Aus der Rekordzahl von 100 Weinen küren Fachexperten und Laien die vier Staatsweine für das Jahr 2015. Interessant: Die Laiengruppe kürt in drei von vier Kategorien die gleichen Weine zu Staatsweinen wie die Profis.
Aus grosser Not haben sie eine Tugend gemacht, die Aargauer Rebbauern. Sie sind sauer auf den Kanton, als die Regierung die Staatstrotte in Frick an das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) verkauft. Diese Krise hat das Fundament für einen genialen Anlass gelegt, der von immer mehr Weinbaukantonen kopiert wird. An der zehnten Kürung der Staatsweine auf Schloss Liebegg herrscht fröhliche Feststimmung, Weinbauern und Regierung liegen sich quasi in den Armen.
Ein friedlicher Wettkampf ist das Erfolgsrezept, das die Winzerinnen und Winzer zu immer neuen Höchstleistungen anspornt. Menge und Qualität sind merklich gestiegen: Von 93 auf 100 Weine, davon 17 Riesling-Sylvaner, 31 weisse und 22 rote Spezialitäten und 30 Pinot noir. «Wir können sogar dem Weinkönig Wallis das Wasser reichen», sagt ein selbstbewusster Finanzdirektor Roland Brogli. Das flüssige Gold sei so gut, dass wir es am liebsten selber trinken, lobt er die hervorragenden Tropfen.
Streng und beschwerlich ist die Arbeit der Weinbauern, im Rebberg, bei der Kelterung im Keller. Der Weg zum Staatswein ist es auch, vor allem für Rebbaukommissär Peter Rey und seine Helferinnen. In einer logistischen Meisterübung müssen sie Hunderte von Weinflaschen öffnen und zur Blinddegustation vorlegen. Weil die Augen der Experten aus der AOC-Kommission nicht verbunden sind, müssen die Gläser nummeriert werden. In zwei Tagen konzentrierter Arbeit werden die 16 besten Tropfen mit Augen, Nase und Gaumen ausgewählt, nur 4 bleiben pro Kategorie.
In der finalen Degustation ist eine 15-köpfige Jury aus Fachleuten und Laien arg gefordert. «Wir haben von all den feinen Duftnoten ordentlich die Nase voll -- im positiven Sinne natürlich», meint Roland Brogli dazu augenzwinkernd. Er gehört zu diesen Testern, die im Zentrum Liebegg vor jeweils vier Gläsern sitzen, die Weine mit Zunge und Gaumen bewerten müssen und doch nichts trinken dürfen. Sonst wären sie rasch ihrer Sinne beraubt und würden wohl immer bessere Noten verteilen. Im 20-Punkte-Schema bewerten auch Präsident Peter Wehrli vom Fachverband Aargauer Wein, Staatsschreiber Peter Grünenfelder und Grossratspräsident Markus Dieth die exzellenten weissen und roten Tropfen mit. Viermal sind 0 bis 5 Punkte zu vergeben, die meisten Weine landen in der Bandbreite zwischen 16 und rund 18 Punkten.
Höchst interessant am Resultat ist diese Tatsache: Die Laiengruppe kürt in drei der vier Kategorien Riesling-Sylvaner, weisse Spezialitäten, Pinot noir und rote Spezialitäten die gleichen Weine zu Staatsweinen, wie die Profis bei der Vorauswahl. Das Zeug zum Staatswein 2015 haben alle 16 Weine, oft liegt die Differenz zwischen Sieger und weiteren Rängen in wenigen Zehntelpunkten. Darum sind auch alle an der festlichen Übergabe auf Schloss Liebegg willkommen.
Geheim sind sie vorerst noch, die vier Staatswein-Gewinner. Erst zwischen den köstlichen Gängen aus der Eichberg-Küche Seengen lassen Claudia Penta vom Finanzdepartement und Weinakademikerin Lidwina Weh die Katze nach und nach aus dem Sack. Die Sieger Walter Deppeler aus Tegerfelden, Peter Wehrli aus Küttigen, Michael Wetzel aus Ennetbaden und Andreas Meier aus Würenlingen strahlen vor Glück. Im Wissen, dass ihr Wein bei Staatsempfängen gut ankommt und auch bei den Konsumenten gefragt sein wird.