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Die Strompreise im Aargau dürften leicht sinken. Grund ist der tiefe Eurokurs, der den Strompreis drückt, wie es beim Verband Aargauischer Stromversorger heisst. Dieser ist zudem skeptisch gegenüber der letzten Phase der Strommarktöffnung.
Im Aargau versorgen die AEW Energie AG sowie 107 lokale und regionale Stromversorger ihre Kunden mit Strom. 103 lokale und regionale Werke, die zusammen 260 000 Privat- und Firmenkunden versorgen, sind im Verband Aargauischer Stromversorger (VAS) zusammengeschlossen.
Mit Blick auf ihre Generalversammlung am 11. Juni in Lenzburg haben sie eine gute Botschaft für die Kundinnen und Kunden. VAS-Präsident Markus Blättler geht davon aus, «dass die Strompreise auch nächstes Jahr noch einmal leicht sinken werden». Dies sagte er an einer Medieninformation in Lenzburg. Grund ist der tiefe Eurokurs, der auch auf den Strompreis drückt.
Aber sinkt der Gesamtpreis, den die Kundinnen und Kunden zahlen, dann wirklich? Am 1. Januar 2015 war der tiefere Preis für den Strom ja durch höhere Netznutzungsentgelte und höhere Abgaben für die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) faktisch wieder aufgehoben worden.
VAS-Geschäftsführer Ruedi Zurbrügg geht derzeit davon aus, dass die Kosten für die Netznutzung per 1. Januar 2016 nicht oder nur wenig steigen, die Kunden also tatsächlich leicht sinkende Preise bekommen dürften.
Um wie viel der Preis sinkt, können derzeit weder Blättler noch Zurbrügg sagen, stehen wir doch erst in der Mitte des Jahres. Die lokalen und regionalen Stromversorger haben fast keine eigenen Kraftwerke.
Jahrzehntelang war dies ein Nachteil, liess sich damit doch viel Geld verdienen. Jetzt, wo der Strompreis so tief ist, dass manchenorts nicht einmal mehr Wasserkraft rentiert, ist im Vorteil, wer keine eigenen Werke hat.
Der Aargauer Verband ist von der letzten Phase der sich abzeichnenden gänzlichen Strommarktöffnung alles andere als begeistert. Für Grossabnehmer mache das Sinn, für Kleine nicht.
Blättler glaubt, dass die meisten Kleinkunden, die sich dann wie Grossbezüger den Anbieter selbst aussuchen können, nichts davon haben. Das zeigten die Erfahrungen in Deutschland.
Blättler: «Ausser dass Sie dann nebst Callcenter-Anrufen für Krankenkassen auch noch solche für Stromanbieter bekommen.» Als Kompromiss schlägt der VAS vor, die 100 000-kWh-Grenze, ab der ein Verbraucher heute schon den Stromlieferanten selbst aussuchen kann, auf 50 000 kWh zu senken.
Zur Veranschaulichung: 100 000 kWh benötigt eine grössere Schreinerei, bei einer Grenze von 50 000 kWh könnte neu etwa auch eine Bäckerei profitieren. Zum Vergleich: Ein Einfamilienhaus benötigt rund 5000 kWh pro Jahr.
Sollte der Markt weiter geöffnet werden, verlangt der VAS gleiche Spiesse für alle. Im Kanton Zürich zahlen lokale Elektrizitätswerke nämlich keine Steuern.
Diejenigen im Aargau, die als Aktiengesellschaft oder als Genossenschaft organisiert sind, aber schon.
Blättler: «Der Strom ist in Zürich etwas günstiger als im Aargau. Die Steuern machen einen substanziellen Teil des Preisunterschieds aus. Damit in einem offenen Markt alle gleich lange Spiesse haben, verlangen wir, dass künftig alle gleich zu behandeln sind.»