio nochmals aufgenommen werde – als «Chance, die Region zukünftig mit sauberer erneuerbarer Fernwärme zu versorgen». Hans-Ruedi Hottiger, Zofinger Ammann und Projektleiter regionale Energieplanung, sagt, die Geothermie sei aber nur eines von mehreren möglichen Potenzialen, das man in der Projektgruppe prüfen werde.