Einbrüche
Garage wird für Diebe lukrativer als die Wohnung: Velodiebstähle verdoppeln sich im Aargau

Die Polizei verzeichnet zu Anfang des Jahres doppelt so viele Garagen- und Kellereinbrüche wie im 2020. Schuld ist auch Corona. Und schlecht gesicherte Garagen und Kellerabteile.

Stefania Telesca
Drucken
Sie sind teuer und aktuell auch bei Einbrechern im Aargau sehr beliebt: E-Bikes.

Sie sind teuer und aktuell auch bei Einbrechern im Aargau sehr beliebt: E-Bikes.

Tobias Hänni

In der Nacht auf Freitag nahm die Kantonspolizei Aargau in der Region Döttingen vier Männer fest. Sie stehen unter Verdacht, auf nächtlicher Diebestour gewesen zu sein. «Im Fokus könnten E-Bikes aus Garagen und Fahrradkellern gestanden haben, wie sie diese Tage gerade in der Region Döttingen Ziel von Dieben geworden waren», sagt Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau. Einem Döttinger Anwohner waren kurz zuvor um 2.15 Uhr drei Männer aufgefallen, die auf Velos von Haus zu Haus fuhren. Einer von ihnen trug auf seinem Gepäckträger einen Bolzenschneider. Velodiebstähle - ein Problem, das die Kantonspolizei seit Anfang Jahr stark beschäftigt.

Das Coronavirus hat in der Bevölkerung einen Veloboom ausgelöst: Ob um den öffentlichen Verkehr zu umgehen oder um die Freizeit trotz allem abwechslungsreich zu gestalten – viele Menschen investierten 2020 in ein neues Velo. Das haben auch Velodiebe gemerkt: Die Kantonspolizei Aargau verzeichnete im Januar und Februar 2021 doppelt so viele Keller- und Garageneinbrüche wie vergangenes Jahr im gleichen Zeitrahmen. «Waren es letztes Jahr 35 gemeldete Fälle, sind es nun mehr als 70», sagt Corina Winkler, Kommunikationschefin der Kantonspolizei Aargau.

Dabei werden vor allem hochwertige, teure Mountainbikes und E-Bikes gestohlen: «Da ist man schnell bei einem Wert von über 5000 Franken», so Winkler. Der Deliktsbetrag dürfte sich laut Kantonspolizei allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres bereits auf rund 70'000 Franken belaufen. Genau sei es noch nicht bezifferbar.

Corina Winkler, Kommunikationschefin der Kantonspolizei Aargau.

Corina Winkler, Kommunikationschefin der Kantonspolizei Aargau.

Britta Gut

Die Diebstähle seien verteilt über den ganzen Kanton, besonders entlang der Verkehrsachse A1 passiert, oft auch tagsüber.

Entwendete Velos können gut weiterverkauft werden

Die Kantonspolizei glaubt, dass viele Menschen oft nicht darüber nachdenken, wie einfach zugänglich ihre Garagen und Keller sind und wie hoch der Wert der dort sichtbar gelagerten Sachen ist: «Gerade Mehrfamilienhäuser, die offene Garagen und Velokeller haben, oder auch Kellerschläge aus Holz sind meistens nicht gut oder kaum gesichert», sagt Corina Winkler.

Die Täterschaft weicht aus auf eine einfachere Beute. Corina Winkler sagt:

«Einbrüche in Wohnhäuser lohnen sich teilweise gar nicht mehr, weil die Menschen keine Wertsachen mehr bei sich haben, mit denen man einen Absatz generieren könnte.»

Elektronische Artikel bekomme man mittlerweile günstig und teuren Schmuck besässen nur noch wenige Personen. «Die einfach zugänglichen Velos bringen hingegen einen sicheren Gewinn.» Die Polizei geht davon aus, dass die entwendeten Velos weiterverkauft werden, denn das Interesse daran ist gross. «Man weiss, dass es bei den Velohändlern aktuell lange Wartezeiten geben kann», so Winkler.

Rahmennummer und Velo abfotografieren

Ist das Mountainbike einmal gestohlen, ist die Möglichkeit, es wiederzufinden, sehr gering. Denn die Velos sind meist nicht individualisierbar: «Man hat zwar eine Rahmennummer, aber erstens schreiben viele Leute diese nicht heraus und zweitens können die Diebe diese schnell entfernen.»

Deshalb rät die Kantonspolizei, die Rahmennummern und die Velos abzufotografieren, die Keller und Garagen mit einem Sichtschutz zu versehen, Haupteingangstüren von Mehrfamiliensiedlungen abzuschliessen und Menschen, die man in gemeinsamen Kellerräumen antrifft und einem fremd vorkommen, anzusprechen. Grundsätzlich sollte man teure Wertsachen nicht im Keller oder in der Garage aufbewahren und sonst gut sichern, rät die Polizei.

Ausserdem sollte man sich beim teuren Velokauf auch mit der Versicherungsfrage auseinandersetzen, rät Corina Winkler:

«Viele, die bei uns einen Diebstahl melden, haben ihre Velos nicht richtig versichert.»

Nach einem Diebstahl sollte man auch einen Blick auf die gängigen Versteigerungsplattformen wie Tutti, Ricardo oder Ebay werfen. «Hat man das eigene Velo fotografiert, kann man es besser erkennen, wenn die Täterschaft versucht, dieses online zu verkaufen.»