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Kanton Aargau
Die Zofinger Stadträtin Christiane Guyer soll den Grünen-Sitz zurückholen. Sicher frei wird aber nur jener der SP.
Die Aargauer Grünen wollen mit Christiane Guyer zurück in den Regierungsrat, wie die Partei gestern Freitag mitteilte. Am 14. Mai nominieren die Mitglieder ihre Kandidatin online. Das sei höchstwahrscheinlich eine Formsache, sagt Parteipräsident Daniel Hölzle auf Anfrage. Die Nominierungsversammlung finde unter anderem deswegen statt, weil sich Christiane Guyer trotz Einschränkungen wegen der Coronakrise ihren Parteikolleginnen und -kollegen präsentieren will.
Die Grünen hätten bereits im Januar beschlossen, bei den Wahlen vom 18. Oktober anzutreten und dafür eine Frau aufzustellen, so Hölzle. Neben Guyer standen die letztjährige Ständeratskandidatin und Grossrätin Ruth Müri sowie die Grossrätin Kim Schweri auf der Wunschliste. Beide haben abgesagt, weshalb die Geschäftsleitung ihren Mitgliedern einen Einer-Vorschlag präsentiert.
Christiane Guyer ist seit zehn Jahren Stadträtin in Zofingen und für die Ressorts Sicherheit und Kultur verantwortlich. Zuvor war sie drei Jahre lang Grossrätin und während 15 Jahren im Zofinger Einwohnerrat aktiv. Als langjährige Politikerin und stellvertretende Leiterin der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern sei sie bestens für das Amt als Regierungsrätin qualifiziert, schreiben die Grünen.
Die 56-Jährige ist Biologin und Mutter von fünf Kindern. Einsetzen will sie sich im Regierungsrat insbesondere für die Umsetzung der Klimaziele und den Erhalt der Biodiversität. «In der derzeitigen Lage braucht es eine grüne Stimme im Regierungsrat, ganz unter dem Motto Vielfalt schaffen», sagt Guyer. Mit ihr wollen die Grünen denn auch explizit einen Sitz der Bürgerlichen angreifen, und nicht den einzigen der Linken. «Parteienvielfalt ist auch im Regierungsrat sinnvoll», sagt Daniel Hölzle.
Dass die Grünen wieder in die Regierung wollen – den Sitz hatten sie 2016 nach dem Rücktritt von Susanne Hochuli an die SVP verloren – hätten sie bereits vor der Rücktrittsankündigung von SP-Regierungsrat Urs Hofmann beschlossen. Das ändert aber nichts daran, dass Hofmanns Sitz der einzige ist, der sicher frei wird. Noch ist unsicher, ob und welche weiteren Nicht-Regierungsparteien kandidieren, der Anspruch der SP ist aber insgesamt unbestritten. Ausgerechnet die Kandidatur einer anderen linken Partei könnte diesen jetzt vielleicht gefährden - wegen der Frauenfrage.
Der erste Nominierungs-Wahlgang der SP findet am nächsten Samstag statt, ein allfälliger zweiter am 15. Mai. Die Ausmarchung erfolgt brieflich. Zur Auswahl stehen die Aarauer Stadträtin Franziska Graf und die Grossräte Marco Hardmeier und Dieter Egli. Mit der jetzigen reinen Männerregierung ist auch die SP nicht zufrieden und den Frauenanspruch bestreiten auch die männlichen Kandidaten nicht.
Sie möchten dennoch die mit dem Rücktritt Hofmanns eher selten sich bietende Chance ergreifen, für den Regierungsrat zu kandidieren. Aber die SP Frauen Aargau und die Juso haben gleich zu Beginn der Kandidierendensuche klar gestellt, keine Hand dafür zu bieten, dass der Regierungsrat ein Männergremium bleibt. Setzen sie und weitere Unterstützer von Franziska Graf sich durch, würden also zwei linke Frauen antreten. Die SP wäre dann als Sitzverteidigerin im Vorteil. Was aber geschieht, wenn sie Egli oder Hardmeier den Vortritt lässt? Wandern dann Stimmen für eine Frau zu den Grünen ab?
«Dass die Grünen einen zweiten Sitz für die linken Kräfte holen wollen, ist positiv», sagt SP-Präsidentin Gabriela Suter. Die Ausgangslage sei spannend, Sorgen macht sie sich aber nicht. «Für die grosse Mehrheit der Bevölkerung ist wohl unbestritten, dass die SP als zweitgrösste Partei des Kantons weiterhin in der Regierung vertreten sein soll». Sie befinde sich in der komfortablen Lage, den Delegierten drei mögliche Kandidierende zu präsentieren, die alle das Rüstzeug für den Regierungsrat mitbringen. Möglicherweise werde die Kandidatur der Grünen zwar in die Beurteilung der Delegierten mit einfliessen, aber: «Die Frauenfrage ist ein Kriterium. Daneben gibt es noch viele weitere, wie etwa Leistungsausweis in der kantonalen Politik, Fachkompetenz und überparteiliche Vernetzung.»