Startseite
Aargau
Kanton Aargau
Ein anonymes Komitee will die Wahl von Christina Koenig verhindern – nun nimmt die reformierte Pfarrerin Stellung.
Die am Sonntag in Rothrist anstehende Pfarrwahl von Christina Koenig sorgt seit einigen Tagen für Aufregung. Ein anonymes Komitee hat die reformierte Kirchenpflege aufgefordert, von ihrer Kandidatin abzusehen, die Wahl gar zu verschieben. In verschiedenen Mails werden der Pfarrerin Geschehnisse aus der Vergangenheit vorgeworfen (wir berichteten).
Christina Koenig: Mich erstaunt, dass innerhalb der Kirche so etwas gemacht wird, und erst noch anonym. Bei uns geht man doch eigentlich friedlich miteinander um, die christlichen Grundwerte sind Nächstenliebe, Menschenwürde und Wertschätzung. Ich habe mich gefragt, wer so etwas tut.
Ich glaube nicht, dass dieses Komitee aus Rothrist kommt. Ich denke, es ist jemand aus der Vergangenheit.
Zur Vergangenheit kann ich nur Folgendes sagen. Ich bin mir keiner Fehler bewusst. Es gibt subjektive Meinungsverschiedenheiten, was gut und schlecht ist. Beispielsweise predigt der eine so, der andere so.
Die Frage ist doch, wieso gibt es auf der Welt so viel Gewalt, Unwahrheiten und Verrat? Man kann nicht immer alles erklären. Vor zwei Jahren sind Gerüchte über mich verbreitet worden. Statt dass diese Leute nach der Wahrheit gesucht haben, klammern sie sich an Gerüchten fest. Es kann immer wieder vorkommen, dass irgendwelche Leute mal «ausflippen».
Ich äussere mich nicht mehr zu diesen Unterstellungen. Zu diesem Thema wurde vor zwei Jahren alles gesagt und publiziert. Diese Sache ist für mich abgeschossen.
Ich war in dieser Kirchgemeinde nicht als Pfarrerin tätig, das war mein Ex-Mann. Ich habe als Pfarrfrau ab und zu Stellvertretungen übernommen, das war Freiwilligenarbeit. Muss ich mich jetzt entschuldigen, dass ich als Pfarrfrau dort gewirkt habe? Das anonyme Komitee behauptet, dass es meine erste Stelle war und redet von einer dritten Chance in Rothrist. Das stimmt so nicht. Ich war in der Kirchgemeinde Staufberg nie angestellt.
Ich habe in den vergangenen eineinhalb Jahren andere Tätigkeiten ausgeübt. Nebst den Stadthausabdankungen in Zürich habe ich meine Mutter während acht Monaten zusammen mit meiner Familie gepflegt. Der Pfarrberuf ist für mich nicht nur ein Beruf, es ist für mich eine Berufung. Für die Stelle in Rothrist habe ich ein gutes Gefühl. Ich wollte in einem Teampfarramt mitarbeiten und mit dem Pfarrehepaar passt das gut zusammen.
Ich habe mehr als 20 Jahre Berufserfahrung und habe viel für Jung und Alt getan. Ich könnte ein Pfarrhauscafé in Rothrist einführen, meine Tochter würde DJ-Events für die junge Generation organisieren. Ich würde es schade finden, wenn ich mit meiner langjährigen Erfahrung nicht mehr als Pfarrerin arbeiten würde. Ich habe an all den Orten, wo ich angestellt war, Gutes getan. Ich hatte viele Anhänger und Leute, die Freude an meiner Arbeit hatten.
Nein, Rothrist kann nicht mit den Geschehnissen von vorher verglichen werden. Ich bin überzeugt, dass Rothrist das Richtige für mich ist.
Im Pfarrberuf steht man in der Öffentlichkeit und damit muss man umgehen können. Ich habe das Vertrauen, dass Gott mir auch in schwierigen Zeiten beisteht wie jetzt. Ich kann gut mit der Situation umgehen, weil ich unter anderem Coaching-Kurse besucht habe.
Ich hoffe, dass ich ab November meine Arbeit in der reformierten Kirchgemeinde Rothrist aufnehmen darf.
Ich würde wie jetzt weitermachen, noch meine Weiterbildung in Spitalseelsorge abschliessen. Dann würde ich mich für ein anderes Pfarramt bewerben oder im Coaching-Bereich einsteigen. Aber wie bereits erwähnt, mein Ziel ist es, als Pfarrerin in Rothrist zu wirken.
Christina Koenig ist 52 Jahre alt, geschieden und hat zwei erwachsene Töchter. Im Moment wohnt die Pfarrerin in Basel. Sie ist mehr als 20 Jahre als Pfarrerin tätig.
Sie absolvierte eine Ausbildung in der Spitalseelsorge und arbeitete fünf Jahre im Behindertenpfarramt. In den letzten Monaten war sie für Stadthausabdankungen in Zürich zuständig. Zudem hat sie eine Coaching-Ausbildung absolviert.