Windisch
Bund will Amphitheater Vindonissa loswerden – aber wer soll es kaufen?

Der Bund will das 2000 Jahre alte römische Amphitheater Vindonissa verkaufen und favorisiert den Kanton Aargau und die Standortgemeinde Windisch als Käufer. Doch die beiden schieben sich gegenseitig die Position des möglichen Käufers zu.

Fritz Thut
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Amphitheater in Windisch
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Amphitheater Windisch
Das Militär im Windischer Amphitheater
Jehmsei Keo, Wushu-Kämpfer, im Amphitheater Windisch
Am 30. Juni 1992 trat Udo Jürgens im Bademantel vor das Publikum im Amphitheater in Windisch - und erklärt, das Konzert werde etwas später beginnen.

Amphitheater in Windisch

Keystone

Der Bund sucht derzeit einen Käufer für das älteste römische Amphitheater der Schweiz, das Amphitheater Vindonissa. Historische Bauten zu pflegen sei keine Kernkompetenz des Bundes, heisst es zur Begründung.

Konkret will sich der Bund im Rahmen der «Aufgabenüberprüfung 2010» von gewissen Liegenschaften aus dem Bereich Kultur trennen.

Jonas Spirig, Mediensprecher des Bundesamtes für Bauten und Logistik (BBL), bestätigt im Grundsatz einen Artikel von «Blick».

Mit dem Amphitheater in Windisch ist der Kanton Aargau von der «Verscherbelung von Kulturgütern» prominent betroffen. Das Theaterrund aus der Römerzeit war zwischen 2008 und 2010 von der Eidgenossenschaft aufwendig saniert worden.

Kein Handlungsbedarf beim Kanton

Während der Bund als Eigentümer weiterhin für den Unterhalt zuständig ist, wird die Anlage vom Kanton Aargau im Rahmen des Legionärspfades bespielt.

«Diese Zusammenarbeit mit dem Bund hat sich bisher bestens bewährt», hält Thomas Pauli, Leiter der Abteilung Kultur im Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS), gegenüber der az fest.

Die Aufteilung – Unterhalt durch den Bund, Geschichtsvermittlung durch den Kanton – ist derart eingespielt, dass Pauli von der Meldung über die geplante Veräusserung «völlig überrumpelt» wurde.

Entsprechend hat man bisher noch keine Überlegungen angestellt, ob man dieses älteste und grösste römische Theater in der Schweiz übernehmen wolle.

Unbestritten ist für Pauli das Vindonissa-Theater ein «wichtiges Baudenkmal». Aus diesem Grund werde man sich vom Kanton aus «einem Gespräch mit dem Bund nicht verschliessen»; er sehe jedoch im Moment «keinen Handlungsbedarf». Ein Kaufangebot von der Eidgenossenschaft ist bislang nicht in Aarau eingetroffen.

Windisch: «Eine Frage des Preises»

Weil sich die aktuelle Situation für den Kanton mit dem Museum Aargau, zu dem der Legionärspfad gehört, optimal präsentiert, ist für Kulturchef Pauli «die Motivation, das Amphitheater zu übernehmen, klein». Für ihn ist «die Gemeinde Windisch ein natürlicher Kandidat» für die Übernahme.

Dort sieht man die Situation grundlegend anders. Gemeindeammann Heidi Ammon würde als logisch erachten, wenn das Amphitheater wie andere Kulturstätten vom Kanton übernommen würde: «So würde eine Einheit hergestellt.»

Obwohl die Gemeinde Interesse an einem gepflegten Amphitheater habe, bestehe für Windisch «keine Dringlichkeit» für einen Kauf.

Ammon, sich von der Verkaufsabsicht des Bundes «nicht überrascht» zeigte, wartet auf allfällige Post aus Bern: «Wenn eine Anfrage kommt, werden wir uns im Gemeinderat darüber unterhalten.»

Gemeindeammann Heidi Ammon geht davon aus, dass der Bund hier eine ähnliche Lösung anstrebt wie mit dem Schloss Wildegg, das der Kanton Aargau 2012 für den symbolischen Betrag von einem Franken übernehmen konnte: «Auch beim Amphitheater wird es am Schluss eine Frage des Preises sein», sagt sie gegenüber der az.

Letzter Verkauf vor 117 Jahren

Das Windischer Gemeindeoberhaupt macht sich auch keine Sorgen, über eine allfällige Umnutzung des Gebiets, bei einem Verkauf an eine Drittpartei. Zu stark wiegen da Einschränkungen: «Das Objekt ist durch restriktive Auflagen geschützt.»

Beim letzten Handwechsel des römischen Theaters spielte der Schutzgedanke noch eine grössere Rolle. Die Eidgenossenschaft kaufte Vindonissa 1898, weil der damalige Besitzer drohte, einen Teil der Anlage zu sprengen.