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Kanton Aargau
Eine Befragung nach dem ersten Ständeratswahlgang zeigt, dass Wähler von SVP und FDP ihre Kandidaten am stärksten unterstützten. Auch bei SP und Grünen funktionierte der gegenseitige Support, keine grosse Rolle spielte im ersten Wahlgang die Frauenfrage.
Auch wenn Ständeratswahlen Personenwahlen sind: Die eigene Partei und die ideologische Orientierung waren jene Faktoren, welche das Resultat des ersten Wahlgangs für den Ständerat vom 20. Oktober am meisten beeinflusst haben. Zu diesem Schluss kommt die Auswertung einer Nachwahlbefragung des Zentrums für Demokratie (ZDA), welche der AZ vorliegt. Weil im bürgerlichen Aargau die Wählerschaft von FDP und SVP beinahe die Hälfte aller Urnengänger ausmachte, seien die Spitzenplätze von Thierry Burkart und Hansjörg Knecht garantiert gewesen. Burkarts Name stand auf rund 82500 aller Wahlzettel, das sind knapp 10000 Stimmen mehr, als der zweitplatzierte Hansjörg Knecht erreichte.
Dessen Polster auf Cédric Wermuth (SP), der an dritter Stelle lag, betrug 17300 Stimmen. Wermuth hat sich zurückgezogen, neben Knecht und Burkart sind noch die viertplatzierte Ruth Müri (Grüne), und Marianne Binder (CVP), die im ersten Wahlgang knapp 4000 Stimmen weniger als Müri erreicht hat, für den zweiten Wahlgang vom kommenden Sonntag im Rennen.
Alle Kandidatinnen und Kandidaten haben im ersten Wahlgang die Mehrheit der Stimmen ihrer eigenen Partei erhalten. Die ideologische Orientierung spielte vor allem bei der Abgabe der zweiten Stimme, die laut Umfrage in den allermeisten Fällen abgegeben worden ist, eine entscheidende Rolle. Hier wurde meistens jene Kandidatur unterstützt, die der eigenen Partei am nächsten steht. So haben 67 Prozent der SVP-Wählenden auch Thierry Burkart gewählt. Umgekehrt haben rund 41 Prozent jener, die FDP wählen, Knecht eine Stimme gegeben. Knecht/Burkart war denn auch die häufigste Kombination bei den zwei zu vergebenden Stimmen.
Obwohl der bürgerliche Schulterschluss zwischen FDP und SVP ausblieb und die Kandidaten eigenständig auftraten, wurde das Duo auf 32,9 Prozent aller Stimmzettel aufgeführt. Gar Spitzenkandidat war Knecht für die EDU-Wähler: 97 Prozent haben sich für den SVP-Kandidaten entschieden, was dem höchsten Fremdstimmenanteil für einen Kandidaten insgesamt entspricht. Dafür konnte Knecht in der Mitte nicht überzeugen, lediglich 13 Prozent der CVP-Wählenden und nur 11 Prozent von der BDP schrieben seinen Namen auf den Wahlzettel.
Das ist auch der Grund dafür, warum Burkart trotz des grösseren SVP-Wählerpotenzials das bessere Resultat erzielt hat als Knecht. Der Kandidat der Freisinnigen wurde breit gewählt, er hatte Unterstützung von den Wählern der CVP (34 Prozent) und 25 Prozent von den Grünliberalen. Nicht einmal die SP-Wähler liessen Burkart vollständig links liegen: 14 Prozent von ihnen gaben ihm eine Stimme.
Links-Grün hatte für die Nationalratswahlen eine Listenverbindung. Dennoch haben die Wählenden von SP und Grünen den Ständeratskandidierenden der jeweils anderen Partei weniger häufig die Stimme gegeben, als dies im rechtsbürgerlichen Lager der Fall war: Ein «linkes Ticket» wurde nur knapp 14- von 100-mal gewählt. Cédric Wermuth erreichte zwar 65 Prozent der Grünen-Wähler, Ruth Müri aber nur 53 Prozent jener der SP. Fast jeder zweite SP-Wähler schrieb also einen anderen Namen auf die zweite Linie oder liess sie leer. Dafür hat Müri 27 Prozent der Grünliberalen abgeholt, fast gleich viel wie Wermuth (30 Prozent). Von der CVP gaben Müri 12 Prozent ihre Stimme, an Wermuth gingen 15 Prozent.
Klar punkten konnte Ruth Müri bei den jungen Wählerinnen und Wählern. 32 Prozent der zwischen 18- und 29-Jährigen gaben der Grünen eine Stimme. Bei den über 70-Jährigen waren es nur 10 Prozent. Müri war zudem die Favoritin der Auslandschweizer, fast 37 Prozent dieser Stimmen gingen an sie und auch 27 Prozent der Frauen wählten die Grüne. Damit liegt Müri in dieser Kategorie auf dem vierten Platz hinter Burkart (39 Prozent Frauenstimmen), Wermuth (33 Prozent), Knecht (32 Prozent) – aber vor CVP-Kandidatin Marianne Binder (19 Prozent). Klar gewählt wurde Binder dafür von den Katholiken, ein knappes Drittel wollten sie im Ständerat. Soziale Merkmale wie Alter, Geschlecht oder sozialer Status seien indes von sekundärer Bedeutung, heisst es von Seiten des ZDA.
Marianne Binder wollte vor allem die Mitte-Wähler abholen. Das ist ihr nur bedingt gelungen. Zwar holte sie 76 Prozent der CVP-Stimmen, GLP-Wähler bevorzugten aber neben ihrem eigenen Kandidaten Beat Flach eher Ruth Müri oder Cédric Wermuth und gaben der CVP-Kandidatin nur 21 Prozent der Stimmen. Auch BDP-Wähler unterstützen nicht in erster Linie Binder (16 Prozent), sondern Burkart. Am meisten Fremdstimmen holte Marianne Binder dafür bei der FDP (23 Prozent). SP-Wähler gaben ihr in 14 Prozent der Fälle ihre Stimme, die Grünen in 11.