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Nach dem Aus für das Milliarden-Bauwerk ist eine schnelle Variante nicht in Sicht. Der frühere Baudirektor Peter C. Beyeler zweifelt sogar daran, dass es sinnvolle Alternativen zum Baldeggtunnel gibt.
Damit das Zentrum von Baden erreichbar bleiben könne, sei «die grossräumige Verbindung vom Aaretal zur A1 durch einen Baldeggtunnel zwingend». Das sagte der frühere Baudirektor Peter C. Beyeler 2011 an einer Information über das Projekt Neugestaltung Schulhausplatz in Baden. Jetzt hat sein Nachfolger Stephan Attiger das Aus für den Baldeggtunnel verkündet.
Wie soll es weitergehen? Er wolle den Entscheid der Regierung nicht kommentieren, sagt alt Regierungsrat Beyeler heute. Aber dass der Kanton den Baldeggtunnel nicht allein ohne Bundesgelder hätte stemmen können, sei ja immer klar gewesen. Nichts machen sei aber sicher keine Lösung, und er glaube kaum, dass es sinnvolle Alternativen gebe, die viel billiger seien.
Zwei Äste zur Autobahn
Das Projekt Baldeggtunnel mit der Umfahrung von Untersiggenthal und der Südwestumfahrung Brugg ist seinerzeit als neunte aus acht favorisierten von insgesamt 30 Varianten für die Verkehrslösung im Ostaargau entstanden (siehe Grafiken). Der Variantenfächer war breit geöffnet worden, nachdem 2008 eine Studie zu einem Petersbergtunnel zu keinem befriedigenden Resultat geführt hatte: baulich machbar, volkswirtschaftlich zweckmässig, die Entlastung wohl für Brugg/Windisch spürbar, für Baden/Wettingen jedoch zu gering.
Das Rad neu erfinden kann man nicht, schon gar nicht in der Frist von anderthalb Jahren. Bis dann will das Baudepartement einen neuen Plan vorlegen, der wohl an den alten Varianten anknüpfen wird. In der «Schweiz am Sonntag» deutete Regierungsrat Stephan Attiger an, dass man statt einer Bündelung des Verkehrs auch auf eine «Entflechtung», auf zwei Äste vom unteren Aaretal zur Autobahn Richtung Zürich und Richtung Bern, setzen könnte.
In diese Richtung gehen auch die Überlegungen der IG Baldegg, die den Verzichtsentscheid am vergangenen Freitag erstaunlich gefasst aufgenommen hat. Natürlich hat man keine fertige Lösung auf Lager, aber IG-Präsident Thierry Burkart äusserte sich gestern schon etwas konkreter über die Vorstellungen. Man werde vermutlich vom Gedanken an ein einziges grosses Bauwerk wegkommen müssen. Als Idee skizziert er eine Lösung mit zwei Teilen: eine Zufahrt zur A3 vom Aaretal her und einen zweiten Ast im Raum Siggenthal zur A1, wobei dieser eher nach dem Bareggtunnel zur Autobahn führen würde. Die Zentren von Brugg und Baden würden so durch eine Art Teil-Ring vom Verkehr entlastet.
Anreize für weniger Mobilität
Mit solchen Überlegungen kann freilich Jürg Caflisch, der Präsident des VCS Aargau, nichts anfangen. Als man sich letzten Freitag erfreut zeigte über die «unvoreingenommene und seriöse Überprüfung» des Projekts Baldeggtunnel dachte man nicht an alternative Linienführungen. Caflisch zweifelt die Zielsetzung, das untere Aaretal besser an das Nationalstrassennetz anzubinden, grundsätzlich an.
Im Zurzibiet gebe es eigentlich nichts mehr einzuzonen, eine Entwicklung, die zusätzliche Arbeitsplätze in die Region bringe, sei nicht absehbar. Zudem verweist er auf den Ausbau des S-Bahn-Verkehrs, der zusätzliche und attraktivere Verbindungen nach Zürich bringe. Was die Entlastung der Zentren betrifft, so seien jetzt erst einmal die Ergebnisse eines verbesserten Verkehrsmanagements abzuwarten und zu analysieren.
Der neue Präsident der Grünen in spe, Jonas Fricker, fordert im Zusammenhang mit dem Aus für den Baldeggtunnel Anreize, «damit die Leute möglichst dort wohnen, wo sie arbeiten». Um Baden zu entlasten, brauche es schlaue Verkehrskonzepte zur Förderung des Velo- und Fussverkehrs und mehr Park + Ride. Aber nicht erst vor der Stadt, Fricker schwebt das für Pendler beispielsweise schon in Waldshut vor, damit diese vermehrt den öffentlichen Verkehr nutzen. Zudem findet auch er: «Es ist abzuwarten, was das neue Verkehrsmanagement-System für eine intelligente Verkehrsabwicklung bringt.»