Die besten Aussagen aus dem Talk mit Sabina Freiermuth und Beat Flach.

Tele M1/gue

Talk Täglich
«Das Nein zu AKW ist rein ideologisch!» – «Sicher nicht, wir verpassen so den Anschluss bei den Erneuerbaren!»

Sollen neue AKW wirklich ein Tabu bleiben? Wie soll die Schweiz künftig ihre Stromversorgung sicherstellen? FDP-Präsidentin Sabina Freiermuth und GLP-Nationalrat Beat Flach lieferten sich im TalkTäglich ein energiegeladenes TV-Duell.

Fabian Hägler
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«Wann dampft im Aargau das erste neue AKW?» Das wollte Moderator Adrian Remund ganz zu Beginn des TalkTäglich auf Tele M1 von FDP-Kantonalpräsidentin Sabina Freiermuth wissen. Freiermuth antwortete, das sei nicht die richtige Frage, es gehe darum, für die künftige Stromproduktion keine Technologie auszuschliessen.

Zudem enthalte das Positionspapier der FDP, das zuletzt heftige Diskussionen ausgelöst hatte, neben der Aufhebung des Bauverbots für neue Kernkraftwerke zahlreiche weitere Vorschläge. Dennoch drehte sich die bisweilen sehr emotionale Diskussion der FDP-Präsidentin mit GLP-Nationalrat Beat Flach in der Folge primär um die AKW-Frage.

GLP-Flach: Atomkraftwerk als Milliardengrab

Flach sagte, das Volk habe im Jahr 2017 der Atomenergie eine Absage erteilt, auch die FDP habe der Energiestrategie mit dem Bauverbot damals zugestimmt. Er hielt weiter fest, neue Atomkraftwerke in Frankreich und Finnland seien Milliardengräber, die Baukosten massiv höher als budgetiert.

Und der Grünliberale hielt fest, es gebe gar kein Technologieverbot, wie es die FDP kritisiere: Jährlich investiere der Bund rund 50 Millionen Franken in die Nuklearforschung. Atomkraftwerke einer neuen Generation, von denen die Freisinnigen träumten, gebe es noch nicht.

FDP-Freiermuth: Nein zu AKW rein ideologisch

Dies liess Freiermuth nicht stehen und konterte, die Freisinnigen hätten der Energiestrategie schon zugestimmt, nur seien die Zahlen von damals heute überholt. Wegen der zunehmenden E-Mobilität und dem Einsatz von Wärmepumpen steige der Strombedarf, künftig seien 30 bis 50 Prozent mehr nötig. Dieser Strom müsse irgendwie produziert werden, auf zusätzliche Importe könne die Schweiz nicht setzen, weil der Verbrauch europaweit steige und deshalb überall eine Knappheit herrsche.

Freiermuth sagte weiter, die Sozialisten in Schweden und die finnischen Grünen setzten auf Atomkraftwerke, weil dies eine CO2-freie Energiequelle sei. Dass links-grüne Parteien und auch die GLP in der Schweiz gegen die Aufhebung des Neubauverbots seien, habe rein ideologische Gründe, kritisierte die FPD-Präsidentin.

AKW in Skandinavien sind nicht gleich AKW in der Schweiz

Flach konterte, die Voraussetzungen hierzulande seien völlig anders als jene in Skandinavien. Wenn man ein Atomkraftwerk in einer derart dicht besiedelten Region wie der Schweiz baue, hätte ein Störfall gravierende Folgen. Zudem wäre es ein falsches Zeichen, jetzt wieder auf AKW zu setzen. «Wenn wir nun sagen, die Energieprobleme der Zukunft liessen sich so lösen, verpassen wir den Anschluss bei den erneuerbaren Energien.»

Dass die Aufhebung des Neubauverbots FDP-intern auf Kritik stosse, sei kein Problem, sagte Freiermuth. Wenn aber ein eigener Nationalrat wie Matthias Jauslin nachträglich einen Entscheid des Parteitags kritisiere, müsse sie eingreifen. «Dann sage ich: ‹Stopp, so geht das nicht›, das habe ich getan», hielt Freiermuth fest.

Heftig kritisierte sie den Entscheid der Aargauischen Kantonalbank, keine Kredite für neue Atomkraftwerke zu vergeben. Flach entgegnete, wenn die Technologie so gut sei, müssten sich auch private Investoren finden.

FDP kritisiert Beschwerden von Landschaftsschützern

Die FDP-Präsidentin sagte weiter, auch sie wolle die erneuerbaren Energien ausbauen. Sie hoffe, dass Flachs Verein dies nicht mit Einsprachen behindere – Freiermuth meinte die Stiftung Landschaftsschutz, wo der Grünliberale im Stiftungsrat sitzt.

Flach konterte, er sei in diesem Gremium, um Einsprachen gegen Windparks und Fotovoltaikanlagen möglichst zu verhindern, habe aber noch nicht überall Erfolg gehabt. Mit Blick auf die künftige Energieversorgung sagte Flach, die heutigen AKW sollten so lang laufen, wie sie sicher seien. Wenn man sie vom Netz nehmen müsste, dann sieht der Grünliberale Gaskraftwerke als mögliche Brückentechnologie – allerdings nur mit erneuerbarem Gas.

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