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Kanton Aargau
Die Aargauische Landwirtschaftliche Ausstellung in Lenzburg ist sehr lehr- und abwechslungsreich. Die Kartoffeln und Rüebli gibts frisch ab Erdreich. So wird der ALA-Rundgan zum Mini-Blitzstudium in Agronomie.
Dass die Milch nicht aus der Tüte kommt, dürfte sich inzwischen auch bei Stadtkids herumgesprochen haben. Wissen die aber auch, dass Pommes frites weder im Tiefkühler noch in der Fritteuse gedeihen, sondern ursächlich ziemlich dreckige Knollen sind und Namen tragen wie beispielsweise «Sieglinde» oder «Urgenta»?
Wo letztes Jahr und im kommenden Jahr zum Sommerbeginn in Lenzburg jeweils Freischaren ihre Manöver abzuhalten pflegen, buddeln an diesem Wochenende Männer, Frauen und Kinder wild nach Härdöpfeln.
Rüebli für Bataillone von Kaninchen
Gleich daneben werden mit dem gleichem Feuereifer Rüebli aus dem Erdreich gezogen, als gälte es, ganze Bataillone von Kaninchen zu ernähren. Denn für nur zwei Stutz erwirbt man sich einen Plastiksack im hübschen Puure-Hemd-Design, und dann gehts los: Was an blauen St. Galler und Ditta-Kartoffeln sowie Rüebli in die Tüte hineingeht, gehört dem glücklichen Finder.
Hartes und welkes Gras für die Kuh
Ein Stück weiter auf dem Rundgang gibt sich eine zottelige Mutterkuh in stoischer Gelassenheit dem Wiederkäuen hin. Dem Ruf ihrer ursprünglichen Heimat, dem schottischen Hochland, macht sie insofern Ehre, als sie und ihresgleichen selbst hartes und welkes Gras futtern, also sparsam, respektive genügsam sind.
Solches auf einer der zahlreichen sehr informativen und anschaulichen Tafeln zu lesen, welche die ALA auch zu einem Mini-Blitzstudium in Agronomie werden lassen. Vor allem aber ist ein Rundgang ein grosses Vergnügen und ein mit «Lueg emol!»-Ausrufen reich befrachtetes Erlebnis. Denn wer, bitteschön, hat schon mal einen Traktor gesehen, der ausschliesslich mit gebrauchtem Frittieröl betrieben wird? Hier steht er, heisst Pampa und wurde 1954 im argentinischen Cordoba gebaut.
König der ALA aus dem Reagenzglas
In einem Reagenzglas in der kanadischen Provinz Ontario hingegen war Lexus – der vierbeinige König der ALA – gezeugt worden. Als Embryo war er in die Schweiz geflogen und hier einer Leih-Mutterkuh eingepflanzt worden.
In Kallern hatte Lexus im Dezember 2006 das Licht der Welt erblickt und wäre auf der Schlachtbank geendet, hätte nicht der Turi Leu aus Beinwil im Freiamt glasklar erkannt, was für ein Kerl im Lexus steckt! 1400 Kilo bringt der Prachtsmuni heute auf die Waage, überragt mit seiner Risthöhe von 1,81 Metern seinen Bauern um ganze sieben Zentimeter und trägt primäre Geschlechtsmerkmale zur Schau, von denen ein Durchschnittsmuni nur träumen kann.
Gesunde Verlockungen
Auf Gemüse- und Salatfeldern gedeiht Grünzeug so prachtvoll, als würden nicht ein paar heisse, trockene Wochen hinter uns liegen. Die Äpfel an den Niederstammbäumen sind noch nicht reif, die Pfirsiche und Aprikosen hingegen lachen einen so verführerisch an, dass man seine Hände tief in den Hosensäcken vergraben muss, um nicht in kriminell angehauchte Versuchung zu geraten. Die Rebstöcke hier hingegen tragen keine Früchte. Umso zahlreicher sind jedoch die Möglichkeiten, den Saft früherer Ernten zu degustieren.
Virtuelle Wilsau-Jagd
Auch die Jäger gehören zur Landwirtschaft, tun sie doch ihr Bestes, um heimgesuchte Bauern von allzu grosser Wildsau-Plage zu befreien. In der Ausstellung kann jedermann sein Weidmannsheil zumindest virtuell versuchen. Die Autorin hatte auf diese Weise vier Wildsäue erlegt und eine angeschossen, als ihr unglücklicherweise eine Bache vor die Flinte lief, die sie als solches allerdings nicht erkannte: Päng, Ende, aus – nicht nur für die arme Bache, sondern auch für die Schützin, hat ihr der Jagdaufseher doch zur Strafe die Flinte umgehend weggenommen.
Trost spendeten die Schweizer Edel- und Landschweine respektive die rosa Ferkel, deren knuddeliger Anblick einem das Marzipan-Gluscht-Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. In ihrer Nachbarschaft sind Ziegen in sechsfacher Vielfalt zu bewundern, die da sind Bure-, Toggenburger-, Pfauen-, Walliser-, Gämsfarbige- und Saanen.
Als absolut neuster Schrei auf dem Markt der kommenden Wintermode müssen zweifellos die Ohrenklappen-Mützen aus Pfauengeissen-Fell betrachtet werden: Mega warm und für rund 350 Franken immerhin 100 Mal billiger als eine Krokodilleder-Handtasche.