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Die FDP-Frauen Aargau befassten sich an ihrer Tagung mit Gleichstellungsfragen. Die Frauen seien zwar so gut ausgebildet wie noch nie, hätten aber wenige Chancen auf Schlüsselpositionen. Ein Punkt seien männliche Unternehmenskulturen.
Theoretisch ist die Gleichstellung von Männern und Frauen im Berufsleben festgesetzt, doch die Praxis hinkt hinten nach. Braucht es für die Chancengleichheit unter den Geschlechtern eine Quotenregelung, eine gezielte Frauenförderung, ist ein liberaler Weg möglich? Diesen und weiteren Fragen gingen die Aargauer FDP-Frauen am Samstagmorgen im Bullingerhaus in Aarau nach. «Müssen Frauen gefördert werden?», lautete die zentrale Frage der Tagung, auf die sich Präsidentin Martina Sigg eine Antwort erhoffte.
Christina Leimbacher, Leiterin der Fachstelle Familie und Gleichstellung Aargau und Präsidentin der Kinderlobby Schweiz, stellte eine Aussage Platons an den Beginn ihrer Ausführungen, wonach sich Begabungen gleichmässig auf beide Geschlechter verteilen. Obwohl so gut ausgebildet wie noch nie, hätten die Frauen bei der Vergabe von Schlüsselpositionen wenig Chancen. Um dies zu verbessern, brauche es unter anderem flexiblere Arbeitszeiten – auch für Männer –, familienergänzende Kinderbetreuung und ein Netzwerk für berufstätige Frauen. Sie sei zwar nicht a priori für eine Quotenregelung, diese würde aber dazu beitragen, dass Lösungen schneller umgesetzt würden.
Vorbilder für Frauen fehlen
Doris Aebi bestätigt, dass Frauen nur schwer an die Spitze eines Unternehmens gelangen. Sie widerlegt indes die These, daran seien die Kinder schuld. «71 Prozent der erwerbstätigen Frauen haben keine Kinder unter 15 Jahren. Kinder sind also keine Karrierenkiller.» Sie sieht die Ursache vielmehr in den männlich geprägten Unternehmenskulturen, den Führungsmodellen, die keine Teilzeitarbeit vorsehen, aber auch in den fehlenden Vorbildern für Frauen.
Heute verlaufen Karrieren nicht mehr gradlinig, sondern es gibt Aufsteiger, Einsteiger, Quereinsteiger oder Umsteiger. «Alles ist heute möglich und darin besteht eine neue Chance», ist Doris Aebi überzeugt.
Neue Modelle sind nötig
«Die ökonomische und politische Macht ist ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt», stellte Markus Theunert, einziger Mann in der Runde, einleitend fest. Seiner Meinung nach ist Frauenförderung problematisch, «weil nur Schwache und Benachteiligte der Förderung bedürfen und weil Frauenförderung die weiblichen Machtsphären unterschlägt.» Mangelnde Ergebnisgleichheit (also gleicher Lohn) sei kein sinnvoller Indikator, um Chancengleichheit zu messen. «Ich verspreche mir nicht viel von Frauenquoten; die Gesellschaft muss sich verändern, neue Modelle müssen geschaffen werden.»
In der anschliessenden Diskussion unter der Leitung von Barbara Schunk kristallisierte sich die Meinung heraus, dass nicht nur ein struktureller, sondern auch ein kultureller Wandel stattfinden müsse, wenn die Chancengleichheit – wenn auch in kleinen Schritten – erreicht werden soll.