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Aargau
Kanton Aargau
Am 1. Oktober 1964 ist das neue und bis heute letzte Badener Thermalbad eröffnet worden. Im folgenden Winter waren die Bedingungen ideal: Draussen lag Schnee und in den Becken sprudelte das warme Wasser. Ein Rundgang von der verschneiten Stadt in die Umkleidekabinen und den nigelnagelneuen Bäderbereich.
Der Start war fulminant. Das grösste Thermalbad der Schweiz beeindruckte, als es 1964 in Baden eröffnete. Und doch war seine Lebenszeit vergleichsweise kurz. Nicht einmal 50 Jahre lang wurde es genutzt, als es 2012 seine Türen für immer schloss. Weil es damals längst nicht mehr mithalten konnte mit anderen Bädern im Kanton oder der Schweiz, weil es vom Lauf der Zeit überholt worden war.
Aber eben, 1964 war alles anders. «Das modernste aller Thermalschwimmbäder Europas» war es, sagt der Sprecher im Beitrag der SRF-Sendung «Antenne» vom 28. Dezember 1964. «Elegant» nennt er die «Kabinenhalle», während die Kamera ungeniert durch die Männer und Frauen schwenkt, die sich fürs Bad umkleiden oder gerade von der «Liegekur» kommen. Diese gönnten sich die Besucher nach den ärztlich empfohlenen 15 bis 20 Minuten Aufenthalt im mineralreichsten Thermalwasser der Schweiz.
Das Thermalbad Baden 2012 kurz vor der Schliessung:
1000 Besucher vermöge das grosse Becken täglich aufzunehmen, heisst es im TV-Beitrag. Vor der Ausstrahlung sei «bereits ein Tagesdurchschnitt von 700 Besuchern registriert» worden. Gelobt wird die «strenge Hygiene», unter anderem mittels UV-Bestrahlung des Wassers.
Der TV-Beitrag sprüht vor Enthusiasmus und passend dazu ist der Bademeister zu sehen, der einem Badegast eifrig eines der «bereitgehaltenen» Badetücher umlegt. So nobel ging es im Alltag wohl eher nicht zu und her.
Nicht zuletzt wirke es «bestechend», wie sich das Gebäude in sein Umfeld eingliedere: «Der Hallenkomplex ist so in den Boden eingelassen, dass im Besucher das Gefühl aufkommt, er steige zu einer altrömischen Therme hinab.»
Aus der Zeit gefallen wirkte das Badener Thermalbad auch bei der Schliessung im Sommer 2012. Nicht nur in die Jahre gekommen, sondern auch nicht mehr zeitgemäss. Immer weniger Besucher kamen, die Kosten dagegen stiegen. AZ- und BT-Fotograf Chris Iseli hat nach der Schliessung einen Rundgang durch das verlassene Bad gemacht:
Jetzt entsteht in Baden ein neues Bäderquartier – und ein neues Bad. 2012 war noch die Rede davon, dass der neue Bau von Star-Architekt Mario Botta im Herbst 2015 eröffnen soll. Doch das Projekt stand immer wieder in der Kritik, von Seiten der Stadtbehörden, der Denkmalpflege, der Bevölkerung. Unerwartet grosse Mengen an archäologischen Funden haben die Bauarbeiten zuletzt aufgehalten.
Nachdem 2018 die Bauarbeiten begonnen haben, soll es aktuell 2021 wieder soweit sein, dass die Badener den Rest der Schweiz mit einem neu eröffneten Thermalbad beeindrucken können.
So soll das Botta-Bad von innen aussehen: