Am 31. Dezember 2015 präsentierten wir hier acht fiktive Schlagzeilen, die wir im Jahr 2016 gerne in unserer Zeitung gelesen hätten. Was seither wirklich geschah.
«Titel, die wir gerne lesen würden»: So lautete die Überschrift vor einem Jahr. Darunter hiess es: «Schlagzeilen für 2016 – Ein nicht ganz ernst gemeinter Ausblick der az-Redaktion auf das kommende Jahr». Entsprechend sind wir Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, nun die Auflösung schuldig: Wurde aus den Wünschen Wirklichkeit? Wurden sie von niemandem erhört? Wenn nicht: Was geschah stattdessen? Ein wiederum nicht ganz ernst gemeinter Rückblick auf die prophezeite Zukunft.
Bei Euro-Millions gewann er nicht, auch der Rekord-Lotto-Jackpot blieb ihm verwehrt. Und doch kann Finanzdirektor Roland Brogli als Gewinner abtreten: kurz vor Weihnachten genehmigte der Grosse Rat mit einem «Bilanz-Trick» (Einplanung einer doppelten Gewinnausschüttung der Nationalbank) ein ausgeglichenes Budget 2017. Und Brogli gewinnt mit der Pensionierung seine persönliche Freiheit zurück.
2014 verriet er der az im Interview, zu Hause sei er es, der für die Finanzen zuständig sei, und nicht seine Frau Elisabeth. Eskapaden sind trotz des schönen Ruhegehalts von rund 150 000 Franken pro Jahr nicht zu erwarten – empfahl Brogli im gleichen Interview doch allen Aargauern Gotthelfs Werk «Geld und Geist»: «Ein zeitloses Buch, das zu einer gewissen Bescheidenheit und Bodenständigkeit mahnt.»
Ein Bestattungsinstitut führt der Oltner Schauspieler (noch) nicht. Obschon es ihm läge: Er könnte sinnige Werbegeschenke gestalten wie einst jener englische Bestatter, der Feuerzeuge verteilen liess mit der Aufschrift «Thank you for smoking». Bestattet hat Müller mit Viktor Giacobbo die gemeinsame SRF-Satiresendung. Als Nächstes folgt ein Soloprogramm. Um es zu schreiben, geht er im Januar nicht auf den Friedhof, dafür «in die Wüste», wie er der «Glückspost» sagte: «Zu Freunden, die südlich von Las Vegas wohnen».
Das Brugger Einkaufszentrum polarisiert mit seiner bauchigen Sichtbeton-Fassade. Was für die einen ein wichtiger Zeitzeuge ist, ist für andere (die Mehrheit) eine optische Zumutung. Für den Wakker-Preis muss sich Brugg noch etwas gedulden, unter Denkmalschutz gestellt wurde der Neumarkt im abgelaufenen Jahr auch nicht. Wie der Brugger Historiker Titus Meier zum 40-Jahr-Jubiläum des Baus 2015 herausfand, gab es gegen das Baugesuch damals sehr wohl Einsprachen – «die jedoch nicht etwa auf die Ästhetik des Neubaus zielten». Vielmehr hatte sich gezeigt, dass die ursprünglichen Planungsvorgaben betreffend Ausnützung und Baulinien nicht umsetzbar waren.
Stadion steht noch nicht – Trainer Marco Schällibaum weiterhin im Amt. Vermutlich hätte Ottmar Hitzfeld auch gar keine Zeit gehabt. Er verdient sein Geld jetzt als Fussballexperte beim Bezahlsender «Sky» sowie als Referent. Themen: Siegen und Burnout, buchbar unter premium-speakers.ch. In Sachen Stadionbau sollten es FCA-Fans vielleicht am besten gleich so machen, wie es Hitzfeld einst lehrte: «Ich schöpfe aus der Kraft des positiven Denkens und dem täglichen Gespräch mit Gott.»
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Insgeheim unsere Lieblingsschlagzeile. Setzen konnten wir sie nicht. Gesetzt haben wir stattdessen – und die stimmt wirklich: «Hochuli-Sprecher geht in den Journalismus zurück». Der ehemalige stellvertretende az-Chefredaktor ist seit Herbst Blattmacher und Autor bei der «Luzerner Zeitung». Dort findet er keine Ruhe, dafür ist er im katholischen Luzern näher an einer Klosterkarriere.
Im Frühling erfolgte der Spatenstich für den neuen Bahntunnel durch den Bözberg. 2020 soll er in Betrieb gehen. Bis 2022 wird der alte Tunnel (der bis zur Inbetriebnahme des neuen voll in Betrieb ist) zuerst saniert und dann zu einem Dienst- und Rettungsstollen umgebaut. Schienen werden entfernt, eine Strasse wird eingebaut. Die Idee eines Einheimischen, auch einen Veloweg zu installieren, verfing bei den SBB nicht: Der alte Tunnel wird nur für Rettungskräfte zugänglich sein, ein Radweg oder Ähnliches sei «nicht vorgesehen».
Wie die az weiss, hätte Leuthard sich das Szenario mit der Regierungsratskandidatur durchaus vorstellen können. Doch als sie erfuhr, dass sie gegen Franziska Roth und – vor allem – intern gegen Markus Dieth antreten müsste, war ihr das Risiko doch etwas zu gross. Sie blieb souverän auf dem Bundesratsposten und wurde mit 188 von 207 gültigen Stimmen glanzvoll zur Bundespräsidentin gewählt.
Ein Problem gelöst hat Nancy Holten nicht, eher ein neues geschaffen: Die Frage ihrer Einbürgerung trieb die Gemeinde Gipf-Oberfrick um und beschäftigt sogar den Aargauer Regierungsrat. Die Gemeindeversammlung verwehrte der Holländerin Ende November zum wiederholten Male die Aufnahme. Weil es aber, wie Gemeindeammann Regine Leutwyler vor der Abstimmung erklärte, «keine sachlichen Gründe» gegen die Einbürgerung Holtens gebe, wird sie der Regierungsrat «voraussichtlich direkt einbürgern». Ob sich Holten nun für eine App zur erleichterten Einbürgerung einsetzt, zeigt uns das Jahr 2017.