Startseite
Aargau
Kanton Aargau
Die Aargauer SP hat ihren Ständeratskandidaten nominiert: Cédric Wermuth setzt sich mit 105 zu 47 Stimmen gegen Yvonne Feri durch. Er sei der Kandidat, der die Wähler besser mobilisieren könne, sind seine Fürsprecher überzeugt.
Es war ein ausserordentlicher Parteitag, gestern Mittwochabend im Bullingerhaus in Aarau. Immerhin ging es darum, die Kandidatur für die Verteidigung des Ständeratssitzes der abtretenden Pascale Bruderer zu bestimmen. Die zwei Anwärter Yvonne Feri und Cédric Wermuth hatten offenbar mobilisiert. Mehr als 150 Delegierte waren gekommen, ein Aufmarsch, wie sie ihn noch nie erlebt habe, sagte Präsidentin Gabriela Suter.
Die Nomination eines Kandidaten oder einer Kandidatin für die Ständeratswahlen sei der Anfang des Wahlkampfs für die nationalen Wahlen 2019, sagte Dieter Egli, der SP-Vizepräsident. Oberstes Ziel der SP Aargau sei es, den vor drei Jahren verlorenen Nationalratssitz zurückzuholen und den Ständeratssitz zu verteidigen.
Damit war der Parteitag beim wichtigsten Traktandum des Abends angekommen. Die Haltung der Geschäftsleitung sei es, hier und heute nur eine Kandidatur zu beschliessen, stellte Suter klar.
Vor allem gehe es darum, dass am Ende des Abends die SP Aargau geeint hinter der Kandidatur stehen könne. Die Spannungen im Vorfeld des gestrigen Abends sollten keine Rolle mehr spielen, appellierte Suter an die Genossen. Deswegen war auch ein aussergewöhnliches Wahlprozedere vorgesehen, das genaue Stimmenverhältnis sollte nicht bekannt gegeben werden. Das war der Plan der Geschäftsleitung.
Ein bekanntes Stimmenverhältnis könne die Partei sogar auseinanderbringen und spalten, sagte Suter. «Was bringt es uns, wenn wir das genaue Stimmenverhältnis wissen?» Transparenz bringe das, tönte es aus dem Saal, alles andere sei nicht sozialdemokratisch.
Leo Keller (Aarau) stellte den Antrag, eine Wahl mit Verkündung des Stimmenverhältnisses durchzuführen. Eine knappe Mehrheit folgte ihm, so war klar: Das genaue Resultat würde bekannt gegeben.
Bevor sich die Kandidierenden selber vorstellten, sprach Pascale Bruderer. Die Vertretung der beiden Geschlechter sei ein Thema, auch bei der SP, sagte sie. Ein Kriterium, das für Wermuth oder Feri spreche, sei das Geschlecht aber nicht. Mit beiden Kandidierenden hätte die SP Aargau «absolute Chancen», den Sitz zu halten. Als besondere Qualitäten strich Bruderer Wermuths politisches Talent und Feris Exekutiverfahrung heraus.
Dann stellten sich die Kandidierenden selber vor. Yvonne Feri präsentierte sich den Genossinnen und Genossen als eine von ihnen. Ihr Lebenslauf sei dem vieler SP-ler sehr ähnlich, sagte sie. Und darum könne sie diese vertreten. Auch sie habe als Mädchen und Frau zurückstecken müssen, das habe sie zur Frauenrechtlerin gemacht. Es wäre ihr eine Freude, die Arbeit der abtretenden Anita Fetz (BS) als Feministin im Ständerat fortführen zu dürfen. «Ich bin stolz, im Frauenjahr hier vorne stehen zu dürfen», sagte sie.
Cédric Wermuth bemühte den Generalstreik vor 100 Jahren, dieser halte Lektionen für den Wahlkampf bereit. Die Linken hätten dann Chancen, wenn sie eine klare Botschaft aussenden. Mit Mut und Durchsetzungskraft könnten Anliegen durchgesetzt werden, die Politik müsse bei den Menschen stattfinden. All das könnte er bieten.
«Ich weiss, dass meine Kandidatur nicht der einfache Weg wäre», so Wermuth. Schliesslich hätten aus seiner Sicht die Medien bereits entschieden, gegen ihn mobil zu machen. Er bitte deshalb nicht nur um Unterstützung, sondern auch um Hilfe. Der Wahlkampf könne nicht die Aufgabe eines Einzigen sein, es brauche Geschlossenheit und Vertrauen.
Ganze 15 zweiminütige Voten wurden für die beiden Kandidierenden gehalten, der Tenor war auf beiden Seiten nicht überraschend: Die Frau Feri und das Zugpferd Wermuth wurden klar am häufigsten genannt. Viviane Hösli, Grossrätin und Präsidentin der SP Frauen Aargau, sagte aber auch, es gehe nicht nur um die Frauenfrage. Feri nur aufs Geschlecht zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht werden.
Sie sei seit 20 Jahren in der Gesundheits- und Gleichstellungspolitik unterwegs und das mit «einem klaren Kompass». Es brauche nicht nur mehr Frauen, sondern die besten Frauen. Das hätte man mit Yvonne Feri. Für sie spricht nach Ansicht anderer Unterstützer auch, dass sie mehr Erfahrung mitbringt und für Kontinuität sorgt.
Man könne vieles für oder gegen Wermuth sagen, fand Leo Keller. Aber es sei doch ganz klar, es sei Wermuth, der es schaffen würde, die Wähler an die Urnen zu bringen. Es gehe doch um die Frage, wer besser dafür geeignet sei, das katastrophale Resultat der nationalen Wahlen 2015 wieder gut zu machen.
Wermuth vertrete das ganze Spektrum der Partei, hiess es von anderen Befürwortern. Seine Kommunikationsfähigkeit und dass er unermüdlich für seine Anliegen arbeite, wurde betont. Viele Voten kamen dabei auch von Frauen, die sagten, dass mit Wermuth ein Feminist gewählt werden würde, sie ihn deswegen unterstützten.
Nach einigen Minuten des Auszählens verkündete Suter endlich das Ergebnis der Wahl. Cédric Wermuth gewann diese sehr deutlich mit 105 Stimmen, während Yvonne Feri lediglich 47 der anwesenden Genossen auf ihrer Seite hatte. Wermuth bedankte sich für das Vertrauen und bat um Unterstützung für seine Kandidatur.
Es sei jetzt Zeit, wieder zusammenzufinden. Die SP habe eine historische Chance, nach den Siegen bei den Grossrats- und Einwohnerratswahlen, auch im Ständerat erfolgreich zu sein. Feri gratulierte Wermuth zur Nomination. Er solle sich an sein Versprechen erinnern, sich für die Frauen einzusetzen, gab sie ihm neben einem Kaffeebecher mit auf den Weg.