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Kanton Aargau
Trotz Rekordausschüttung von 77,4 Millionen Franken an den Staat: Die Parlamentarier haben ein kritisches Auge auf die Aargauische Kantonalbank (AKB). Insbesondere wird ihr nächster Chef mit weniger Lohn auskommen müssen.
Die Politiker haben allen Grund, mit der staatseigenen Bank zufrieden zu sein: In einem zunehmend schwierigen Umfeld im Zinsgeschäft hat die Aargauische Kantonalbank (AKB) letztes Jahr einen Konzerngewinn von 99,1 Millionen Franken erwirtschaftet und dem Kanton inklusive Verzinsung des Dotationskapitals und Abgeltung für die Staatsgarantie die Rekordsumme von 77,4 Millionen Franken ausgeschüttet.
Kritische Fragen neben viel Lob
Es gab denn gestern im Grossen Rat auch jede Menge Lob für Geschäftsleitung und Bankrat. «Das Ergebnis darf die Bank mit Stolz erfüllen», sagte Gertrud Häseli (Wittnau), die sich für die Grünen nur noch mehr Engagement für nachhaltige Geschäfte wünscht.
Die Titelsetzung «Sport und Leidenschaft» im Jahresbericht treffe auf die Arbeitsweise in der Bank zu, lobte Max Läng (CVP, Obersiggenthal). Und auch Viviane Hösli (SP, Zofingen) sah nur in einem Punkt Handlungsbedarf: dass die Bank doch als Arbeitgeberin mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit flexiblen Arbeitszeitmodellen auch für die Kader tun möge.
Keine Frage: Der Jahresbericht der Kantonalbank wurde vom Grossen Rat einstimmig genehmigt, der Verwendung des Bilanzgewinns zugestimmt und dem Bankrat Entlastung erteilt.
Kaum noch US-Kunden
Ein Spaziergang war der Auftritt vor dem Parlament für Direktionspräsident Rudolf Dellenbach und Bankratspräsident Dieter Egloff trotzdem nicht. Namens der FDP stellte Herbert H. Scholl (Zofingen) bei aller Zufriedenheit über den Geschäftsverlauf kritische Fragen zur Kantonalbank-Tochter AKB Privatbank in Zürich («mässiges Gewinn-, aber hohes Risikopotenzial») und zum Geschäft mit US-Kunden.
Jean-Pierre Gallati (SVP, Wohlen) forderte sogar klipp und klar, dass die in der Vermögensverwaltung tätige Tochterbank abgestossen oder liquidiert wird: «Wir wollen nicht, dass eine Tochtergesellschaft der Kantonalbank Kunden in Südafrika oder Russland betreut.»
Rudolf Dellenbach konnte insofern beruhigen, dass man sich inzwischen fast von allen amerikanischen Kunden getrennt habe. Die AKB verwalte derzeit noch fünf Wertschriftendepots und 39 Konten von US-Bürgern. Dem Abbau auf null steht nur noch im Weg, dass man einzelne Kunden noch gar nicht erreichen konnte.
Namens der Kommission für Volkswirtschaft und Abgaben hatte deren Präsident Dieter Egli zuvor immerhin erklärt, bei der Beratung des Geschäftsberichts sei seitens der Bank erklärt worden, dass sich der Rückstellungsbedarf «angesichts der noch unsicheren Entwicklung im Verhältnis der amerikanischen Justiz und den Schweizer Behörden» erhöhen könnte.
Und was die AKB Privatbank betrifft, sei erwähnt worden, dass man die strategische Entwicklung angehen werde.
Von einer strategischen Neuausrichtung sprach Bankratspräsident Dieter Egloff tatsächlich auch vor dem Ratsplenum. Dabei klang er allerdings nicht so, als ob man mit dem Gedanken spielen würde, die AKB-Tochter abzustossen.
Das wirtschaftliche Risiko sei entgegen den Befürchtungen aus dem Parlament sehr gering, da die Bank hauptsächlich Wertschriftendepots verwalte und kaum im Kreditgeschäft tätig sei.
Und was allfällige Reputationsrisiken betrifft, so habe die Kantonalbank ihre Tochtergesellschaft «eng an die Brust» genommen. Kunden aus den USA hat die AKB-Privatbank offensichtlich nie akquiriert oder betreut.
Lohn muss runter
In einem Punkt liess SVP-Sprecher Jean-Pierre Gallati sich nicht beschwichtigen: Man pocht auf die fristgerechte Umsetzung der 2011 überwiesenen Motion, die eine Begrenzung des Lohns des Kantonalbank-Chefs auf maximal das Doppelte eines Regierungsratsgehalts verlangt: also rund 600 000 Franken statt wie heute knapp unter einer Million.
Bei der Nachfolgeregelung für Rudolf Dellenbach (er ist 62) müssten klare Verhältnisse herrschen. Es gehe nicht an, dass der Regierungsrat das Problem auf irgendeine nächste Totalrevision des Kantonalbank-Gesetzes verschiebe, die Lösung müsse dieses Jahr auf den Tisch.
Nicht mehr dieses Jahr, aber 2014/15 sei die Gesetzesrevision für die Beratung im Grossen Rat bereit, versicherte Finanzdirektor Roland Brogli.