Braune Fluten, Pfützen auf den Feldern – die Bilder des Unwetters sind noch nicht vergessen. Die gute Nachricht kommt jetzt: Die Schäden, die das Unwetter im Aargau verursacht hat, sind gering – auch dank guter Vorbereitung und Erfahrung.
Noch sind die Experten der Aargauischen Gebäudeversicherung im Kanton unterwegs, beurteilen und schätzen die gemeldeten Schäden.
Aber – das lässt sich laut Pressesprecherin Christina Troglia schon jetzt sagen –, mit den verheerenden Unwettern von 2005, 2007 oder 2011 ist dieses Jahr nicht vergleichbar.
Genaue Zahlen zur Schadenssumme erwartet die Gebäudeversicherung Ende Woche. Rund 15 Schadensmeldungen seien bisher eingegangen. «Das ist verschwindend wenig, auch wenn noch einige weitere Meldungen eingehen sollten», sagt Troglia.
„Beaver" haben sich bezahlt gemacht
Ein Grund für den glimpflichen Ausgang der Unwetter sieht Troglia in der Vorbereitung – beispielsweise bei den sogenannten «Beavern».
Das kantonale Amt für Bevölkerungsschutz und die Gebäudeversicherung hatten sich die mobilen Hochwasser-Sperren 2008 rund eine Million Franken kosten lassen.
Jetzt gelang es den Hilfskräften damit, Häuser und Strassen vor den Fluten zu schützen. So zum Beispiel in Aarau, Brugg und Wallbach. «Diese Anschaffung hat sich ein erstes Mal wirklich gelohnt», sagt Troglia.
Vereinzelt Felder überflutet
Noch einmal davongekommen – das seien auch die Aargauer Landwirte. «Mir sind keine besonderen Schäden bekannt», sagt Ralf Bucher, Präsident des Aargauer Bauernverbands.
Vereinzelt seien Felder überflutet worden. Das Wasser sei aber praktisch so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war. «Deshalb war das für die Kulturen verkraftbar», sagt Bucher.
Bereits ist beim Landwirt die Freude über die Sonne grösser, als der Schrecken über das Unwetter. «Ich bin ein Optimist und habe darauf gehofft, dass nach dem Regen die Sonne kommt», sagt Bucher.
Das schöne Wetter tue den Pflanzen nach dem feuchten Frühling gut. Denn: «Der grausige Frühling war für die Kulturen schlimmer, als das Unwetter der vergangenen Tage.»
Wallbach: Grosse Schäden verhindert
Ein positives Fazit zieht René Müller, Leiter der Sektion Katastrophenvorsorge beim Kanton Aargau. Vor allem die «Beaver» haben ihn überzeugt.
«In Wallbach hat das neue System Schlimmeres verhindert.» Hochrechnungen ergeben, dass ohne «Beaver» wohl Schäden in der Höhe von rund 400 000 Franken entstanden wären.
Allerdings mussten in Wallbach mehrere hundert Meter zusätzliche «Beaver» von der Armee geliehen werden, weil die 1000 Meter Schläuche, die dem Aargau gehören, schon in Brugg und Aarau die Fluten zurückstemmten.
Bei der kantonalen Verwaltung steht nun zur Diskussion, zusätzliche «Beaver» anzuschaffen. «Das wird in den kommenden Tagen entschieden», sagt Müller.
„Feuerwehren haben riesige Erfahrung"
Bewährt hätten sich auch die Hochwasser-Gefahrenkarten, sagt Müller. Und die Erfahrung aus den schlimmen Hochwasser von 2005, 2007 und 2011.
«Die Einsatzkräfte – vor allem die Feuerwehr, aber auch der Zivilschutz – haben eine riesige Erfahrung mit Hochwasser», so Müller.
Von dieser hätten die Einsatzkräfte nun profitieren können. Auch die Warnungen von Medien und Bund schon Stunden vor dem Unwetter hätten geholfen, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen.
«Heute lässt sich sagen, dass wir auf ein Unwetter und Überschwemmungen in dieser Grössenordnung vorbereitet sind – auch in Zukunft», sagt Müller.
Allerdings sagt er auch: «Das war kein extremes Hochwasser und alle Vorbereitungen haben ihre Grenzen.»