Verkehr im Aargau
6-Spur-Autobahn im Aargau: In 30 Jahren überdimensioniert?

Grossräte fragen, welche CO2-Folgen der Sechsspurausbau hat und ob der Verkehr deshalb abnehmen könnte.

Mathias Küng
Drucken
Da die A1 überlastet ist, wurden punktuell schon Pannenstreifen zur zusätzlichen Spur umfunktioniert, wie hier vor der Ausfahrt Aarau-Ost. (Archivbild)

Da die A1 überlastet ist, wurden punktuell schon Pannenstreifen zur zusätzlichen Spur umfunktioniert, wie hier vor der Ausfahrt Aarau-Ost. (Archivbild)

Eigentlich hatte der Bundesrat – damals war noch Doris Leuthard zuständig im Verkehrsdepartement – beim Ausbau der A1 im aargauischen Mittelland keine Eile. Und das, obwohl die Ost-West-Verkehrsschlagader heute schon immer häufiger ans Limit kommt. Erst auf massiven Druck der Aargauer Regierung und von Aargauer Parlamentariern lenkte der Bund schliesslich ein, den Ausbau auf sechs Spuren früher an die Hand zu nehmen. Schon 2014 hatte zudem auch der Grosse Rat den Bund via Standesinitiative aufgefordert, mit höchster Priorität diesen Sechsspurausbau voranzutreiben. Jetzt gilt dafür zwischen Aarau-Ost und Birrfeld neu der Realisierungshorizont 2030.

Für die Grossräte Maurus Kaufmann (Grüne) und Uriel Seibert (EVP) gilt der Sechsspurausbau denn auch bereits «als Paradebeispiel dafür, was politisches Lobbying des Kantons auf Bundesebene auslösen kann». Da ein solches Infrastrukturprojekt den Raum über Jahrzehnte prägt und das Verhalten beeinflussen kann, gelangen sie jetzt mit einer Interpellation an die Kantonsregierung.

Sie fragen, ob die Kapazität der Zubringerstrassen da mithalten könne. Damit eine höhere Kapazität auf der A1 die Staustunden im Aargau zwischenzeitlich reduzieren kann, müsse die Infrastruktur bei den Zubringern den Aargauer Verkehr auch bewältigen können, halten sie fest.

Kaufmann und Seibert erinnern daran, dass sich die Schweiz zu einer klaren Reduktion ihres CO2-Ausstosses verpflichtet hat. Das werde auch zu Veränderungen im motorisierten Individualverkehr (MIV) führen. Unter anderem beispielsweise hinsichtlich der Antriebstechnologie, aber wohl auch zu einer Abnahme der Anzahl Fahrzeuge beim MIV, vermuten die beiden. Insofern fragen sie sich, «ob Autobahnen im heutigen Stile zu den künftigen Mobilitätsformen noch passen werden und ob in dreissig Jahren eine sechsspurige Autobahn allenfalls nicht überdimensioniert sein wird». Ausserdem tue sich bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen bisher insbesondere der Verkehrssektor schwer. Insofern fragen sich die Interpellanten, ob solche Projekte nicht kontraproduktiv seien, beziehungsweise ob anlässlich des Sechsspurausbaus «besondere Massnahmen zur Förderung CO2-neutraler Mobilität angedacht sind oder erdenklich wären».

Entwicklungen im Bereich «Cargo sous Terrain»: Mit dem Projekt «Cargo sous Terrain» (das ist der Plan einer unterirdischen Güterbahn, zu dem derzeit eine Vernehmlassung stattfindet) könnte ein markanter Teil der auf der A1 transportierten Güter verlagert werden, erwarten die beiden Grossräte.

Was heisst dies fürs CO2?

Jetzt wollen sie von der Regierung Antworten, welche Auswirkungen auf das Gesamtverkehrsaufkommen (sowohl auf der A1 als auch auf Kantonsstrassen in der Umgebung) durch den Ausbau der A1 zu erwarten sind. Sie wollen aber auch wissen, auf welche Referenzen sich der Kanton bei seinen Antworten stützt. Und inwiefern in der Vergangenheit Prognosen zutrafen oder eben nicht. Im Weiteren soll er darlegen, inwieweit der Ausbau mit den Klimazielen zusammengehe oder eben nicht. Dann fragen sie nach einer Einschätzung der Entlastungswirkung der A1 durch «Cargo sous Terrain» (sofern dieses realisiert wird).

Was heisst es für Zubringer?

Schliesslich fragen die beiden, was der Ausbau bei den Zubringerstrassen auslöst. Bekannt seien bereits Projekte in Hunzenschwil sowie zwischen Suhr und Oberentfelden. Zudem, mit welchen Folgekosten Kanton und allenfalls Gemeinden zu rechnen hätten.

Die wohl schwierigste Frage stellen die beiden zum Schluss. Sie wollen nämlich wissen, mit welchen Massnahmen «aus Sicht des Regierungsrates die Verkehrsnachfrage oder allgemein die Auslastung der A1 auch ohne Ausbau reduziert werden» könnte.