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Auf der Suche nach einer Regierungsratskandidatin sagt eine um die andere SP-Frau ab. Nun gibt auch Simona Brizzi aus Baden der Partei einen Korb, genauso wie Parteipräsidentin Gabriela Suter. Dafür ist plötzlich ein Comeback von Yvonne Feri nicht mehr ausgeschlossen.
Grossrätin Simina Brizzi galt als aussichtsreiche Kandidatin für die Nachfolge von Regierungsrat Urs Hofmann im Regierungsrat. Doch nun hat die Ennetbadenerin abgesagt. «Sie wäre eine sehr valable Kandidatin gewesen mit ihrer langjährigen Erfahrung als Grossrätin und nach ihrem guten Abschneiden bei den Nationalratswahlen», sagt SP-Präsidentin Gabriela Suter.
«Aber ich respektiere ihren Entscheid selbstverständlich.» Ob Bildungspolitikerin Brizzi bei einem allfälligen Rücktritt von Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) kandidiert hätte, bleibt Spekulation.
Fakt ist: Die SP muss sich nun weiter nach einer geeigneten Frau umsehen, will sie das Terrain nicht den Männern überlassen. Einziger offizieller Kandidat bisher ist nämlich Marco Hardmeier.
Der ehemalige Grossratspräsident aus Aarau ist im Januar mit seiner Bekanntgabe, Hofmann beerben zu wollen, vorgeprescht und hat damit unter anderem bei den SP Frauen Kritik geerntet. In der SP, aber auch von aussen, wird erwartet, dass die Frauenförderer-Partei mit einer Frau antritt, zumal der aktuelle Regierungsrat nur aus Männern besteht.
Doch eine Frau statt einem Mann portieren ist offenbar leichter gesagt als getan. Die Findungskommission unter der Leitung der Zürcher SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr bekommt zur Zeit vor allem Absagen: Neben Brizzi haben weitere angefragte SP-Politikerinnen inzwischen abgewunken: Lelia Hunziker (Aarau), Denise Widmer (Unterentfelden) und Carole Binder (Magden) oder Colette Basler (Zeihen).
Auch die Parteipräsidentin selber nimmt sich definitiv aus dem Rennen. Gabriela Suter wurde in den letzten Wochen immer wieder als mögliche Regierungsratskandidatin gehandelt. Jetzt macht die Aarauerin auf Anfrage der AZ klar: «Ich stehe nicht zur Verfügung.» Sie wolle sich auf ihr neues Amt als Nationalrätin konzentrieren. Zudem lasse auch die familiäre Situation – Gabriela Suter hat eine 11-jährige Tochter – ein Regierungsratsamt momentan nicht zu.
Aufgrund der vielen Absagen taucht der Name Yvonne Feri wieder auf. Zwar hat die Nationalrätin eigentlich früh betont, sie verzichte auf eine erneute Kandidatur. Doch es gibt namhafte Stimmen in der SP, die finden, Feri solle über ihren Schatten springen und nun doch nochmals antreten.
Yvonne Feri «bringt alles mit, was es für das Regierungsratsamt braucht», meint Gabriela Suter. Sollte sie ihren Entscheid überdenken, dann stehe ihr eine interne Kandidatur weiterhin offen.
Feri selber schliesst nicht aus, auf ihren Entscheid zurückzukommen. «Ich werde auch öfters persönlich zu einer erneuten Kandidatur aufgefordert. Das ehrt mich sehr. Je nachdem, wie sich die Dinge entwickeln, werde ich zusammen mit der Partei nochmals eine Auslegeordnung vornehmen.»
Nach den vielen Absagen und dem möglichen Comeback von Feri tauchen in den nächsten Tagen und Wochen möglicherweise doch noch neue Kandidaturen auf. Gemäss Recherchen von Tele M1 überlegt sich etwa die Aarauer Stadträtin Franziska Graf ernsthaft eine Kandidatur. Sie wolle sich bis nächsten Montag entscheiden, sagte sie gegenüber dem TV-Sender.
Am Parteitag vom 25. April bestimmen die Delegierten, wer für die SP antreten wird.
Die Badener Stadträtin Ruth Müri verzichtet auf eine Kandidatur bei den Regierungsratswahlen im Herbst, wie Daniel Hölzle, Präsident der Grünen, bestätigt. Nach der Ständeratskandidatur letzten Herbst setzt Müri andere Prioritäten. Die Grüne wurde bei den Ständeratswahlen vierte im zweiten Wahlgang.
In den Vordergrund rückt somit die Zofinger Stadträtin Christiane Guyer als Kandidatin der Grünen. Sie hat ihr Interesse am Regierungsamt bekundet, aber noch nicht zugesagt.
«Die Grünen werden unabhängig von den Überlegungen der SP antreten», so Hölzle, er betont aber: «Wir greifen nicht die SP an, sondern kämpfen für einen zweiten linken Sitz in der Kantonsregierung.» Diesen haben die Grünen 2016 nach dem Rücktritt von Susanne Hochuli verloren, als Franziska Roth für die SVP gewählt wurde.
Obwohl mit Urs Hofmann nur ein Regierungsrat zurücktritt und die vier bürgerlichen Bisherigen wieder antreten, sieht Hölzle eine Kandidatur der Grünen nicht als chancenlos an. «Es ist realistisch, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommt, denn Jean-Pierre Gallati sitzt nicht felsenfest im Sattel», so Hölzle. SVP-Mann Gallati wurde bei der Regierungsratsersatzwahl letzten November knapp vor Yvonne Feri (SP) gewählt.