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Ist das Kantonsspital zukunftstauglich? Dieser Frage ging das Beratungsunternehmen Pricewaterhousecoopers (PwC) im Auftrag der Aargauer Regierung nach. Am Dienstag informierte Gesundheitsdirektorin Franziska Roth über das Ergebnis.
Wo steht das Kantonsspital Aarau (KSA)? Wie ist seine strategische Ausrichtung? Verfügt es über die strukturellen und finanziellen Voraussetzungen, um seine geplanten Investitionsvorhaben und die strategischen Herausforderungen bewältigen zu können? Diesen Fragen ging das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) im Auftrag der Aargauer Regierung und des Verwaltungsrats des KSA nach.
Gesundheitsdirektorin Franziska Roth und der interimistische KSA-Verwaltungsratspräsident Felix Schönle stellten die Ergebnisse und ihre Schlüsse daraus gestern Nachmittag nach der Information der Gesundheitskommission des Grossen Rates in Aarau der Öffentlichkeit vor. Das KSA stehe vor einem grossen Investitionsvorhaben, sagte Roth mit Blick auf den geplanten 600-Millionen-Franken-Neubau. Man habe wissen wollen, ob dies tragbar ist: «Das PwC-Gutachten liefert einen Expertenblick von aussen», sagte Roth dazu.
Die Regierung hat sich an mehreren Sitzungen mit den Ergebnissen auseinandergesetzt. Sie sieht sich darin bestätigt, dass «ein Neubauprojekt in der geplanten Grössenordnung notwendig und finanziell tragbar ist, sofern der Businessplan eingehalten werden kann», wie es in den Unterlagen zur Medieninformation heisst. Die Regierung begrüsst demnach auch, dass die KSA-Führung ein neues Lohnsystem eingeführt und mit allen Kaderärzten neue Arbeitsverträge abgeschlossen hat. Zudem hätten Chef- und leitende Ärzte ein neues Lohnmodell, womit Fehlanreize beseitigt würden.
Doch was haben die PwC-Experten im Gutachten herausgefunden, das Regierung und KSA-Führung als Ergänzung zu den bisherigen Beurteilungs- und Entscheidungsgrundlagen dient? Sie untersuchten zehn Themenfelder.
Das Gutachten sieht für das KSA, das zu 100 Prozent dem Kanton gehört, drei Möglichkeiten: Zweckmässige Optionen seien
- die Weiterführung der aktuellen kantonalen Trägerschaft,
- ein Teilverkauf im Rahmen der Ausgabe einer Volksaktie
- ein Verkauf an ein Privatspital.
Mit dem Verkauf würde sich laut Gutachten der Rollenkonflikt des Kantons als Eigner, Mitfinanzierer und Entscheid-Instanz bei der Tarifgenehmigung und Versorgungsplanung entschärfen. Gleichermassen reduziere sich das finanzielle Risiko, welches der Kanton mit der Beteiligung am KSA eingeht, etwa das Wertberichtigungsrisiko. Die Ausgabe einer Volksaktie erhöhe die Verbundenheit der Bevölkerung mit dem KSA und folglich dessen Verankerung in der Region, heisst es im PwC-Bericht. Beim Verkauf an ein Privatspital seien Optimierungen im Betriebsmodell sowie die Nutzung von Synergien zu erwarten. Als nicht prioritär beurteilt PwC eine Fusion des KSA mit dem KSB sowie die Integration des KSA in die Universitätsspital Nordwest AG. Neben Akzeptanzschwierigkeiten wären hohe Transferkosten und Reibungsverluste zu erwarten. In der Revision des kantonalen Spitalgesetzes, das bis übermorgen Freitag in einer Vernehmlassung steht, schlägt die Regierung keine Trägerschaftsänderung vor. (MKU)
Die KSA AG ist ein Grossunternehmen mit einem Umsatz von knapp 650 Millionen Franken und über 4400 Mitarbeitenden. Mit 28'327 stationären Fällen, 512'412 ambulanten Konsultationen im Jahr 2017 und Leistungsaufträgen in der spezialisierten und hochspezialisierten Medizin gilt das KSA als Zentrumsspital mit Endversorgercharakter. Es ist eines der fünf grössten Zentrumsspitäler der Schweiz und verfügt über eine starke, überregionale Positionierung. Das KSA steht aber vor grossen strukturellen und finanziellen Herausforderungen und plant in den nächsten Jahren bauliche Investitionen in der Grössenordnung von rund 600 Millionen Franken.
Die Nachfrageentwicklung im KSA war in der Beurteilung des Gutachtens über die Jahre hinweg trotz kompetitivem Wettbewerbsumfeld sehr erfreulich. Die Zielsetzung zur Rentabilität, hat das KSA aber trotz starker Marktposition in Vergangenheit nicht erreicht. Die Ebitda-Marge konnte zwar 2015 und 2017 stetig auf 6,1 Prozent erhöht werden. Sie liegt jedoch weiterhin deutlich unter dem vom Kanton vorgegebenen Zielwert von mindestens 10 Prozent. Damit ist das KSA zwar im Durchschnitt von Schweizer Spitälern mit über 250 Betten, liegt jedoch deutlich unterhalb des Kantonsspitals Baden mit 10,9 Prozent. (MKU)