Windisch
Das Museum Aargau präsentiert das neue Jahresprogramm

Mit dem Jahresthema «Aufgeblüht» und der Sonderausstellung «Von Menschen und Maschinen» eröffnet Museum Aargau das Museumsjahr 2020.

Stefania Telesca
Drucken
Die Schauspieler führten in Windisch durch die Jahreseröffnung von Museum Aargau.

Die Schauspieler führten in Windisch durch die Jahreseröffnung von Museum Aargau.

CH Media

Ein Gärtner, eine Fabrikarbeiterin und ein Patron diskutieren darüber, ob Frauen nach der Heirat überhaupt arbeiten dürften. Oder darüber, ob die Fabrikarbeiterin ein Stück Königskuchen mit nach Hause nehmen darf:

«Ich habe schon so lange kein frisches Brot gegessen. Das kann ich mir mit meinem Lohn nicht leisten», sagt die junge Frau, die in 12-Stunden-Schichten arbeitet. «Das erste Stück gehört aber mir!», antwortet der Patron. Sätze, die man heute nie mehr hören würde.

Im Zeichen der Aargauer Industriegeschichte

Mit diesem kurzen Schauspielintermezzo gab Museum Aargau am gestrigen Dreikönigstag einen Einblick in die Arbeitsbedingungen früherer Generationen und präsentierte in der künftigen Ausstellungshalle bei SBB Historic in Windisch gleichzeitig das Jahresprogramm für das Museumsjahr 2020.

Ab dem 3. April können Besucherinnen und Besucher hier die Sonderausstellung «Von Menschen und Maschinen» besuchen. Diese steht ganz im Zeichen der Aargauer Industriegeschichte. In der Ausstellung kann man in die Lebenswelt einer Arbeiterfamilie oder eines Patrons eintauchen und Objekte bestaunen, welche die Aargauer Industrie in der Geschichte hervorgebracht hat: Haarfön, Skibindungen, Teigknetmaschinen, Bleistiftspitzer oder auch Staubsauger, Designerlampen und Fahrräder.

Gegenstände erzählen eigene Geschichte

«Im Fricktal nennen wir es Velo», scherzte Regierungsrat Alex Hürzeler, der die Veranstaltung mit einer Grussbotschaft im Namen der Regierung eröffnete. «Die Geschichte des Kulturkantons Aargau ist einzigartig», fuhr er fort. «Bedeutende Industriezweige wie Schuhhersteller, Stroh und Tabak prägten die Menschen, die Arbeitswelt, die Regionen und die Städte des Aargaus.»

Die vielen Gegenstände, welche die Besucherinnen und Besucher bei der Sonderausstellung ab April sehen können, erzählten alle eine eigene Geschichte: «Sie verdeutlichen uns, wie prägend die Entwicklung des Aargaus war, die er im Zuge der Industrialisierung vollzogen hat», so Hürzeler.

Die Ausstellung «Von Menschen und Maschinen» wagt schliesslich auch einen Blick in die zukünftige Arbeitswelt und stellt auch Fragen zur Auswirkung der Digitalisierung.

Zum ersten Mal zwei grosse Jahresthemen

Einen Kontrast zur Sonderausstellung bringt das Jahresthema von Museum Aargau: Unter dem Motto «Aufgeblüht!» stehen 2020 die schönen Gärten und die Natur der Schlösser Wildegg, Lenzburg, Hallwyl und Habsburg, sowie der Klosterkirche Königsfelden und des Römerlagers Vindonissa im Mittelpunkt.

Die Parkanlagen an den neun Standorten von Museum Aargau bilden gemeinsam eine Fläche von mehr als einer Million Quadratmeter. «Eine unglaubliche Zahl», sagte Marco Castellaneta, Direktor von Museum Aargau. Es sei das erste Mal, dass Museum Aargau nicht nur mit einem, sondern mit zwei grossen Themen plane. «Es gibt die Möglichkeit, die Gärten als Einzelbesucher zu entdecken, oder sie durch Führungen und Workshops zu erleben», fügte Castellaneta an.

Rund 90 Personen hatten sich zur Präsentation des Jahresprogramms in Windisch eingefunden. Im Vorfeld hatte Museum Aargau über die Medien zur Teilnahme eingeladen. Zum Apéro gab’s am Mittag passend «industriell hergestelltes Essen», wie es Marco Castellaneta nannte: Hero-Ravioli aus der Dose. Im Hintergrund lief auf einer Leinwand ein Schwarz-Weiss-Film, der Aargauer Arbeiter zeigte, die 1944 bei Brugg Kabel arbeiteten.

Der Aargauer König darf ein Jahr lang gratis ins Museum

Zum Abschluss der Eröffnung krönte Museum Aargau mittels Dreikönigskuchen bereits zum vierten Mal den Aargauer König des Jahres. Unter den Gästen waren auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler. Rinor Kastrati aus Spreitenbach fand den König in seinem Kuchenstück. Er wird das ganze Jahr über freien Eintritt in die Museen von Museum Aargau geniessen.

2019 war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte von Museum Aargau: «Mehr als 284'000 Besucherinnen und Besucher kamen an die neun Standorte von Museum Aargau», sagte Museumsdirektor Marco Castellaneta. Mit der Ausstellung zur Aargauer Industriegeschichte sei es das erste Mal, dass die Jahreseröffnung nicht an einem klassischen Museumsstandort stattfindet.

Neben den bewährten Grossveranstaltungen und Märkten präsentiert Museum Aargau 2020 einige neue Veranstaltungen: Vom 1. bis 3. Mai etwa, gastiert mit Living History auf dem Schloss Lenzburg eine Reenactment-Gruppe, die Szenen aus dem Hochmittelalter darstellt.