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Aargau
Kanton Aargau
Es steht nicht gut um die Fichte. Noch ist sie nach der Buche die zweitverbreitetste Baumart im Kanton Aargau. Doch ihr droht Ungemach.
Klimawandel und Schädlinge setzen der Fichte zu. Gemäss den aktuellsten Prognosen der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL wird sie in den nächsten Jahrzehnten aus dem Mittelland verdrängt und in höhere Lagen ausweichen. Innert 50 bis 100 Jahren werde sie im Aargau weitgehend verschwunden sein, sagte Marcel Murri, Leiter Sektion Walderhebung, in der «Schweiz am Sonntag» vom 29. Juli.
Das Problem: Die Fichte, ein sogenannter Flachwurzler, stösst mit ihren Wurzeln nicht in die Tiefe, sondern in die Breite, kann daher bei längerer Trockenheit und Hitze ihre Wasserversorgung nicht genügend aufrechterhalten. In einem solchen Fall haben Schädlinge, wie etwa der Borkenkäfer, leichtes Spiel (siehe Haupttext).
Beim Kanton weiss man um den gegenwärtig starken Befall. Allerdings sei derzeit noch keine Erhebung über den diesjährigen Befall durchgeführt worden, sagt Marcel Murri auf Anfrage. Eine solche könnte nach den Herbstferien jedoch folgen.
Speziell die Fichten sind aber noch einer anderen Gefahr ausgesetzt: Stürme. Denn als Flachwurzler sind sie weniger standhaft als andere Bäume. Besonders hart getroffen wurden die Fichten 1999. Der Orkan Lothar fegte sie gleich reihenweise nieder, sodass auf manchen Flächen kaum mehr ein Baum stand. Allein in der Schweiz fiel damals mit 13 Millionen Kubikmeter Holz ein dreifacher Jahresholzerntesatz dem Orkan zum Opfer, ein Zehntel davon im Aargau (az vom 27. 12. 2014).
In der Folge nahm der Befall durch Borkenkäfer rapid zu. Denn die stehengebliebenen Fichten seien durch «Lothar» heftig durchgeschüttelt und dadurch geschwächt worden, erklärt Murri. In den nächsten Jahren vermehrten sich Borkenkäfer noch stärker, wie aus der Grafik zu entnehmen ist. Als 2003 noch ein trockener Hitzesommer hinzukam, konnten sie sich ungehindert ausbreiten.
Wenn also nach und nach die Fichten aus den hiesigen Wäldern verschwinden, gibt es Platz für neue Bäume. Welche das sein könnten, vermag Murri noch nicht abzuschätzen. Allerdings gibt es Bäume, die mit der Trockenheit besser umgehen. Laut Murri sind das bei den Laubbäumen Eichen und bei Nadelbäumen Föhren, Weisstannen und Lärchen.