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Die Auswertung der Daten zeigt den sintflutartigen Regen und dessen verheerende Folgen.
Auch wenn das Parkhaus am Bahnhof in Zofingen seit letzten Freitag wieder benutzt werden kann – die Aufräumarbeiten nach dem Unwetter vom 8. Juli sind längst noch nicht abgeschlossen. Spezialfirmen sind nach wie vor damit beschäftigt, überflutete Häuser mit Trocknungsmassnahmen zu retten. Digitale und papierene Archive warten auf ihre Wiederherstellung.
Wie gewaltig das Ausmass der Schäden wirklich ist, zeigt ein mit Karten illustrierter Bericht der kantonalen Abteilung Landschaft und Gewässer. Die Karte oben hat die Abteilung extra für diese Zeitung aufbereitet; sie ist ein Abbild des Desasters vom 8. Juli. Oder wie sich Werner Ryter, Leiter Tiefbau und Planung der Stadt Zofingen, ausdrückt: «Die Karte zeigt, wo die Region unterging.»
Bilder der Zerstörung nach dem Unwetter:
Markus Tschannen ist beim Kanton für die planerische Aufarbeitung des Ereignisses zuständig. Die Auswertung der Meteo-Daten haben ihm gezeigt, dass innerhalb von drei Stunden im Einzugsgebiet der Zofinger Stadtbäche 85 bis 90 Millimeter Regen niederging. «Die Gebiete rund um Uerke und Köllikerbach wurden mit Niederschlagssummen von 70 Millimetern getroffen.»
Was bedeuten diese Zahlen? Der statistische Jahresniederschlag beträgt in Zofingen rund 990 Millimeter. Ryter ergänzt: «Seit 1883 werden in Zofingen die Tagessummen der Niederschläge gemessen. Am 8. Juli geht es um eine Tagessumme von 81 Millimetern – das sind 82 Liter pro Quadratmeter». In der 135-jährigen Zeitreihe der Messungen das drittgrösste Ereignis – und das einzige, das auf ein einzelnes Gewitter zurückzuführen ist.
«Das ist über dem Durchschnitt der in den 100 Jahren registrierten Ereignisse», stellt auch Tschannen fest. Deshalb werden keine flächendeckenden Schutzmassnahmen ins Auge gefasst. Im dichten Siedlungsgebiet und angesichts der Kosten eines noch besseren Hochwasserschutzes stellt die 100-Jahr-Marke eine Trennlinie dar. Dies insbesondere auch, weil das Zofinger Hauptgewässer Wigger an den Überflutungen nicht beteiligt war.
Das Fazit? In der Kurzversion: Das Ereignis war aussergewöhnlich – Starkregen führte zu überlasteten Bächen und Gerinnen, starkem Oberflächenabfluss und Rückstau in den Kanalisationen. Das Ereignis werde sorgfältig analysiert, um die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen – die Gefahrenkarte Hochwasser gegebenenfalls angepasst. Was bereits fest stehe: «Mit der Gefahrenkarte und dem integralen Hochwassermanagement verfügt der Kanton Aargau über eine gute Grundlage und die richtigen Instrumente», sagt Tschannen.
Bilder vom Zivilschutzeinsatz in der Rosenzucht Koller in Uerkheim:
Das Baubewilligungsverfahren müsse in Bezug auf die Hochwassergefährdung nicht verschärft werden. Diese Aussage gilt laut Tschannen allerdings eher allgemein – und bezieht sich nicht auf die einzelne Parzelle. Dazu Ryter: «Die Besitzer betroffener Gebäuden sollten für die Zukunft Massnahmen ergreifen». Das Versicherungsamt unterstütze «notwendige und wirksame Massnahmen zum Schutz von Objekten» mit bis zu 40 Prozent der Kosten. Versicherungen könnten auf Mehrfachgeschädigte sogar «sanften Druck» ausüben, ergänzt Ryter.
Tschannen, Projektleiter beim Kanton, war privat auch schon Überflutungsopfer. «Der Keller stand unter Wasser – Heizung und Boiler waren kaputt.» Die neuen Anlagen stehen bei Tschannen nicht mehr auf dem Kellerboden, sondern erhöht auf massiven Sockeln. Dies so zu machen, rät er allen Hochwassergeschädigten.