Das Unkraut in den Aargauer Gärten wächst ungestüm, als wäre es auf keine Sonne angewiesen. An vorderster Front kämpf Andi Distel beim Pflanzenschutzdienst gegen das Distel-Unkraut. Er rät zur Bekämpfung, Naturschützer machen Vorbehalte.
Der jämmerliche Frühling macht den Nutzpflanzen zu schaffen, Gurken und Tomaten kämpfen bei Kälte und Nässe ums Überleben.
Das Unkraut wächst in den Gärten ungestüm, als wäre es auf keine Sonne angewiesen. «Die Ackerkratzdistel gehört zu den am meisten gefürchteten Unkräutern in der Landwirtschaft», sagt Andi Distel.
Er heisst tatsächlich so und arbeitet beim Pflanzenschutzdienst des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg.
Die Ackerkratzdistel verbreitet sich rasch, weil sie eine raffinierte Strategie entwickelt hat: Werden bei der mechanischen Bodenbearbeitung kleine Wurzelstücklein abgehackt, bilden sich daraus neue Pflanzen.
Die Blütensamen fliegen wie beim Löwenzahn die Schirmchen viele Kilometer weit.
Bei den schlimmsten Neophyten
Die bei den Bauern gefürchtete Ackerkratzdistel wächst nicht nur in den Äckern, sondern auch entlang der Strassen und Waldränder, auf Rabatten der Gemeinden und selbst in den Privatgärten.
Obwohl eine einheimische Pflanze, hat es die Ackerkratzdistel auf die Liste der acht schlimmsten invasiven Neophyten geschafft – was ein Widerspruch in sich ist.
«Die Aufnahme gab grosse Diskussionen, weil es sich um eine einheimische Pflanze handelt, die zum natürlichen Ökosystem gehört», sagt Eva Bantelmann von der Neobiota-Koordination Aargau.
Aber in der Landwirtschaft übe sie eine starke Konkurrenz auf die Kulturpflanzen aus. Die schlimmsten der 45 invasiven Neophyten sind der Asiatische Staudenknöterich, Ambrosia, Drüsiges Springkraut, Einjähriges Berufkraut, Goldrute, Schmalblättriges Greiskraut und der Sommerflieder.
Auch Andi Distel mag seine Namensvetter-Pflanzen nicht generell verteufeln. Er betont die wichtige Rolle der Disteln aus ökologischer Sicht, als Nektar- und Pollenspender für viele Insekten, wie Hummeln, Käfer und Schmetterlinge.
Der Distelfink ernährt sich von den ölreichen und nahrhaften Samen. Darum sei nur die Ackerkratzdistel zu bekämpfen, um später teure Massnahmen vermeiden zu können.
Guter Zeitpunkt für Bekämpfung
Ihren Namen trägt die Ackerkratzdistel zu Recht, sie kratzt mit ihren Stacheln, die Blätter sind gezackt. Aber die Blüten sehen schön aus, wie oft bei gefährlichen Pflanzen. Mit mehrmaligem Abhacken oder Ausstechen können sie eingedämmt werden. Die Bekämpfung ganzer Nester ist mit – bewilligten – Herbiziden am effizientesten. Mindestens aber sollten die Blütenstände während der Blütezeit entfernt und mit dem Kehricht entsorgt werden. Weil es für Laien oft schwierig ist, die unterschiedlichen Disteln und auch die anderen Neophyten zu erkennen, verweisen die Fachleute auf Infos im Internet. Auch auf www.liebegg.ch gibt es Tipps und Merkblätter.