Corona-Infektion
Aargauer Polizeisprecher in Ischgl mit Corona-Virus infiziert: «Jetzt heisst es zu Hause bleiben»

Max Suter aus Aarau hat sich in den Skiferien im österreichischen Ischgl angesteckt – jetzt ruft er die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben und Abstand zu halten.

Toni Widmer
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Anfang März genoss Max Suter noch die Ferien im österreichischen Ischgl. Jetzt ist der Polizeisprecher daheim in Quarantäne und auf dem Weg zur Besserung.

Anfang März genoss Max Suter noch die Ferien im österreichischen Ischgl. Jetzt ist der Polizeisprecher daheim in Quarantäne und auf dem Weg zur Besserung.

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«Wie schnell sich das Virus verbreitet, habe ich selber erlebt. Ich gebe allen den guten Rat, sich unbedingt an die Weisungen des Bundesrates zu halten. Es ist ganz wichtig, dass Abstand gehalten wird und, dass unnötige Treffen etc. abgesagt werden. Auch die alten Leute müssen jetzt zurückstecken. Alle diese Sprüche ‹ich bin gesund› gelten nun schlicht und einfach nicht mehr. Ob gesund oder nicht, jetzt heisst es zu Hause bleiben. Es gibt ja genügend Personen, die aufopfernd helfen. Wir müssen hier gemeinsam durch und können das Virus nur stoppen, wenn wir uns alle an die Verhaltensregeln halten.»

Es ist ein eindrücklicher Appell, mit dem sich der 65-jährige Aarauer Max Suter an die Öffentlichkeit richtet. Der kurz vor der Pensionierung stehende Kriminalbeamte, langjährige Pressesprecher der Aargauer Kantonspolizei und Aarauer Einwohnerrat hat sich in seinem Skiferien im österreichischen Ischgl mit dem Corona-Virus infiziert und sitzt zurzeit zu Hause eine zweiwöchige Quarantäne ab.

«Ich habe Urlaub in Ischgl nicht als Risiko gesehen»

Für den umtriebigen Mann eine einschneidende Erfahrung, doch er hält sich strikte an die Weisung seines Arztes: «Ich bin eigentlich ein aktiver Mensch und ständig unterwegs. Das Stillsitzen ist jetzt schon etwas anderes. Aber zurzeit ist das die wichtigste Massnahme und die muss ohne Wenn und Aber eingehalten werden. Auch meine Kollegen halten sich strikte daran», sagt Max Suter.

Seine traditionellen Skiferien von anfangs März in Ischgl hat er vorab nicht als problembehaftet erachtet: «Meine Freunde und ich haben den Urlaub nicht als Risiko gesehen, zumal bei unserer Abreise keine Fälle bekannt waren und die Situation noch keineswegs eskaliert war.» Mittlerweile berichten verschiedene Medien davon, dass man im legendären Tiroler Ferienort das Corona-Virus offenbar (zu) lange nicht ernst genommen haben. In den letzten Wochen hätten sich dort Dutzende, wenn nicht sogar Hunderte von Urlaubern angesteckt.

Max Suter sagt dazu: «Ob die Behörden im Tirol das Virus nicht ganz ernst genommen haben, ist schwer zu sagen. Es ist so, dass ja nun auch das Land Vorarlberg stark betroffen ist. In Ischgl ist im März traditionell starker Saisonbetrieb und es waren Tausende von Touristen aus vielen Ländern dort. Am Sonntag, 8. März, wurde die erste Après-Ski Bar geschlossen. Leider ging es dann Schlag auf Schlag. Innerhalb kurzer Zeit wurde gemeldet, dass sich mehrere Skilehrer sowie auch Taxichauffeure angesteckt hätten. Wohl auch vom jungen Partyvolk, das munter durch das Dorf zirkuliert ist, wurde das Virus offenbar extrem schnell verbreitet.»

Nach Hause gereist und in Quarantäne begeben

Am Donnerstag, 12. März, hätten sich dann die Kellner bei Max Suter und seinen Freunden gemeldet und ihnen eröffnet, dass sie alle positiv auf das Corona-Virus getestet worden seien und sich in Quarantäne befänden. Die Clique habe sich dann entschlossen, den Urlaub abzubrechen, nach Hause zu fahren und sich dort in eigener Verantwortung in Quarantäne zu begeben.

Bald war dann klar, dass sich auch Suter und einige seiner Kollegen in Ischgl angesteckt haben. Beim Kantonspolizisten äussert sich die Krankheit immer noch in einem starken Husten. Das anfängliche Fieber und die Gliederschmerzen hingegen sind bereits am Abklingen. Max Suter ist zuversichtlich, das Gröbste überstanden zu haben und bald wieder gesund zu sein.

Seit 40 Jahren als Polizist im Aargau tätig

Max Suter ist, wie eingangs erwähnt, bei der Aargauer Kriminalpolizei in der Gruppe Leib und Leben tätig. Daneben arbeitet er seit Jahrzehnten auch als Pressesprecher der Kantonspolizei. Seine Polizistenlaufbahn hat er 1980 bei der Stadtpolizei Aarau begonnen und im April 1984 zur Kantonspolizei gewechselt. Von 1985 bis 1993 war er in Brugg tätig, von 1993 bis 1998 in Frick und seither bei der Kripo.

Ende Mai wird Max Suter offiziell pensioniert. Weil er noch Ferien und Überstunden einziehen muss, wäre jetzt seine letzte Arbeitswoche gewesen: «Ich hätte diese Woche letztmals Medienpikett geleistet. Dies hat sich nun leider zerschlagen.» Wie hat er den Mediendienst, der sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat, erlebt: «Ich war als nebenamtlicher Mediensprecher während vieler Jahren tätig und die Arbeit war spannend und interessant. Auch, wenn Journalisten uns Polizisten manchmal echt nerven können. Unsere Interessen sind halt nicht die gleichen. Die Medien wollen Infos und die Polizei zuerst ermitteln», erklärt Max Suter und zieht zum Abschied dennoch ein positives Fazit: «Ich denke, dass wir uns immer irgendwo gefunden und respektvoll zusammengearbeitet haben.»

Max Suter war als Kriminalpolizist und Ermittler in viele Delikte involviert, die nicht nur im Aargau, sondern oft auch landesweit für Schlagzeilen gesorgt haben. Gibt es Fälle, die ihm besonders in Erinnerung bleiben werden: «Jeder Fall war einzigartig aber vor allem jedes Tötungsdelikt. Wir haben ein so gutes Team von Ermittlerinnen und Ermittlern, dass es für mich bis zum Schluss eine Freude war, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten.»

Für die SVP in Aarau ist Max Suter bereits Einwohnerrat. Hat er für die Zeit seiner Pensionierung noch weitere politische Pläne. «Ja», sagt er, «als Polizist konnte ich zwar im Einwohnerrat Aarau Einsitz nehmen, jedoch nicht für den Grossen Rat kandidieren. Da ich nun pensioniert werde, stelle ich mich auf der SVP-Grossrat-Liste für dieses Amt zur Verfügung. Ich hätte ja dann die Zeit.»