Nationalratswahlen
Gegen einflussreiche Lobbys: Unabhängiger Aargauer will nach Bern

Vincent Hohler aus Magden kandidiert auf der Liste «DU Aargau». Er war politisch bisher nur auf kommunaler Ebene aktiv, als Mitglied der Jugendkommission Magden.

Fabian Hägler
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Vincent Hohler (26) ist der erste Aargauer Kopf der Unabhängigen.

Vincent Hohler (26) ist der erste Aargauer Kopf der Unabhängigen.

Neben den etablierten Parteien traten im Aargau bei den letzten Nationalratswahlen 2015 mehrere kleine Gruppierungen an. Vor vier Jahren gab es die Sozial-Liberale Bewegung (SLB), eine Liste www.nichtwähler.ch, die Lösungs-Orientierte Volks-Bewegung (LOVB), die «Integrale Politik Aargau» und eine Liste der Ecopop-Bewegung. In diesem Jahr tritt das von Maximilian Reimann lancierte «Team 65+» an, der Plan von Richard Fischer aus Brugg, mit den «Duplos» eine Liste zu bilden, ist hingegen gescheitert.

Zumindest eine weitere neue Liste dürfte aber im Wahlcouvert der Aargauer Bevölkerung liegen. Jene von «DU Aargau», was keine Aufforderung ist, sich im Kanton künftig zu duzen, sondern eine Abkürzung für die «Die Unabhängigen». Hinter der Liste steht der 26-jährige Vincent Hohler aus Magden im unteren Fricktal. «Die Fälle von Pierre Maudet in der Schweiz und Heinz-Christian Strache in Österreich haben gezeigt, dass vieles in der Politik über einflussreiche Lobbys und fragwürdige Spenden läuft», sagt Hohler.

Finanzierung mit Crowdfunding

«Dagegen will ich mich einsetzen, aus meiner Sicht müssen Politiker nur für das Wohl des Volkes da sein.» Hohler erklärt weiter, «DU Aargau» sei völlig unabhängig von Spenden von Firmen oder Organisationen. «Wir finanzieren unseren Wahlkampf mit einem Crowdfunding», erläutert er.

Vincent Hohler war politisch bisher nur auf kommunaler Ebene aktiv, als Mitglied der Jugendkommission Magden. «Ich bin als Stimme der Jugend dort dabei, da ich als aktiver Pfadfinder und ehemaliger Abteilungsleiter der Pfadi Rheinfelden ihre Anliegen kenne und dort einbringen kann.» Dieses Jahr organisiert Hohler das Badifest in Magden und will sich aktiv in die Erarbeitung des Jugendkonzepts einbringen.

Wie kam Hohler auf die Idee, für den Nationalrat zu kandidieren? «Ich bin im Internet zufällig auf die Seite von DU Bern gestossen und fühlte mich angesprochen von den Zielen der Bewegung», sagt er. Der junge Fricktaler ist sich bewusst, dass es als Vertreter einer neuen Bewegung, sozusagen als Parteiloser, ziemlich schwierig ist, einen Sitz im Nationalrat zu holen. «Dennoch bin ich überzeugt, dass wir mit DU den Nerv der Zeit treffen und sich viele Menschen wirklich unabhängige Kandidatinnen und Kandidaten wünschen.» Ziel der Bewegung sei es, insgesamt acht Namen auf der Liste zu haben und diese dann zweimal aufzuführen. «Wenn wir das schaffen, ist schon ein erster Anfang gemacht.» Derzeit steht neben Hohler erst ein weiterer Kandidat fest. Der zweifache Vater, der nach einer Banklehre nun als Projektleiter in einem Logistikunternehmen tätig ist, lässt sich davon aber nicht entmutigen. «Wir haben in Bern bereits erleben dürfen, wie schnell wir innert zwei Monaten zwölf motivierte und fähige Nationalratskandidaten mobilisieren konnten», sagt er. Diese kurzfristigen Erfolge zeigen für Vincent Hohler, «dass viele Menschen von der etablierten Politik genug haben». Im Aargau sei die Bewegung noch auf der Suche nach Frauen, die auf der «DU»-Liste zu den Nationalratswahlen antreten möchten.

Nicht im Links-rechts-Schema

Die Unabhängigen positionieren sich laut Hohler bewusst nicht im Links-rechts-Schema. «Für uns stehen Transparenz, finanzielle Unabhängigkeit und Sachpolitik an erster Stelle», führt er aus. «DU Aargau» sehe sich als erweiterte Mittepartei, die Extremismus von links und rechts kategorisch ablehne. Politisch wollen die Unabhängigen laut einer Mitteilung sachbezogen und mit neuen Ideen «in relevanten Themen Umwelt (Wasser, Landwirtschaft, Tiere, Klima), Familie, Gesundheit und Haftungsrecht agieren». Hohler sagt dazu: «Es gibt heute schon genügend Politiker in Bern, die sich mit Ausländerfragen und Migration befassen. Das bringt vielleicht Aufmerksamkeit, die wirklich drängenden Probleme und Anliegen der Bevölkerung sind aber andere.»