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Christine Egerszegi tritt 2015 nicht mehr an. SVP und CVP werden versuchen, der FDP den Ständeratssitz abzujagen. Wer könnte ins Rennen steigen? Eine Kandidatenschau.
Am 18. Oktober 2015 finden die nächsten National- und Ständeratswahlen statt. Dies scheint noch weit weg. Doch in den Parteien läuft die Planung bereits an (vgl. Box).
2015 wird im Ständerat ein Sitz neu zu vergeben sein, da die Bisherige Christine Egerszegi (FDP) nicht mehr antritt. Die 2011 schon im ersten Wahlgang gewählte Pascale Bruderer (SP) hat ihren Sitz wie einst Maximilian Reimann (SVP) auf sicher.
Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Aargau werden SVP, FDP und CVP den Kampf um den zweiten Sitz unter sich ausmachen. Natürlich werden auch kleinere und Kleinparteien Kandidierende stellen. Dies aber vorab, um die Bekanntheit ihres Spitzenkandidaten für den Nationalratswahlkampf zu erhöhen.
Mehrheitsfähige Kandidaten gesucht
Für Ständeratswahlen gelten andere Regeln als für Nationalratswahlen. Parteien, die einen der beiden begehrten Ständeratssitze erobern oder verteidigen wollen, müssen dafür ihre zugkräftigsten Politikerinnen und Politiker aufbieten, politische Schwergewichte, die zudem über die eigenen Parteisympathisanten hinaus punkten können. Kandidaten, die auf dem nationalen Parkett schon sehr präsent sind, profitieren ebenso wie Regierungsräte stark von einem Bekanntheitsbonus.
Der Berner-Bonus
Wer könnte Egerszegis Sitz erobern? In der FDP stehen drei Politiker weit vorn: Philipp Müller (61), Corina Eichenberger (59) und Thierry Burkart (38). Müller hat als FDP-Schweiz-Präsident mit Abstand den höchsten Bekanntheitsgrad. Er polarisiert aber. Ähnlich wie Pascale Bruderer hat indessen auch der bestgewählte FDP-Nationalrat 2011 enorm viele Stimmen auch ausserhalb der eigenen Partei geholt. Er hat also grosse überparteiliche Akzeptanz. Natürlich vorab in der SVP, er holte aber selbst in der SP über 2000 Stimmen.
Einen Berner-Bonus hat auch die einstige Grossratspräsidentin Corina Eichenberger als profilierte Sicherheitspolitikerin. Gerade im Ringen um den Gripen war sie national sehr präsent. Wie Müller stammt sie aus dem Westteil des Kantons. Das ist 2015 ein Vorteil, stammen doch Bruderer und Egerszegi aus dem Ostaargau. 2011 gab das nicht den Ausschlag.
2015 könnte es für den aufstrebenden Politiker und neuen Grossratspräsidenten Thierry Burkart aus Baden jedoch ein Handicap sein, falls ihn die Freisinnigen auf den Schild heben wollten. Er war auf der Nationalratsliste schon 2011 erster Ersatz. Eine Nomination Burkart (auch er holte 2011 deutlich Stimmen über seine Partei hinaus) stünde für einen Generationenwechsel. Als TCS-Vertreter hatte er schon etliche nationale Auftritte, hat aber noch nicht denselben nationalen Bekanntheitsgrad wie Müller und Eichenberger.
Die SVP in den Startlöchern
Von der Parteistärke her müsste eigentlich die SVP den zweiten Sitz holen. Aber mit wem? Nationalrat Ueli Giezendanner (60) kandidierte 2011 für den Ständerat, sagte damals aber auch, dass er bei einem Misslingen 2015 nicht noch einmal für die kleine Kammer antreten würde.
Der nach Maximilian Reimann (71) drittbest gewählte Nationalrat, der Aussen- und Ausländerpolitiker Luzi Stamm (61) hat das Handicap, dass er einst als Regierungsratskandidat unterging. So rückt Sylvia Flückiger (61) in den Fokus. Sie ist als Vizepräsidentin des Aargauischen und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Gewerbeverbandes breit abgestützt. 2012 war sie eine heisse Kandidatin für das Präsidium des Schweizerischen Gewerbeverbandes. Sie kommt aus dem Westaargau.
Sollte die SVP auf einen Generationenwechsel setzen wollen, stünden Nationalrat Hansjörg Knecht (53) oder Parteipräsident Thomas Burgherr (51) im Vordergrund. Knecht, Präsident des Hauseigentümerverbandes, konnte sich bislang national aber noch keineswegs so profilieren wie zuvor im Grossen Rat. Und Parteipräsidenten haben es in solchen Wahlen schwer. Immer wieder wechseln dafür Regierungsräte in die kleine Kammer.
Alex Hürzeler (48) hätte losgelöst von seinem Hauskauf hervorragende Chancen, falls er mal nach Bern wechseln wollte. Nach zwei Legislaturen wäre es dafür aber zu früh.
Bleibt die CVP
Ihr hat Maximilian Reimann 1995 den traditionellen Sitz abgejagt. Seither versucht sie, ihn zurückzuerobern. 1995 und 1999 scheiterte sie mit Josef Bürge bzw. Doris Leuthard nur knapp. Ruth Humbel kam 2003 noch auf den vierten, Esther Egger 2007 und Kurt Schmid 2011 nur noch auf den fünften Rang. Die CVP ist heute halt die kleinste der traditionellen Regierungsparteien.
Humbel (56) hat 2015 ihren Nationalratssitz auf sicher. Der oder die Ständeratskandidat/in hätte aber hohe Chancen, einen der 2011 verlorenen zwei CVP-Nationalratssitze zurückzuholen – zumal der wachstumsstarke Aargau 2015 erstmals 16 Sitze vergeben kann.
Das könnte für Kurt Schmid (59) eine Motivation sein, erneut in diese Schlacht zu ziehen. Will es der Präsident des Aargauischen Gewerbeverbandes nochmals versuchen? Die grösste nationale Bekanntheit aus der Nationalratsliste 2011 hat neben Humbel die ehemalige Kommunikationschefin der CVP Schweiz und heutige Grossrätin aus dem Ostaargau, Marianne Binder (55). Sehr breit akzeptiert ist zudem CVP-Finanzdirektor Roland Brogli (62). Falls den Fricktaler der Ständerats-Hafer stechen sollte, müssten sich andere bürgerliche Kandidaten warm anziehen. Sein Handicap: Er wird 2015 bereits 64 Jahre alt.