Parteichef Markus Zemp gibt sich versöhnlich. Die öffentlich geführte Diskussion um seinen Rücktritt habe ihm sogar den Rücken gestärkt.
CVP-Präsident Markus Zemp bleibt dabei: Er ist zwar kein Präsident für die Ewigkeit, aber er denkt auch nicht an einen schnellen Rücktritt nach den Verlusten bei den Grossratswahlen. Christian Dorer, Chefredaktor der Aargauer Zeitung, bleibt dabei: Die CVP würde schneller wieder auf den Erfolgsweg zurückfinden, wenn sie jetzt die Parteispitze auswechseln würde. Die beiden kreuzten gestern die Klingen im «TalkTäglich» auf Tele M1.
In einer scharfen Reaktion auf den Kommentar in der Aargauer Zeitung, in dem Chefredaktor Dorer dem CVP-Präsidenten den Rücktritt nahelegte, hatte sich die Partei eine mediale Einmischung in ihre Personalplanung verbeten. Nun gibt sich Präsident Markus Zemp wieder etwas versöhnlicher. Eigentlich müsse er sogar dankbar sein für die Aufmerksamkeit. Sie habe eine parteiinterne Diskussion ausgelöst und die Partei zusammengeschweisst: «Ein Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt würde von der Parteibasis nicht verstanden», ist Zemp überzeugt. Er habe grosse Unterstützung erfahren.
Es wäre «der dümmste Moment»
Nachdem er am Wahlsonntag noch selbst die Spekulation um eine unmittelbar bevorstehende Ablösung an der Parteispitze ausgelöst hatte, versprühte Markus Zemp nun im TV-Duell wieder unerschütterliches Selbstbewusstsein: Es wäre sogar «der dümmste Moment», jetzt die Parteiführung schon wieder auszuwechseln, sagte er. Denn dadurch würde ein von ihm und der erneuerten Führungscrew in Angriff genommener Reformprozess ins Stocken zu geraten drohen.
Christian Dorer attestierte dem CVP-Präsidenten, dass er sein Amt nach dem Verlust von zwei Nationalratssitzen in einer äusserst schwierigen Zeit angetreten habe. Das sei ihm als Persönlichkeit hoch anzurechnen. Dennoch bleibt er dabei: «Die CVP hat bei den Grossratswahlen erneut eine Schlappe eingefangen, das kann man nicht schönreden.» Und in so einer Situation sei es in der Verantwortung der Führung, sich die Frage zu stellen, ob sie am richtigen Platz ist. Dorer erinnerte an das Wagnis der FDP Schweiz, mit dem Aargauer Nationalrat Philipp Müller eine polarisierende Persönlichkeit zum Präsidenten zu machen. Es sei sicher auch diesem Müller-Effekt zu verdanken, dass die FDP im Aargau zum ersten Mal seit 1985 bei Wahlen wieder zulegen konnte.
Klares Bekenntnis zum Ausstieg
Zemp dagegen staunt, dass man seine Partei als die grosse Verliererin darstellt. Die Verluste seien so gravierend nun auch wieder nicht, und immerhin habe man wieder besser abgeschnitten als vor einem Jahr bei den Nationalratswahlen. Einen Fehler gestand er ein: Man habe sich in der Frage des Atomausstiegs tatsächlich zu lange nicht eindeutig positioniert, das habe geschadet. Dadurch erweckte man auch den Eindruck, auf Distanz zur eigenen Aargauer Bundesrätin Doris Leuthard zu gehen. Jetzt hält Zemp dafür klipp und klar fest: «Wir hinterfragen den Ausstieg nicht mehr.»