Freunde fürs Leben
Sie fanden sich vor dem Altar – wie Trainer Hitzfeld und Pfarrer Hochstrasser Freunde wurden

Vor 36 Jahren haben sich Othmar Hitzfeld und Josef Hochstrasser kennen gelernt. Rein zufällig eigentlich. Was die Freundschaft ausmacht, gegen wen sie jassen und was eine Katze damit zu tun hat.

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Tele M1

Wir schreiben das Jahr 1985. Damals ist Othmar Hitzfeld Trainer beim FC Aarau. Er führt diesen in den Cupfinal. Am Abend vor dem grossen Spiel geht er zum Gottesdienst. Pfarrer Josef Hochstrasser erkennt Hitzfeld sofort. Bei der Kommunion sagt er zunächst ganz normal: «Der Leib Christi.» Sofort fügt er aber an:

«Und viel Glück morgen im Cupfinal.»

Hitzfeld staunt nicht schlecht, ist perplex. Das sagt er in einem Beitrag von Tele M1. Er habe sich aber «riesig gefreut» und nach dem Gottesdienst hätten die beiden ihre ersten Worte gewechselt.

Der Kirchenbesuch scheint ein gutes Omen gewesen zu sein, der FC Aarau gewann tags darauf das Endspiel und stemmte den Pokal in die Höhe. Es war der erste grosse Erfolg in der langen Karriere des Othmar Hitzfeld, der sogar die Champions League gewinnt und später auch Schweizer Nationaltrainer ist.

Die Karriere von Othmar Hitzfeld in 20 Bildern:

Ottmar Hitzfeld
20 Bilder
«Die Erinnerung ans Brügglifeld bleibt für immer.» Ottmar Hitzfeld 2004 an einem FCA-Match.
Die Stunde des Triumphs: Ottmar Hitzfeld (mit Pokal) wird mit dem FC Aarau 1985 Schweizer Cupsieger, rechts Co-Trainer Radi Schibli.
Ottmar Hitzfeld stemmt, getragen von Spielern, den Cup in die Höhe. Das Finale fand im Berner Wankdorfstadion.
Ottmar Hitzfeld, hier neben Assistenztrainer Radi Schibli (links), kam 1984 zum FC Aarau und wurde gleich Vize-Meister.
Hier feiert der FC Aarau 1985 den Cupsieg.
Ottmar Hitzfeld im Dress des FC Basel: Er spielte von 1971 bis 1975 für den FCB, machte 92 Spiele und erzielte 66 Tore.
Ottmar Hitzfeld (l.) in Aktion.
Ottmar Hitzfeld in voller Aktion bei einem Spiel mit dem FCB. Danach wechselte er für drei Jahre zum VfB Stuttgart, ehe er zwei Jahre beim FC Luganou und drei Jahre beim FC Luzern spielte.
Als Trainer wechselte Ottmar Hitzfeld nach vier Jahren in Aarau zum Grasshopper Club Zürich (GC). Von 1988 bis 1991 holte er fünf Titel, darunter die Schweizer Meisterschaften 89/90 und 90/91.
Ottmar Hitzfeld (rechts) neben Andi Möller bei Borussia Dortmund: Beim BVB war Hitzfeld von 1991 bis 1996 Trainer. 1994/95 und 95/96 wurde der BVB Deutscher Meister.
28. Mai 1997: Hitzfeld gewinnt mit Dortmund die Champions League gegen Juventus Turin. Anschliessend bleibt Hitzfeld noch ein Jahr als Sportdirektor beim Verein.
Ottmar Hitzfeld telefoniert im Liegestuhl im Juni 2001 auf Mallorca – zu dieser Zeit ist er schon das erste Mal Trainer beim FC Bayern (1998 bis 2004) Vier Mal holt er in dieser Zeit die Deutsche Meisterschaft. Sie endet mit der Entlassung 2004.
4. Mai, 2008: Luca Toni verpasst Hitzfeld eine Bierdusche nach dessen 5. Meistertitel mit Bayern München. Hitzfeld war nach der Entlassung von Felix Magath am 1. Februar 2007 zum FC Bayern zurückgekehrt.
Hitzfeld holt sechs Meisterschaften mit Bayern München – dazu zweimal den DFB-Pokal, die Champions League 2001/01 und den Weltpokal 2001.
Ottmar Hitzfelds zweiter Abschied beim FC Bayern. Die zweite Trainerphase dauerte von 2007 bis 2008.
Von 2008 (nach der EM im Sommer) bis 2014 ist Hitzfeld Trainer der Schweizer Nationalmannschaft.
An der WM 2010 besiegt die Schweiz den späteren Weltmeister Spanien mit 1:0, kommt aber nicht über die Gruppenphase hinaus. Die EM 2012 verpasste die Schweiz, an der WM 2014 unterlag die Schweiz Argentinien im Achtelfinale nach Verlängerung.
1. Juli 2014: Hitzfeld nach seiner letzten Partie nach dem 0:1 gegen Argentinien bei der WM.
Seit 2014 im Ruhestand: der ehemalige Schweizer Natitrainer Ottmar Hitzfeld

Ottmar Hitzfeld

Keystone/Urs Flüeler

Mittlerweile ist Hitzfeld seit knapp sieben Jahren nicht mehr im Trainerbusiness tätig. Die Freundschaft hat aber noch heute Bestand – obwohl der gebürtige Lörracher später in der deutschen Bundesliga coachte. Nach Deutschland – genauer nach Dortmund und München – lädt Trainer Hitzfeld Pfarrer Hochstrasser auch ein, sie spielen im Garten zusammen Fussball.

Offene und ehrliche Diskussionen

Und sogar eine Beerdigung hätten sie zusammen durchgemacht, erzählt Josef Hochstrasser. Es sei dazu gekommen, weil Hitzfelds Lieblingskatze überfahren worden war – just als der Pfarrer mit seiner Frau zu Besuch in München war. Hitzfeld sei ein Katzenliebhaber, verrät Hochstrasser. «Und dann haben wir eben eine Beerdigung gemacht.»

Noch heute treffen sie sich. Wie sie verraten, jassen sie dann zum Beispiel gegen ihre Frauen. Aber nicht nur. Hitzfeld sagt: «Wir können offen und ehrlich über viele Themen diskutieren. Und das macht unsere Freundschaft aus. Aber natürlich auch seine Gottesdienste.» Dass sich ihre beiden Frauen auch noch gut verstehen, ist ein weiterer positiver Nebeneffekt der Freundschaft, die vor 36 Jahren dank der Religion und dem Fussball ihren Anfang genommen hat.

Mehr davon? Josef Hochstrasser und Othmar Hitzfeld waren vergangene Woche Gäste in der Sendung «TalkTäglich» bei Tele M1, wo sie ausführlich über ihre Freundschaft sprachen:

Tele M1

(cri)