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Kanton Aargau
Damit es nicht zu einer zweiten Infektionswelle kommt, bereitet sich der Kanton Aargau auf eine Lockerung der Schutzmassnahmen vor. Kantonsärzte setzen sich dafür ein, dass künfitg alle Personen mit Symptomen getestet werden.
Im Aargau gibt es 929 bestätigte Corona-Fälle – 17 mehr als am Dienstag. 69 Personen sind im Spital, 20 werden auf der Intensivstation behandelt und müssen künstlich beatmet werden. Seit Dienstag stieg die Zahl der Todesfälle um 3 auf total 22. Laut Kantonsärztin Yvonne Hummel haben alle verstorbenen Personen an Vorerkrankungen gelitten.
Am Point de Presse sprach sie über die Herausforderungen aus medizinischer Sicht. «Die grösste davon werden die Lockerungsmassnahmen des Bundes sein», sagte Hummel. «Werden die Massnahmen gelockert, wird es eher wieder zu Ansteckungen kommen und eine Zunahme der Fälle, bis hin zu einer zweiten Welle, ist möglich.» Umso wichtiger sei es, dass die Schutzmassnahmen eingehalten werden. Gemäss Rücksprache mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) werde man gleichzeitig mit der Lockerung wieder dazu übergehen, die einzelnen Fälle zu identifizieren, Kontaktpersonen zu kontaktieren und unter Quarantäne zu stellen. So wie man es zu Beginn der Corona-Krise getan hat. «Man hat damals damit aufgehört, weil es zu einer exponentiellen Zunahme der Fälle kam und man den Aufwand nicht mehr bewältigen konnte», so Hummel. Zudem hätten damals die Testkapazitäten gefehlt. Diese seien inzwischen vorhanden und eine wichtige Voraussetzung, wenn man Corona-Fälle identifizieren wolle.
Die Kantonsärztinnen und Kantonsärzte setzen sich schon länger dafür ein, dass alle Personen mit Symptomen getestet werden. Hummel ging letzte Woche davon aus, dass das BAG die Testkriterien demnächst anpassen wird. Bis jetzt ist nichts passiert. «Ich verstehe nicht, wieso die Richtlinien noch nicht angepasst wurden», sagt Hummel. Das BAG gehe im Moment nämlich von einer Kapazität von 16 000 Tests pro Tag aus. Immerhin hätten die Ärzte inzwischen einen grösseren Ermessensspielraum und könnten Personen mit Symptomen testen, um die gefährdeten Personen in deren Umfeld zu schützen.
Ein weiteres grosses Thema werden laut Hummel auch die Antikörpertests sein. «Aus medizinischer Sicht sind solche Tests absolut sinnvoll, weil wir so die Frage beantworten können, wer bereits Kontakt mit dem Virus hatte.» Die Voraussetzung sei natürlich, dass wissenschaftliche Resultate darüber vorliegen, wie hoch die Menge an Antikörpern im Blut sein muss, damit jemand als immun gilt. «Diese Resultate haben wir noch nicht. Deshalb raten wir im Moment von solchen Tests ab, obwohl diese bereits angeboten werden.» Hummel erwartet die Studienresultate in zwei bis drei Monaten. «Sobald die Resultate vorliegen und Antikörpertests zugänglich sind, werden wir mithelfen, dass die Bevölkerung rasch getestet werden kann.»