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Open Air Obrasso Classic Events verzichtet auf weitere Durchführung des Moonlight Festivals.
«Es schmerzt, dennoch gibt es künftig kein Moonlight Festival mehr in Zofingen», sagt Werner Obrecht. Der Inhaber der Luzerner Obrasso Classic Events GmbH hat seit 2007 das mehrtägige Open Air in Zofingen organisiert. Ende diesen Augusts hat mit der elften Austragung nun zugleich auch die allerletzte stattgefunden. Das Aus kommt nicht unerwartet, die Finanzen bereiteten dem erfahrenen Geschäftsführer und Festivalleiter zunehmend Sorgen. «Wir waren uns bewusst, dass der Aufbau eines Festival Investitionen erfordert. Jedes Jahr ein Defizit von 10 000 bis 30 000 Franken auf sich zu nehmen, ist für unsere Firma jedoch nicht länger tragbar und spricht völlig gegen unsere langfristige Wachstumsstrategie», erklärt Werner Obrecht.
Ein Rückblick zeigt, dass es an Neuerungen und Anpassungen des Open Airs nicht fehlte. Anlässlich der letztjährigen zehnten Auflage wurde der Name von Moonlight Classics auf Moonlight Festival geändert und das Programm mit Schweizer Volksmusik erweitert. Heuer gab es eine Programmstraffung von vier auf drei Konzerttage. Gestrichen wurde die Sonntagsmatinee. «Von Anfang an hatten wir am Sonntag besuchermässig am meisten Mühe», erklärt Obrecht. Bei den ersten «Moonlights» in Zofingen standen im Jahr 2007 von Donnerstag bis Samstag drei Konzerte und zwei am Sonntag im Angebot.
Die Anzahl Besucher konnte von 2500 auf 3600 gesteigert und mehr oder weniger gehalten werden. Die erwünschte Marke von 4000 Zuhörern wurde aber nie geknackt. Im Gegenteil, dieses Jahr verzeichnete das Moonlight Festival an den drei anstatt vier Konzerten 2600 Besucher. «An der Musikqualität lag es nicht, die war bei uns immer hoch», betont Werner Obrecht. Dafür sorgten internationale Interpreten, die mit populärer Klassik, gehobener Unterhaltungsmusik und erstklassiger Volksmusik unterhielten. Unter anderem die Schweizer Opernsängerin Noëmi Nadelmann (2007), das italienische Ensembles Rondo Veneziano (2016) und heuer «Oesch’s die Dritten» auf.
«Sich immer wieder neu ausrichten, ist ein Muss in unserer hart umkämpften Branche. Das Angebot an Veranstaltungen ist in den letzten Jahren extrem gewachsen», sagt Obrecht, der seit 25 Jahren im Konzert- und Eventbusiness tätig ist. Um die Sitzreihen Konzert für Konzert zu füllen, rührt die Obrasso Classic Events GmbH, die jährlich gegen 50 Veranstaltungen in verschiedenen Städten organisiert, gehörig die Werbetrommel. So auch für das Zofinger Festival, dessen Gesamtbudget sich um 350 000 Franken bewegte. Um alles finanzieren zu können, konnte Obrecht seit Anbeginn bei den «Moonlights» auf Partner und Sponsoren wie beispielsweise die Raiffeisenbank Region Zofingen, die Stadt Zofingen, die Rothrister Rivella AG, die Safenwiler Emil Frey AG und die Sonderegger Facility Services aus Wangen zählen.
Bis zu seiner elften Austragung konnte sich gemäss Obrecht das Festival zusammen mit starken und verlässlichen Partnern als Sommerevent mit nationaler Ausstrahlung etabliert. Doch einige der Sponsorenverträge liefen in diesem Jahr aus und konnten nicht erneuert werden. «Den Ausfall mit neuen Sponsoren zu kompensieren, ist uns leider nicht gelungen.» Dabei liessen Obrecht und sein Team nichts unversucht. Doch ihre Beitragsgesuche hätten der Aargauer Lotteriefonds sowie das Aargauer Kuratorium mit Absagen beantwortet. «Ein erneutes Gesuch vor ein paar Monaten, führte leider nicht zum erhofften Ergebnis, den Fortbestand des Moonlight Festivals sichern zu können», bedauert Obrecht. Die Begründung, dass seine Firma ein professioneller Veranstalter ist, kann er nicht nachvollziehen. «Es ist eine Illusion zu glauben, dass wir solche Anlässe alleine finanzieren können.»
Die Besonderheit des Moonlight Festival war, das Werner Obrecht es als «einziges Open Air mit Trockenwettergarantie» anpries. Jahr für Jahr baute er mit seinen Mitarbeitern in Zofingen die Infrastruktur doppelt auf. So standen je 1000 Sitzplätze, samt Technik und Barbetrieben draussen auf dem Kirchplatz und drinnen in der Mehrzweckhalle des Bildungszentrums bereit. «Die beiden Austragungsorte waren ein von der finanziellen Seite erheblicher Posten, doch unsere Konzerte fanden dafür immer statt.» Denn bei regnerischem Wetter gibt Obrecht zu bedenken, würden einige Orchester der Instrumente und damit auch des Klangs wegen gar nicht draussen auftreten.
Auf Unverständnis stösst bei Obrecht der stetig steigende administrative Aufwand in verschiedenen Bereichen, durch den die allgemeinen Kosten wachsen. «Neben Sicherheits- und Parkkonzepten benötigten wir diverse Bewilligungen fürs Feuerwerk. Seit dem ersten Festival im Jahr 2007 sind die allgemeinen Unkosten um mehr als 10 000 Franken angestiegen.»
Ob Werner Obrecht je wieder das Moonlight Festival in Zofingen aufleben lässt, weiss er nicht. «Wir konzentrieren uns auf unsere starke Position als Konzertveranstalter im KKL Luzern sowie in Zürich und Bern.»