Startseite
Aargau
Kanton Aargau
Zwei Väter aus Würenlos haben dem Regierungsrat eine Online-Petition mit über 3500 Unterschriften übergeben, die eine Aufhebung der Maskenpflicht verlangt. Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati und Bildungsdirektor Alex Hürzeler äusserten Verständnis für das Anliegen, können aber keine rasche Aufhebung in Aussicht stellen.
Robert Blarer ist Vater von zwei Kindern, sein zwölfjähriger Sohn sei seit einer Woche unter der Maske, sagte der Würenloser am Dienstag, als er zusammen mit Steven Schraner eine Petition gegen die Maskenpflicht für Primarschüler an den Regierungsrat übergab. Die Petition, die auf einer Onlineplattform noch bis Ende März läuft, haben bisher mehr als 3500 Personen unterzeichnet, wie Schraner sagte.
Blarer kritisierte, sein Sohn komme regelmässig mit Kopfschmerzen und Übelkeit nach Hause, und wies darauf hin, dass Pandemie und Maskenpflicht massive negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hätten.
Es sei insbesondere falsch, dass zehn- bis zwölfjährige Kinder auch draussen auf dem Pausenplatz eine Maske tragen müssten, hielt er fest. «Das wird scharf kontrolliert, die Schüler werden auch angehalten, ihren Snack in der Pause schnell zu essen, damit sie rasch wieder Maske tragen», berichtete Blarer.
In einem offenen Brief an den Regierungsrat schreiben Blarer und Schraner, Kinder seien keine Treiber der Pandemie. Maskenpflicht an der Primarschule sei weder verhältnismässig noch zweckmässig. Einige Schulen würden die Weisung der Regierung sogar strenger anwenden und Kinder selbst im Turnunterricht eine Maske tragen. «Kinder mit ärztlichem Attest, die keine Maske tragen, werden in gewissen Gemeinden und Schulen abgesondert, ausgegrenzt und gemobbt», kritisieren sie.
Unterstützt wurden die beiden Petitionäre von den SVP-Grossrätinnen Nicole Müller-Boder und Maja Meier, die im Kantonsparlament einen Vorstoss gegen die Maskenpflicht an der Primarschule eingereicht haben. Dieser soll an der nächsten Grossratssitzung dringlich behandelt werden und forderte dasselbe, wie die Elternpetition aus Würenlos.
Bildungsdirektor Alex Hürzeler sagte, er habe Verständnis dafür, dass es unterschiedliche Ansichten gebe, welche Massnahmen in der Schule zur Eindämmung der Pandemie angemessen seien. Über allem stehe aber das Ziel, den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten, mit Blick darauf sei er der Ansicht, dass eine Maskenpflicht für die 5. und 6. Klasse zumutbar sei.
Hürzeler hofft, dass einige Coronamassnahmen an den Schulen nach den Frühlingsferien aufgehoben werden können. Dies sei aber nur möglich, wenn es die epidemiologische Lage erlaube und müsse mit umliegenden Kantonen abgestimmt werden, hielt der Bildungsdirektor fest. Er selber glaube nicht, dass schon früher, zum Beispiel am 22. März, weitere Lockerungen im Coronaregime möglich seien.
Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati hielt fest, die Maskenpflicht für Primarschüler habe nicht in erster Linie den Schutz der Kinder und Jugendlichen zum Ziel. Diese erkrankten kaum einmal schwer an Covid-19. Man wolle mit den Masken aber verhindern, dass sie die Krankheit weiter verbreiten und ihre Kolleginnen, Lehrpersonen oder Eltern anstecken.
Insofern helfe die Maskenpflicht an der Primarschule, die Belastung der Spitäler auf einem akzeptablen Niveau zu halten, erläuterte Gallati. Zudem wies er darauf hin, dass die Coronazahlen im Aargau seit einigen Tagen wieder steigen – dies sei in den Spitälern noch nicht sichtbar, werde sich aber in rund drei Wochen mit höheren Patientenzahlen zeigen.
«Ich habe ein gewisses Verständnis, dass manche Eltern verunsichert sind, wenn die grösste Partei des Landes offen dazu aufruft, die Vorgaben des Bundesrats nicht zu befolgen», sagt Philipp Grolimund, Präsident des Aargauer Schulleiterverbandes, auf Anfrage. Das sei eine bedauerliche Entwicklung, aber grundsätzlich stelle er im Aargau fest, «dass sich Eltern bisher nur in Einzelfällen gegen die Maskenpflicht für ihre Kinder wehren».
An der Schule Laufenburg, wo Grolimund Schulleiter ist, gebe es nur ein einziges Paar unter rund 300 Eltern, das sich dagegen wehrt, dass ihr Kind eine Maske trägt. «In diesem Fall suchen wir das Gespräch und versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden, damit das Kind trotzdem den Unterricht besuchen kann», sagt Grolimund. Es gebe zwar gewisse Einschränkungen, so sei die Teilnahme am Sportunterricht ohne Maske nicht möglich. «Aber auf dem Schulareal und im Klassenzimmer lässt sich die Situation mit erweiterten Schutzmassnahmen lösen.»
Im Fricktal hat der Unterricht erst diesen Montag nach den Sportferien wieder begonnen, in anderen Teilen des Kantons läuft die Schule schon seit zwei Wochen wieder. Grolimund hat aber keine Meldungen, dass es an anderen Schulen grössere Gruppen von Eltern gibt, die sich gegen die Maskenpflicht auflehnen. «Ich habe den Eindruck, dass diese Massnahme von den Eltern im Kanton grossmehrheitlich getragen und unterstützt wird», fasst der Schulleiter-Präsident zusammen.